Le PIANELLE – Lebenstraum und Passion eines Dauners zugleich

„Le PIANELLE“ – So heißt ein kleines Weingut im nördlichen Piemont, womit sich der erfolgsgewöhnte Unternehmensberater und Chairman von Boston Consulting Deutschland Dieter Heuskel vor 10 Jahren einen Lebenstraum erfüllt hat. Da der Manager nicht im Weinsektor tätig war, hat er sich kurzerhand nach einem geeigneten Partner umgesehen, der mit ihm gemeinsam einen landwirtschaftlichen Betrieb gründen würde. Im Südtiroler Kurtatsch fand er den Weinbauern Peter Dipoli.

Dipoli ist in der Südtiroler Weinwelt kein unbeschriebenes Blatt. Er führt selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb in Penon, war Gründungsmitglied der freien Weinbauern in Südtirol und sechs Jahre lang ihr Vizepräsident. Dieter Heuskel und Peter Dipoli, haben im Dezember 2004 das erste Stück Land gekauft, einen verlassenen Weingarten im Anbaugebiet Alto Piemonte, und damit den Grundstein gelegt für „Le PIANELLE“. Nach und nach kamen mehr als 50 einzelne Parzellen dazu, bis im Jahr 2007/2008 zwei Weinberge mit einer Gesamtfläche von insgesamt 3,5 Hektar in Brusnengo und Roasio neu bepflanzt werden konnten.

44 Kaufverträge mussten abgeschlossen werden

Eine der Anbauflächen von „Le Pianelle“
Eine der Anbauflächen von „Le Pianelle“

Der Kauf stellte sich als schwierig heraus. Heuskel: „Ich musste übrigens 44 Kaufverträge für zwei Hektar Land abschließen. Die Notarkosten waren höher als die Kosten für das Land“. Das Problem liegt an der erblichen Regelung im Piemont. Jedes Kind bekommt einen Anteil vom Landbesitz, das geht manchmal über vier Generationen. „Du musst mit jedem Einzelnen einen Vertrag machen“, erinnert sich Heuskel. Da ist zum Beispiel die Parzelle von Michele Donna, zwischen meinen Parzellen Le Pianelle I und II. Michele war einer der ersten Winzer, die mir zu meinem Weinberg gratuliert haben, aber seine Miniparzelle wollte er nicht hergeben, weil er denkt, er sitzt auf einer Goldgrube.

Und warum sollte es ausgerechnet Bramaterra-Wein sein? In das Piemont reist Heuskel schon über 30 Jahre, wie er sagt. Hier im nördlichen Teil geht es darum, an die große Zeit des Weinbaus vor hundert Jahren anzuknüpfen, sagt er. Heuskel: „Mich fesselt neben der Landschaft auch die piemontesische Sprache, mit der die Einheimischen ihre Souveränität deutlich machen. Sie gelten ja als ausgesprochene Individualisten. Man könnte sie als Sturköpfe bezeichnen. Das erinnert mich vielleicht an meine Heimat, die Eifel“.

 Dr. Dieter Heuskel (re.) mit dem Team von „Le Pianelle“
Dr. Dieter Heuskel (re.) mit dem Team von „Le Pianelle“

Die Hauptrebsorte hier ist der Nebbiolo, daneben gedeihen die lokalen Sorten Croatina und Vespolina. Kurz vor der ersten Ernte 2010 konnten die Beiden „Neuwinzer“ im historischen Ortskern von Brusnengo, gleich neben ihrem Weinberg, einen Keller erwerben und gerade noch rechtzeitig herrichten. Dort entstehen nun ihre Weine: der Rosato ‘Al Posto dei Fiori’ und der Rotwein, ein Bramaterra. Beide wussten, dass die Anfangsinvestitionen hoch sein würden und es sicherlich 10 Jahre dauern wird, bis man mit einer Rendite rechnen kann. „Für Dieter Heuskel ist diese Investition eine Passion, wie für andere etwa eine große Jacht oder eine schicke Villa. Er hat sich für Piemont entschieden, weil ihm die Gegend sehr gut gefällt. Es ist die verlassene Gegend mit dem Potential zu hochwertigen Weinen“ – weiß Peter Dipoli zu berichten. „Mit Le PIANELLE haben wir unseren Traum Wirklichkeit werden lassen: in der großen globalen Weinwelt etwas Eigenständiges zu schaffen“, sagt Dieter Heuskel.

