Gesundheitsministerium richtet Beratungs- und Organisationsteam zur Unterstützung der Pflege im Kampf gegen Corona ein

Die Balance zwischen dem maximalen Schutz der Menschen in der stationären Pflege und der Wahrung der Möglichkeiten zur Teilhabe am sozialen Leben: Das war das Hauptthema eines Expertengespräches, zu dem das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium Vertreter der Einrichtungen der Pflege sowie hochrangige Mediziner eingeladen hatte. Der Mainzer Virologe Prof. Dr. Bodo Plachter, stellvertretender Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Mainz, sowie Dr. Wolfgang Kohnen, stellvertretender Leiter der Abteilung für Hygiene und Infektionsprävention und Krankenhaushygieniker der Universitätsmedizin Mainz, stellten dabei den neusten Stand der Forschungen vor, setzten diesen zur Praxis in den Einrichtungen der Pflege in Kontext und beantworteten die Fragen der Teilnehmer.

„Ich danke allen Beteiligten für den konstruktiven und effektiven Dialog“, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler nach der Videokonferenz. „Einmal mehr zeigte sich hierbei, dass der Schutz vor Corona nicht nur der Schutz vor dem Virus, sondern vor allem in diesem speziellen Umfeld auch der Schutz vor sozialer Isolation ist. Es ist weiterhin das erklärte Ziel aller Beteiligten, ein erneutes Besuchsverbot, wie es im Frühjahr leider nötig war, zu verhindern. An diesem Ziel arbeiten wir alle gemeinsam hart.“

Bätzing-Lichtenthäler schlug die Gründung eines im Ministerium angesiedelten Corona-Beratungs- und Organisationsteams Pflege (CoBOP) vor, das den Einrichtungen schnellstmöglich mit koordinierter Hilfe zur Seite stehen soll. Die Expertinnen und Experten begrüßten diesen Vorschlag. Die Teilnehmer waren sich einig, dass ein Nutzen weiterer Einschränkungen von Besuchen zur Verhinderung des Vireneintrags in die Pflegeheime in keinem Verhältnis zu den negativen Folgen stehen würde, die eine soziale Isolation der Bewohnerinnen und Bewohner auslösen würden. Die Erfahrungen aus dem Frühjahr hätten gezeigt, dass hygienische Maßnahmen nur sinnvoll greifen, wenn die Menschen motiviert mitwirken. Soziale Isolation und Einschränkungen würden diese notwendige Motivation deutlich senken.

Es werde weiter darauf ankommen, die Pflegeheime in der Umsetzung der hochwertigen Hygiene effektiv zu unterstützen. Dabei komme es auf rechtliche Rahmenbedingungen genauso an wie auf Weiterbildungen. Eines der aktuell größten Probleme sei, dass man durch Schnelltests Infektionen breit entdecken kann, dadurch aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vielleicht in Quarantäne schicken muss. Das mache den Einrichtungen die Aufrechterhaltung des Betriebes im Einzelfall schwer.

Die Praktiker der Einrichtungen sprachen sich daher deutlich für weitere flankierende Unterstützungen der Einrichtungen im Bereich der Hygienemaßnahmen aus. Pflegeheime haben in der Regel über viele Jahre Erfahrungen im Umgang mit Infektionskrankheiten wie MRSA, Norovirus-Erkrankungen oder Influenza. Jedoch seien die Herausforderungen mit dem Coronavirus andersartig und neu. Die Geschwindigkeit der Verbreitung innerhalb der Einrichtungen und die hohe Infektiosität seien für viele Häuser eine besondere Herausforderung. Darauf müsse man alle Beteiligten einstellen, insbesondere auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Teilnehmer vereinbarten, den konstruktiven Austausch weiterzuführen.

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen