Bischof äußert sich zu Verfehlungen der Kirche

Speyer (dpa/lrs) – Der Bischof von Speyer hat sich anlässlich seines 15-jährigen Amtsjubiläums auch zu Verfehlungen der katholischen Kirche geäußert. In seiner Predigt bei einem Pontifikalamt am Sonntag im Speyerer Dom sagte Karl-Heinz Wiesemann laut Mitteilung, in jüngerer Vergangenheit habe er sich gefragt, warum er in seinen 40 Jahren als Priester und 15 Jahren als Bischof vieles so lange nicht gesehen habe: Verborgenes und Schlimmes wie die stummen Schreie der Opfer sexualisierter Gewalt oder auch das Leiden von Menschen, die aus dem kirchlichen Raster gefallen seien – wie Homosexuelle, wiederverheiratete Geschiedene oder unterdrückte Frauen.

Wiesemann ergänzte laut Mitteilung, es habe viele Menschen, Situationen und Gespräche gebraucht, um ihm die Augen zu öffnen. Nun jedoch könne er nicht mehr anders als all dies sehen. Generalvikar Markus Magin sagte der Mitteilung zufolge, Wiesemann setze sich auch beim katholischen Reformprozess Synodaler Weg für ein Zusammenfinden von Menschen ein. Er sei nicht nur als Amtsträger, sondern auch als Mensch erlebbar und stehe zu seinen Schwächen.

Wiesemann (62) hatte sich 2021 eine siebenmonatige Auszeit aus gesundheitlichen Gründen genommen. Danach erklärte er: «Vieles war mir in dieser Zeit der Krise unserer Kirche so sehr zu Herzen und an die Nieren gegangen, dass ich darunter krank geworden bin.» Zuvor hatte das Bistum Speyer Missbrauchsfälle in den 1960er und 1970er Jahren in einem Kinderheim in der Stadt eingeräumt – also sehr lange vor Wiesemanns Amtszeit. Der Bischof ermutigte laut einem Sprecher Betroffene, sich bei unabhängigen Missbrauchsbeauftragten des Bistums zu melden, und sagte restlose Aufklärung zu.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen