Nordirland: Scholz warnt vor Bruch der Brexit-Sonderregeln

Brüssel/Dublin/Belfast (dpa) – Im Streit um Brexit-Sonderregeln für Nordirland steigt die Spannung. Bundeskanzler Olaf Scholz warnte am Dienstag die britische Regierung vor einer Aufkündigung der Vereinbarung.

«Wir haben einen guten Weg gefunden für Nordirland. Und niemand sollte die Regelung, die wir miteinander vereinbart haben, einseitig außer Kraft setzen, brechen oder auf irgendeine andere Weise damit umgehen», sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen mit dem belgischen Ministerpräsidenten Alexander De Croo in Berlin. Weiterlesen

Scholz in London: Einigkeit mit Johnson zur Ukraine

Bundeskanzler
Von Jörg Blank und Christoph Meyer, dpa 

London (dpa) – Viel Lächeln und gegenseitiges Schulterklopfen: Beim Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in der Londoner Downing Street am Freitag haben Olaf Scholz und der britische Premier Boris Johnson einen Schulterschluss gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin demonstriert.

Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine waren beide Seiten sichtlich bemüht, die Brexit-Querelen hinter sich zu lassen und ein starkes Signal der Einigkeit nach Moskau zu senden. Trotzdem dürfte der Auftritt aus ukrainischer Sicht enttäuschend gewesen sein. Weiterlesen

Bericht: Brexit-Folgen so schlimm wie befürchtet

London/Berlin (dpa) – Angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine fordern deutsche Wirtschaftsvertreter eine Nachverhandlung des Brexit-Vertrags.

«Angestrebt werden sollte ein noch stärker integriertes Europa inklusive Großbritannien, und das sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus sicherheitspolitischen Erwägungen», sagte der Bereichsvorstand der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, Andreas Glunz. «Daher muss jetzt auch eine Neuverhandlung des Handelsabkommens zwischen EU und Vereinigtem Königreich auf den Tisch und nicht nur eines transatlantischen Handelsabkommens «TTIP 2.0»», sagte Glunz mit Blick auf Bemühungen eines Vertrags mit den USA. Weiterlesen

Deutscher Handel mit Großbritannien geht weiter zurück

London (dpa) – Großbritannien verliert nach dem Brexit weiter an Bedeutung als Handelspartner für Deutschland.

Selbst die Erholung der globalen Wirtschaft von der Corona-Pandemie war 2021 keine Hilfe für den deutsch-britischen Handel, wie eine Auswertung der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) ergab. «Während das Handelsvolumen mit allen anderen Partnern der Top Ten im Corona-Rebound fast ausschließlich zweistellig gewachsen ist, schrumpfte der Handel mit dem Vereinigten Königreich sogar um 4,6 Prozent», sagte GTAI-Experte Marc Lehnfeld der Deutschen Presse-Agentur in London. Großbritannien rutschte vom siebten Platz der wichtigsten Warenhandelspartner auf Platz zehn ab. Weiterlesen

EU-Länder wollen härter gegen Schleuser vorgehen

Calais (dpa) – Bei einem Krisentreffen zur Migration über den Ärmelkanal haben Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland einen härteren Kampf gegen Schleuser vereinbart.

Großbritannien, das Ziel der mit kleinen Booten übersetzenden Flüchtlinge ist, wurde zur Schaffung legaler Migrationswege aufgerufen, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin nach dem Treffen in Calais. Außerdem müsse Großbritannien die illegale Beschäftigung von Flüchtlingen erschweren. Vor einigen Tagen starben im Ärmelkanal 27 Menschen auf dem Weg nach Großbritannien, weil ihr Boot kenterte.

Frankreich hatte Großbritannien von dem Treffen ausgeladen, nachdem der britische Premierminister Boris Johnson ein Abkommen mit Frankreich zur Rücknahme von Migranten gefordert hatte. 

«Die Briten sind unsere Alliierten»

Darmanin betonte, er wolle weiter mit seiner britischen Amtskollegin Priti Patel beraten. «Wir wollen mit den Briten zusammenarbeiten, die Briten sind unsere Alliierten» Allerdings wolle Frankreich sich nicht zur Geisel der britischen Innenpolitik machen lassen, für die die Migrationspolitik gerade ein heißes Eisen ist.

