Freibäder blicken optimistisch auf Saison, Probleme bleiben

Mainz (dpa/lrs) – Vor allem wegen der gekippten Corona-Auflagen und trotz teils immens gestiegener Kosten schauen die Freibäder in Rheinland-Pfalz optimistisch auf die kommende Saison. In zahlreichen Bädern laufen die Vorbereitungen, los geht es vielerorts Mitte Mai. Zahlreiche Bäder nutzen Solarenergie für das Heizen des Wassers, was nun in Zeiten des Ukraine-Krieges unabhängiger von galoppierenden Energiekosten macht.

Und doch ist nicht alles eitel Sonnenschein – beispielsweise bei kommunal betriebenen Bädern, wie eine Sprecherin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) erklärte: «Insgesamt bleibt die finanzielle Lage der Bäder in Rheinland-Pfalz angespannt: Das hat kurz- und mittelfristige Gründe wie die Corona-Pandemie und die Energiepreisspirale ebenso wie langfristige Ursachen, nämlich die instabile Finanzbasis im Allgemeinen.» Es gebe grundsätzlich Sanierungsstaus und eine generell wackelige Finanzbasis.

Während manche Bäder schon komplett auf erneuerbare Energien zurückgriffen, heizten anderen noch komplett mit fossilen Energien, insofern seien sie sehr unterschiedlich von der Teuerungsrate betroffen. Allgemein litten Hallenbäder stärker unter den hohen Energiekosten als Freibäder, betonte die VKU-Sprecherin. Neue Sorgen bereite das Szenario eines möglichen Gas-Lieferstopps. «Die kommunalen Badbetreiber bleiben im Krisen- und damit Improvisationsmodus – auf das Corona-Betriebskonzept folgt das vorsorgliche Gasmangellagen-Konzept.»

Das kommunal betriebene Freibad am Willersinnweiher in Ludwigshafen, das in diesem Jahr nach Stadtangaben am 13. Mai öffnen wird, greift bei der Erwärmung des Beckenwassers auf eine Solaranlage zurück. Das helfe, Energie zu sparen, wie Stadtsprecherin Sandra Hartmann erklärte. «Die steigenden Energiekosten sind aber natürlich auch für Ludwigshafen ein Thema. Die Stadt arbeitet derzeit an einem Konzept zum Energiesparen in den Bädern.» In dem Bad wird übrigens das einst wegen Corona eingeführte Online-Ticket-System beibehalten – obwohl es nun keine coronabedingten Einschränkungen im Betrieb mehr gibt. «Das bedeutet, dass die Badegäste die Wahl haben, ob sie vorab den Eintritt buchen und bezahlen möchten oder vor Ort an der Kasse.»

Auch das vom Mainzer Schwimmverein betriebene Freibad in Mainz-Mombach verfügt seit 15 Jahren über eine Solaranlage. Dass das Bad in diesem Jahr am 14. Mai öffnet hat mit Kostensteigerungen oder Corona so gar nichts zu tun. Traditionell gehe es immer zum 1. Mai los, erklärte der Vorsitzende Torsten Traxel. Doch die Wettervorhersage sei einfach zu schlecht. Dass nun eine Saison ohne strikte Corona-Regeln bevorstehe, mache vieles leichter – für die Besucher, aber auch für das Personal. Die Eintrittspreise blieben gleich, sagte Traxel – auch die Pommes würden nicht teurer.

Im ein paar Kilometer weiter unweit des Mainzer Hauptbahnhofs gelegenen Taubertsbergbad sollen die Wassertemperaturen trotz der gestiegenen Energiekosten nicht gesenkt werden, auch die Eintrittspreise bleiben gleich, wie Sprecher Michael Theurer von den Mainzer Stadtwerken erklärte. «Als kommunales Bad sehen wir uns in der Verantwortung, den Menschen in Mainz ein attraktives Bad anzubieten.» Schulen hätten in der Pandemie kaum Schwimmunterricht anbieten können, auch Schwimmvereine hätten Nachholbedarf.

Höhere Eintrittspreise wird es auch im Freibad Oberwerth in Koblenz nicht geben, wenn es vermutlich Mitte Mai seine Pforten öffnet, wie Stadtsprecher Thomas Knaak mitteilte. Auch bei den Wassertemperaturen seien keine Änderungen geplant. Das Beckenwasser wird auch hier mit einer solarthermischen Anlage erwärmt, daher sind die gestiegenen Kosten für fossile Brennstoffe laut Stadt für das Bad nicht relevant. Bis zum Start der Saison müsse es dafür aber genügend Sonneneinstrahlung geben und die Nächte dürften nicht zu kalt sein.

Solarthermie macht auch das Südbad in Trier zumindest in Sachen Wasserwärmen unabhängig von gestiegenen Energiepreisen, wie Carsten Grasmück von den Stadtwerken berichtete. Bei der Aufbereitung des Badewassers und beim Betrieb etwa der Rutschen machten sich allerdings die höheren Stromkosten bemerkbar. Sorgen bereite, dass es einen akuten Mangel an qualifizierten Fachkräften gebe – «insbesondere aufgrund der Grenznähe zu Luxemburg».

Das Freibad im pfälzischen Eisenberg, das schon Ende April in die Saison startet, senkt die Wassertemperatur nach Angaben der Verbandsgemeindewerke von 26 auf 23 bis 24 Grad – und das Bad wird in diesem Jahr statt um sieben erst um acht Uhr morgens öffnen. Das Naturerlebnisbad in Bingen wiederum heizt sein Wasser nicht und hat entsprechend nicht mit gestiegenen Energiepreisen zu kämpfen – wohl aber mit anderen Schwierigkeiten, wie Geschäftsführer Dirk Osterhoff von der Gesellschaft Regionalbad Bingen-Ingelheim berichtete.

Probleme bereite, dass es zu Lieferschwierigkeiten grundsätzlicher Art komme – «sogar für WC-Papier». Und die Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg im Hunsrück, die Betreiberin des Freibads Langenlonsheim und des Panorama-Bades in Stromberg ist, berichtete von höheren Kosten etwa bei Reparaturarbeiten und für Baumaterial.

Eine besondere Wiedereröffnung gibt es im von der Flutkatastrophe getroffenen Ahrtal. Dort wird voraussichtlich im Juni das Freibad in Ahrweiler wieder aufmachen. Dort hatte etwa das Technikgebäude metertief unter Wasser gestanden, wie Betreiber Elmar Scholzen erzählte. Mittlerweile sei alles wieder instandgesetzt, ein normaler Betrieb möglich. Die Kosten beliefen sich auf mittlerweile rund eine Million Euro, bisher sei alles aus eigener Tasche bezahlt worden, es sollten nun aber noch Förderanträge dafür eingereicht werden.

Trotz aller Widrigkeiten sagte auch die VKU-Sprecherin: «Auf die Freibadsaison 2022 können wir – Stand heute – zuversichtlich und optimistisch blicken.» Aktuell verlaufe die Corona-Pandemie so, dass die Bäder mit Basis-Schutzmaßnahmen öffnen könnten, frühere Regeln wie etwa reduzierte Besucherzahlen fielen weg, es werde einen «fast normalen Freibadbetrieb» geben. «Insofern hoffen wir, dass das so bleibt und wir ein kleines Sommermärchen für Rheinland-Pfalz auf die Beine stellen können.»

 

 

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