Umfrage: Mehrheit der Deutschen geht Energiewende zu langsam

Berlin (dpa) – Einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zufolge ist ein Großteil der Deutschen mit dem Tempo der Energiewende unzufrieden. So gehe 78 Prozent der Menschen im Land der Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energien zu langsam voran. Das seien sieben Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Für die Erhebung wurden im Januar und Februar insgesamt 1008 Menschen telefonisch befragt.

«Damit die Energiewende gelingt, müssen der Verbrauch fossiler Energien massiv gesenkt und die Energieeffizienz insgesamt gesteigert werden», sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann. «Die Menschen in Deutschland können und wollen ihren Teil dazu beitragen – brauchen aber praktische Hilfestellung und Unterstützung.» Weiterlesen

Hohe Akzeptanz für Bau von Windrädern und Stromtrassen

Stuttgart (dpa) – Die Bereitschaft der Menschen, in ihrer unmittelbaren Nähe Windenergie- und Solaranlagen sowie Stromtrassen zu akzeptieren, ist laut einer Umfrage hoch. So gaben 82 Prozent der Befragten an, mit solchen Anlagen einverstanden zu sein, wenn es für die Versorgungssicherheit erforderlich ist, wie das Beratungsunternehmen EY in Stuttgart mitteilte.

Mehr als die Hälfte der Befragten stimmte der Aussage zu, dass die Politik angemessene Maßnahmen für die Sicherung der zukünftigen Energieversorgung ergreift. Die Antworten sind Teil einer Umfrage, die für das «EY Energie-Radar» durchgeführt worden ist. Weiterlesen

Kohleausstieg: Habecks Spagat in der Lausitz

Von Silke Nauschütz und Andreas Hoenig, dpa

Spremberg (dpa) – Das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe läuft auf Hochtouren, schon von weitem sind die großen Kühltürme zu sehen, riesige Dampfwolken entweichen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck steigt aus dem Auto und geht vorbei an Auszubildenden und Mitarbeitern, die sich am Kraftwerk versammelt haben. Sie haben viele Fragen an den Grünen-Politiker. «Zukunft hier? Zukunft wir?», steht auf Plakaten, die junge Frauen halten. Bis 2038 sollen die Leag-Kraftwerke am Netz bleiben, als die letzten in Deutschland – so sieht es die geltende Gesetzeslage vor. Wenn es nach Habeck geht, soll aber schon 2030 Schluss sein, wie im Rheinischen Revier. In der Lausitz formiert sich längst der Widerstand.

Eigentlich will Habeck am Mittwoch bei einem Besuch in der Lausitz eine Reise in die Zukunft machen. Im Zuge des tiefgreifenden Strukturwandels soll eine Modellregion der Energiewende entstehen. Und so übergibt der Gast aus Berlin am Morgen einen Förderbescheid in Höhe von 28,5 Millionen Euro für ein Wasserstoff-Speicherkraftwerk. Es soll bis 2025 gebaut werden und einer der «Leuchttürme» beim Strukturwandel werden, für den der Bund Milliarden ausgeben will. Für Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) ist das Pilotprojekt eine Blaupause für die Kraftwerke der Zukunft.

Aufbau statt Ausstieg

Es werde immer gerne über einen Ausstieg debattiert, es gehe aber um einen Aufbau, sagt Habeck. Er lobt den «unbedingten Willen» der Projektgesellschaft, etwas Neues entstehen zu lassen. Das Pilotprojekt drohte zweimal an der Finanzierung zu scheitern, nun kann es offiziell starten – zufriedene Gesichter im Industriepark.

Am Kraftwerk Schwarze Pumpe ist die Lage eine andere. Habeck wird von jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Betreibers Leag empfangen, die sich um ihre Zukunft sorgen. Deren Sprecherin Linda Rudolph hat auf einem Pappschild einen Vertragstext mitgebracht und will Habeck überreden, diesen zu unterschreiben, am Ende erfolglos. Zentraler Punkt: Der gesamtgesellschaftliche Konsens zum Kohleausstieg soll nicht in Frage gestellt werden.

Das zielt auf die Arbeit der Kohlekommission mit Vertretern unter anderem aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Kommunen der ein Ende der klimaschädlichen Kohleverstromung Schritt für Schritt bis 2038 empfohlen hatte – die Bundesregierung hat dies umgesetzt.

Mittlerweile aber ist für das Rheinische Revier in Nordrhein-Westfalen beschlossen worden, dass der Kohleausstieg um acht Jahre vorgezogen wird. Das erhöht den Druck auf den Osten. Habeck hatte gesagt, ein auf 2030 vorgezogener Ausstieg müsse im Konsens vereinbart werden. In der Lausitz wollte er am Mittwoch eigentlich nicht über das Thema sprechen, dennoch ist es allgegenwärtig.

Habecks Aussagen über einen Ausstieg schon 2030 hätten für Verunsicherung gesorgt, sagt Leag-Konzernbetriebsratschef Uwe Teubner. Die Menschen müssten sich auf einmal getroffene Entscheidungen verlassen können. Beim Strukturwandel seien zwar viele Projekte in der Pipeline, aber noch nichts erreicht worden.