La Cantina
Buchstäblich in letzter Minute, sprich sechs Monate vor der ersten Ernte 2010, konnten die Beiden ein Haus und Grundstück im historischen Ortskern von Brusnengo erwerben. Via Chioso 46 lautet die postalische Anschrift, der Zugang zum Keller liegt an der Via Forte 25, unmittelbar gegenüber ihres Weinberges. Den Keller haben die Beiden komplett neu eingerichtet und nach ihren Vorstellungen des handwerklichen Weinmachens ausgestattet, unter anderem mit offenen Holzgärfässern und einer hydraulischen Korbpresse. Die Instandsetzung des viele Jahrzehnte unberührten Hauses dürfte eine Herausforderung für die nächsten Jahre bleiben. Die „gute Stube” unmittelbar über dem Keller sind die Beiden als Erstes angegangen. Es erscheint wie eine Fügung, dass die Vorbesitzer im Jahre 1906 den Bramaterra Weinberg mit Ausblick auf Madonna di Angeli dort als Deckengemälde verewigt hatten.

Das Piemont
Das Piemont im Nordwesten Italiens mit Turin als Hauptstadt ist die Heimat großer Rotweine und Rebsorten. Die heute bekannten Anbaugebiete liegen südlich von Alba. Historisch lag das Zentrum aber ca. 120 km nördlich, direkt unterhalb des Alpenhauptkamms, im wahrsten Sinne am Fuß der Berge (PieMont). Vor etwa 100 Jahren erstreckten sich hier in der Blütezeit 40.000 ha Rebflächen. Lessona, Gattinara hießen die klangvollen Weine überwiegend aus Nebbiolo Trauben, so wie die weiter im Süden produzierten Verwandten Barolo und Barbaresco. Heute werden nur noch zwei Prozent dieser Fläche bewirtschaftet. Zu attraktiv waren die Arbeitsbedingungen in der Automobil- und Textilindustrie; zu kleinteilig wurden die Flächen nach Generationen von Erbfolgen und Realteilung. Doch gegenwärtig erlebt Piemont eine Renaissance seiner einzigartigen Weinlandschaft.

Die Lagen von Le PIANELLE
In den Provinzen Biella , Vercelli und Novara wird heute ein Dutzend Weine mit „kontrollierter Ursprungsbezeichnung” (DOC, DOCG) erzeugt u.a. Boca, Bramaterra, Coste della Sesia, Gattinara, Ghemme und Lessona. Die Weine von Le PIANELLE sind der DOC Bramaterra (rot) und Coste della Sesia (Rosato) zuzurechnen. Die Weinberge liegen in den Gemeinden Brusnengo und Roasio. Beide Gemeinden grenzen im Süden an die Reisfelder der Po-Ebene und erstrecken sich über die erste Hügelkette auf bis zu 650 m üNN bevor das Gelände dann rasch auf 1.500 bis 1.800 m üNN Richtung Monte Rosa ansteigt.

Brusnengo
Im Zentrum von Brusnengo, eingerahmt von Hauptschule und Bürgermeisteramt, entlang der Via Forte liegt der historische Weingarten des früheren Weingutes Pietro Casetti & Figli auf 300 m üNN. Der durch und durch sandige, ockerfarbige Porphyrhügel fällt nach Süden und Osten 12-15 Grad steil ab. Nach aufwendigen Drainagearbeiten haben wir den Weinberg 2007 mit Nebbiolo-, Croatina- und Vespolinareben neu bepflanzt. Das markante Bild der Arbeitshütte oben auf dem Weinberg von Brusnengo, gesäumt von drei Palmen, haben wir schließlich auch zum Markenzeichen von Le PIANELLE gemacht.