Auch Patel rief erneut zur Zusammenarbeit auf. «Großbritannien kann dieses Problem nicht allein beheben, wir in Europa müssen uns alle mehr anstrengen, Verantwortung übernehmen und in der Krise zusammenarbeiten», schrieb sie. Sonst drohten «noch schlimmere Szenen im eiskalten Wasser» in den nächsten Monaten.

Frontex soll Kanalküste mit Flugzeug überwachen

Von der europäischen Grenzschutz-Agentur Frontex soll ab Anfang Dezember ein Flugzeug zur Überwachung der Kanalküste bereitstehen, sagte Darmanin. Zugleich betonte er die humanitäre Dimension. Es helfe nicht, die Flüchtlinge zu kriminalisieren, die französische Polizei wolle mit ihrem Einsatz an der Küste Leben retten.

Am Wochenende zeigte sich noch einmal das Ausmaß der Tragödie: Die BBC sprach mit Angehörigen einer der im Ärmelkanal verunglückten Frauen. Der Verlobte der 24-jährigen Maryam Nuri Mohamed Amin erzählte dem Sender, seine Partnerin habe ihm noch kurz vor ihrem Tod geschrieben, dass ihr Schlauchboot Luft verliere, aber Rettung auf dem Weg sei – letztlich kam jedoch jede Hilfe zu spät. Die junge Frau aus dem Irak hatte ihren Partner in Großbritannien überraschen wollen. «Als sie Kurdistan verließ, war sie sehr glücklich, sie konnte es kaum glauben, dass sie ihren Verlobten treffen würde», erzählte ihre beste Freundin, Imann Hassan. «Sie wollte ein besseres Leben leben, sie hat Großbritannien gewählt, aber sie ist gestorben»

 

 

 

Britischer Minister droht Frankreich mit Vergeltung

London (dpa) – Im eskalierten Fischereistreit zwischen Großbritannien und Frankreich hat ein britischer Minister mit Vergeltungsmaßnahmen für den Fall gedroht, dass Paris nicht einlenkt.

Man wisse nicht, ob Frankreich angedrohte Maßnahmen tatsächlich einführen werde, sagte Umweltminister George Eustice am Freitag dem Sender Sky News. «Aber wenn sie die einführen, dann können wir dieses Spiel auch spielen und behalten uns die Möglichkeit vor, in angemessener Weise zu reagieren» Aus Frankreich gab es zunächst keine Reaktion. Weiterlesen

Fischerei: Großbritannien bestellt französische Botschafterin ein

London (dpa) – Im Brexit-Streit zwischen London und Paris um Fischereirechte im Ärmelkanal hat die britische Regierung die französische Botschafterin ins Außenministerium einbestellt. Die Botschafterin solle am Freitag die «enttäuschenden und unverhältnismäßigen Drohungen gegen Großbritannien und die Kanalinseln» erklären, teilte die britische Außenministerin Liz Truss am Donnerstagabend mit. Zuvor hatte Frankreich ein britisches Fischerboot wegen angeblich fehlender Lizenzen festgesetzt. Weiterlesen

Behörde: Brexit für GB-Wirtschaft schlimmer als Pandemie

London (dpa) – Der Brexit wird nach Einschätzung einer unabhängigen britischen Behörde deutlich schlimmere Folgen für die Wirtschaft des Landes als die Pandemie haben.

Um etwa 4 Prozent werde der EU-Austritt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringern, sagte der Chef der Aufsichtsbehörde Office for Budget Responsibility (OBR), Richard Hughes, in einem Gespräch in der BBC. Die Pandemie senke das BIP um weitere 2 Prozent. Weiterlesen

Spritmangel an britischen Tankstellen – Armee soll helfen

Kraftstoffkrise
Von Christoph Meyer, dpa 

London (dpa) – Kilometerlange Staus an Tankstellen und verzweifelte Menschen, die nicht an ihren Arbeitsplatz oder nach Hause kommen. Die Kraftstoffkrise in Großbritannien dominierte auch am Dienstag die Schlagzeilen in dem Land.

Nun könnte sogar die Armee aushelfen. Wie die Regierung in der Nacht zum Dienstag mitteilte, werden Lastwagenfahrer aus der Truppe darauf vorbereitet, Tankstellen zu beliefern. Hintergrund für die Krise ist nämlich nicht ein Mangel an Kraftstoff, sondern dass er nicht am richtigen Ort ist. In Großbritannien fehlen schätzungsweise rund 100.000 Lastwagenfahrer und das hatte auch schon in anderen Bereichen zu Engpässen geführt, beispielsweise blieben teilweise Supermarktregale leer.

Doch fehlende Sandwiches hatten bei weitem nicht die gleichen Auswirkungen wie die Krise an der Zapfsäule. Nachdem in der vergangenen Woche einige Tankstellen-Filialen wegen der Versorgungsprobleme geschlossen wurden, versuchten viele Menschen schnell noch einmal vollzutanken – und verschlimmerten die Lage massiv. Nun klagen Ärzte und Pfleger, dass sie nicht zu ihren Patienten kommen und Handwerker fürchten um ihre Aufträge. Am Dienstagnachmittag kamen aus Regierung und von der Petrol Retailers Association erste Hoffnungen auf eine Wende. Anders als am Vortag berichteten nur noch gut ein Drittel der Tankstellen, auf dem Trockenen zu sitzen. Doch von Entspannung ist das noch weit entfernt.

London: Corona ist verantwortlich

Der Regierung zufolge liegt die Wurzel des Übels vor allem an der Corona-Pandemie und einem Rückstau an ausgefallenen Fahrprüfungen. Verkehrsminister Grant Shapps deutete am Dienstag zwar an, dass auch der Brexit eine Rolle spielen könne. Auf der anderen Seite, betonte er, habe der EU-Austritt dem Land erst möglich gemacht, die Regeln für Fahrprüfungen zu vereinfachen.

Glaubt man der Regierung in London, ist der Mangel an Lkw-Fahrern ein globales Problem und in Ländern wie Polen noch deutlich schlimmer als auf der Insel. In Polen sind indessen keine ähnlichen Schwierigkeiten zu beobachten wie in Großbritannien.

Tatsächlich wird das Thema Brexit inzwischen mit spitzen Fingern angefasst. Weder die Regierung noch die Opposition scheinen sonderlich interessiert daran, eine Debatte über den Zusammenhang zwischen dem Austritt aus dem Binnenmarkt und wirtschaftlichen Verwerfungen im Land führen zu wollen. Brexit-Gegner Andrew Adonis, der für die Labour-Partei im Oberhaus sitzt, sprach bereits in Anlehnung an den Bösewicht der Harry-Potter-Romane, dessen Name als Tabu gilt, vom «Lord Voldemort der britischen Politik».

Labour-Chef Keir Starmer hält sich inzwischen mit Brexit-Kritik zurück. Er darf in dieser Hinsicht wohl als gebranntes Kind gelten. Starmer hatte sich während der Brexit-Gespräche vehement für ein zweites Referendum eingesetzt und wollte den EU-Austritt rückgängig machen. Doch das spielte letztlich den Brexit-Hardlinern um Boris Johnson in die Hände, die den Sozialdemokraten in deren traditionellen Hochburgen im Norden Englands die überwiegend vom Brexit begeisterte Wählerschaft abspenstig machten.

Starmer, der den altlinken Jeremy Corbyn an der Parteispitze ablöste, hat inzwischen alle Hände damit zu tun, die eigene Partei zusammenzuhalten. Keine einfache Aufgabe, wie sich beim Parteitag im südenglischen Brighton Anfang der Woche zeigte. Ein ehemaliger Corbyn-Verbündeter warf im Streit um Mindestlöhne seinen Posten als Mitglied des Schattenkabinetts hin. Labour, so scheint es, ist selbst während einer der größten Krisen der vergangenen Jahre wieder einmal mehr mit sich selbst als mit Kritik an der Regierung beschäftigt.

Keine Hemmungen, das Thema Brexit mit dem Fahrermangel in Verbindung zu bringen, hatte hingegen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, als er am Montag von einem britischen Journalisten angesprochen wurde. Man habe ja versucht, die Briten vom Austritt abzuhalten, sagte er. Die hätten sich aber anders entschieden. Nun hoffe man, dass sie mit den daraus entstandenen Problemen zurechtkämen. Auch der Ex-Chefunterhändler der EU bei den Brexit-Verhandlungen, Michel Barnier, sprach Klartext: «Unser wichtigstes Kapital ist der Binnenmarkt und elementarer Teil davon ist die Arbeitnehmerfreizügigkeit», sagte er der BBC am Montag. Großbritannien müsse nun den Konsequenzen des EU-Austritts ins Auge sehen.

 

 

 

 

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