Prominenter Besuch bei den Streitschlichtern am PWG

Wittlich. In lockerer Atmosphäre bei Tee/Kaffee und Kuchen fand am 22.7.2015 die letzte AG-Stunde der „AG Streitschlichtung“ für das Schuljahr 2014/15 statt. Albert Schlimpen, der Schuldirektor Michael Forster vertrat, dankte den Schüler-Mediatoren für das geleistete soziale Engagement und stellte heraus, dass bei der Ausbildung zum Streitschlichter wichtige Sozialkompetenzen erlernt werden, die sowohl für die spätere berufliche Laufbahn als auch für den privaten Bereich genutzt werden können. Als besonderen Höhepunkt der Veranstaltung besuchte Dr. Manfred Grüter, Vizepräsident des Landgerichtes Trier, die 23-köpfige Streitschlichtergruppe des PWGs. Dr. Grüter ist neben seiner Arbeit als Richter als sog. „Güterichter“ tätig, d. h., er vermittelt als Mediator in Konfliktfällen am Gericht – d. h., auch im „wirklichen“ Leben spielt die Mediation mittlerweile eine wichtige Rolle.

In unterhaltender Weise stellte Dr. Grüter den Ursprung von Konflikten dar sowie die verschiedenen Modelle der Konfliktlösung (Vernichtung, Vermeidung, Verhandeln, Vermittlung, Entscheidung durch einen Dritten). Die Zuhörer erfuhren, dass die Art von Konfliktlösung, die wir jeweils bevorzugen, schon sehr früh in der Kindheit ausgeprägt wird durch das Erleben bzw. Erfahren, wie in der Familie Konflikte gelöst werden. Anhand von verschiedenen teils kuriosen, teils „klassischen“ Streitfällen verdeutlichte Dr. Grüter, dass man nicht über Standpunkte und Positionen verhandeln kann, wohl aber über Interessen! Diese herauszufinden ist die eigentliche Kunst bei der Gerichtsmediation. Wenn das geglückt ist, ist die Chance groß, dass eine Lösung von den Konfliktparteien selbst gefunden wird. Dabei erstaunte die Aussage, dass man sich auf alle möglichen Lösungen einigen kann, auch solche, die nicht im Gesetzbuch stehen – sie dürfen nur nicht per Gesetz verboten sein.

Dr. Grüter erklärte den Schülerinnen und Schülern, welche komplizierte Rolle Anwälte bei der Gerichtsmediation spielen. Diese müssen parteiisch sein und dem Recht dienen, was aber immer auch eine Eskalation für den Konfliktfall mit sich bringt. Bei einer Mediation sollten Anwälte aber eher eine aufklärende Funktion innehaben und sich bei Lösungsvorschlägen zurückhalten. Immer gilt: Wenn eine Lösung als fair von beiden Parteien empfunden wird, ist es eine akzeptable Lösung. Die Vorteile einer solchen vorgerichtlichen Einigung liegen auf der Hand: Es geht schneller, die Parteien finden selbst eine Lösung, die dann auch von allen getragen wird (und damit nachhaltig ist) und eine Mediation kostet weniger als ein Gerichtsverfahren.

Die Schlussbemerkung Dr. Grüters beeindruckte die Zuhörer: „Mediator sein heißt, eine bestimmte Haltung zu haben; es verändert einen selbst in dem Wissen, dass Wahrheiten relativ sind.“ Nach dem Vortrag war noch Zeit für eine Fragerunde, die – auch von den anwesenden Lehrern gut genutzt wurde. Die Mediationslehrer und die Schülermediatoren danken Dr. Manfred Grüter sehr herzlich für die gleichzeitig informative und unterhaltsame Präsentation! Ein großes Dankeschön geht auch an Alice Lenz-Hademer für die Vermittlung des Kontaktes.

 

Text: Constanze Capitain für das Team der Mediationslehrer Gerhard Austen, Norbert Graf, Alice Lenz-Hademer (und Melanie Thurn-Wagner).

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