Roasio
Von der Hauptstraße Roasio Richtung Sostegno biegt man links ab, fährt steil aufwärts durch den Ortsteil Ferrancane. Von dort geht es zunächst durch alte Eichenwälder bevor sich der Blick auf die Weinberge öffnet, die sich hier bis auf 425 m üNN (Cima Granone) erstrecken. Fünf Jahre Geduld und Überzeugungskraft waren erforderlich bevor wir 2008 eine mehr oder weniger zusammenhängende Fläche (45 Einzelparzellen) von 1 ha neu bepflanzen konnten. Mittlerweile sind kleinere Stücke hinzugekommen, die teilweise mit mehr als 50 Jahre alten Reben bepflanzt sind. Die Böden hier oben bestehen aus rotem Porphyr, zum Teil felsig zum Teil verwittert.

Die Weine von Le PIANELLE
le_pianelle_coste_della_05_15Al Posto dei Fiori – „Anstelle von Blumen“ Coste della Sesia (DOC)
Nebbiolo Trauben sind die Basis für die großen roten Piemont Weine, Barolo, Barbaresco, Gattinara, Bramaterra. Bei Le PIANELLE ist man 2010 mit einer modernen Interpretation dieser Traubensorte gestartet, einem Rosato, der zu über 90% aus Nebbiolo und knapp 10% aus Vespolina und Croatina hergestellt wird. Das Ergebnis ist ein charaktervoller Roséwein, der sich auch als Essensbegleiter hervorragend eignet und sicherlich auch die nächsten drei Jahre genussvoll zu trinken ist.

Bramaterra
le_pianelle_bramaterra_05_15Nebbiolo-Trauben sind auch die Grundlage des Rotweins Bramaterra. Hinzu kommen auch hier Croatina und Vespolina. Für den Premierenjahrgang waren die Witterungsbedingungen perfekt. Anfang Oktober 2010 konnte die erste Ernte eingefahren werden. Die erste Phase des Weinwerdens (Gärung und Maischezeit) verbrachten die Trauben in offenen Grenier-Eichenbottichen. Gelagert wurde der junge Wein dann in dreimal belegten Barriquefässern, bevor er Ende August 2012 in Flaschen abgefüllt worden ist (insgesamt 1.753 Normal- und 102 Magnumflaschen). Danach konnte sich der Wein ohne weitere Außeneinflüsse entwickeln. Im Herbst 2013 wurde der Wein erstmals vorgestellt.

Vita Dr. Dieter Heuskel
le_pianelle_heuskel_05_15Mit dem Weinvirus infiziert wurde der 1950 in Daun, Eifel, geborene Unternehmensberater bereits als Jugendlicher. Die ersten Weine sammelte er während seines Volkswirtschaftsstudiums in Bonn. Im Rahmen seiner Promotion verbrachte Heuskel drei Jahre in Westafrika, wo er Industrie- und Entwicklungsprojekte leitete. Seit 1980 arbeitet der Vater von Christian (31) und Sabine (30) bei der Düsseldorfer Boston Consulting Group (BCG). Von 1998 bis 2006 war Heuskel Vorsitzender des deutschen Management-Teams, das die operativen Entscheidungen für BCG Deutschland trifft. Seine Freizeit verbringt der in Ratingen lebende Familienvater mit Kochen, Weintrinken und auf seinem Weingut im Piemont.

Den ersten Wein von Heuskels Azienda Agricola Le Pianelle in Brusnengo (bei Biella) gab es 2011. Zunächst wurde ein Rosato aus Nebbiolo, Croatina und Vespolina lanciert. 2013 folgte der erste Rotwein. Die erwartete Gesamtmenge aus dem 3,5 Hektar großen Gut im Nordpiemont liegt bei 15.000 Flaschen. Le Pianelle ist nicht Heuskels einziges Weinprojekt: Mit seinen drei Weinhandlungen „from Friends for Friends“ in Düsseldorf, „Bürgerheim“ in Essen und „Mein Wein“ in Köln hat der Unternehmer in Sachen Wein schon reichlich Know-how gesammelt.    
www.lepianelle.com

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