Kein Rütteln am Ausstiegsdatum 2038

Leag-Chef Thorsten Kramer betont, am Ausstiegsdatum 2038 solle nicht gerüttelt werden: «Erst Ausbau, dann Ausstieg.» Es gelte das Gesetz zum Ende der Kohleverstromung. Das Unternehmen habe seine «Hausaufgaben» gemacht, stellt er klar und meint unter anderem den Bau des größten deutschen Zentrums für erneuerbare Energien. Mit einer Leistung von sieben Gigawatt könnten in Zukunft rechnerisch vier Millionen Haushalte sicher mit ökologischem Strom versorgt werden. Realisiert werden sollen die Photovoltaik- und Windkraftanlagen bis 2030 auf ehemaligen Bergbauflächen der Region.

An Habeck gerichtet sagt Kramer: «Wir haben ein gemeinsames Ziel: Den Umbau hin zu erneuerbaren Energien bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit.» Er geht davon aus, dass die Kohlekraftwerke noch einige Zeit laufen werden.

Habeck lobt indes den «atemberaubenden Wandel» der Leag und deren Umbau. Verhandlungen über einen vorgezogenen Kohleausstieg aber würden an anderer Stelle geführt. Er verweist außerdem auf die Entwicklung der CO2-Zertifikate und macht klar, diese könne das Betreiben von Kohlekraftwerken ab 2030 unwirtschaftlich machen.

Unternehmen müssen Rechte zum Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen nachweisen und können bei Bedarf damit untereinander handeln. Die Zahl dieser Zertifikate soll stärker verknappt werden. Außerdem werden kostenlose Zertifikate für die Industrie schrittweise abgebaut.

80 Prozent des Strom aus erneuerbaren Energien in 2030

Die Leag hat dazu andere Modellrechnungen. Kramer macht deutlich: die Leag wolle in wasserstofffähige Gaskraftwerke investieren – das aber müsse sich rechnen. Die Bundesregierung hat sich zum Ziele gesetzt: Im Jahr 2030 soll 80 Prozent des Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne kommen, derzeit ist es etwa die Hälfte. Es gibt aber noch viele Stolperfallen, Planungs- und Genehmigungsverfahren für neue Windräder und Solaranlagen etwa dauern immer noch viel zu lange.

Aber 80 Prozent bedeuten auch: für den Rest sollen unter anderem wasserstofffähige Kraftwerke her – die dann einspringen, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Die Energiebranche aber klagt, bisher stimmten die Investitionsbedingungen nicht. Habeck will nun Anreize setzen und schon bald eine Kraftwerksstrategie vorlegen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) indes warnt vor Intransparenz und einem Alleingang Habecks bei den Verhandlungen mit der Leag. Das Versagen der grünen Klimapolitik in Lützerath dürfe sich im Osten nicht wiederholen, sagt der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt.

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Energiekrise bremst Klimaschutz

Berlin (dpa) – Die Energiepreiskrise als Folge des Ukraine-Krieges lässt in den G20-Staaten die Subventionen für fossile Energien stark steigen und bremst damit den Klimaschutz.

Trotz Fortschritten bei erneuerbaren Energien und Energieeffizienz drohe sich die Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G20) «in die falsche Richtung zu bewegen», warnte Germanwatch bei der Vorlage des Jahresberichts von Climate Transparency, an dem die deutsche Umwelt- und Entwicklungsorganisation mitgearbeitet hat. Deutschland bekommt zwar für die Energieeffizienz der Wirtschaft gute Noten, schneidet aber bei Pro-Kopf-Emissionen im Verkehr schlecht ab.

«Wir stecken mitten in einer Krise, die die Grundlagen unserer Gesellschaften bedroht», heißt es in dem Bericht. «Hitzewellen, Dürre, Überschwemmungen und Waldbrände richten Zerstörung an: Jeden Tag sterben Menschen, verlieren andere ihr Zuhause und ihren Lebensunterhalt, werden Ökosysteme zerstört.» Es blieben weniger als zehn Jahre, um die Erderwärmung unter 1,5-Grad zu halten. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Temperatur unter 2 Grad, besser noch auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Die G20-Staaten verantworten 75 Prozent der weltweiten Emissionen. Weiterlesen

Siemens Energy will Windkrafttochter Gamesa von Börse nehmen

München (dpa) – Der Energietechnikkonzern Siemens Energy greift nach der kompletten Kontrolle bei seiner spanischen Windkrafttochter Siemens Gamesa.

Mit einem Angebot von 18,05 Euro pro Aktie wollen die Münchner die ausstehenden 32,9 Prozent erwerben, wie sie am späten Samstagabend mitteilten. Das entspricht rund vier Milliarden Euro. Ist das Angebot erfolgreich, will Energy Gamesa von der Börse nehmen und in den Konzern integrieren. Die Details wollen Vorstandschef Christian Bruch und Finanzvorständin Maria Ferrero am Montag (9.00 Uhr) in einer Online-Pressekonferenz erläutern. Weiterlesen

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