Auf der Suche nach Leben – Hunde trainieren auch für Erdbebeneinsätze

Von Valeria Nickel, dpa

Eingestürzte Häuser und Schuttberge sind an der türkisch-syrischen Grenze gerade traurige Realität – in Deutschland gibt es solche Gelände zum Training für ganz besondere Spürnasen. Einige von ihnen sind aktuell im Erdbebengebiet im Einsatz.

Mit wedelndem Schwanz bahnt sich der Hund seinen Weg über Betonbrocken und vorbei am Gerippe eines gelben Busses. Oskar ist ein Trümmersuchhund – sieben Vierbeiner wie er sind nach dem verheerenden Erdbeben derzeit in der Türkei, um verschüttete Menschen aufzuspüren. Um auf solch einen Ernstfall vorbereitet zu sein, probt Oskar mit dem Team der Rettungshundestaffel Mittelrhein-Neckar auf einem großen Trainingsgelände in Mosbach. Sein Ziel: Lebende Menschen finden.

Auf ein Hilfeersuchen der Türkei hin machte sich am Montagabend ein Team der Hilfsorganisationen Bundesverband Rettungshunde (BRH) und I.S.A.R. Germany auf den Weg in das Erdbebengebiet. 42 Menschen wollen dabei helfen, Opfer zu orten, zu bergen und zu verarzten. Es komme vor allem auf die ersten 72 Stunden nach dem Unglück an, erklärte der Präsident des BRH Jürgen Schart.

Die Spürhunde kümmern sich um die «biologische Ortung» durch Geruch. Der BRH bildet sie zusammen mit ihren Herrchen und Frauchen mindestens zwei Jahre lang aus. «Fürs Ausland müssen sie schon topfit sein», sagt Daniela Lekies, die beim BRH das Ausbildungsreferat leitet und beim Training in Mosbach dabei ist. Selbst von den geprüften Trümmersuchhunden könne nicht jeder in einen Auslandseinsatz fliegen. Generell gehe es selten ins Ausland, das letzte Mal beim Erdbeben in Nepal 2015.

In Deutschland kommen Spürhunde vor allem bei Flächensuchen nach Vermissten zum Einsatz. Die Hilfskräfte werden regional von den Behörden alarmiert, sagt Lekies. In ganz Deutschland gebe es etwa 1300 Einsätze pro Jahr.

Baden-Württemberg hat insgesamt fünf Rettungshundestaffeln. Nach Angaben des Innenministeriums sind sie unverzichtbarer Partner im Bevölkerungsschutz. «Nicht nur der Einsatz selbst, sondern auch Vorbereitung und Ausbildung verlangen verlässliches und kontinuierliches Engagement», teilte das Ministerium mit. Das Land fördere sie mit je 930 Euro pro Jahr für einen landeseigenen Mannschaftstransportwagen.

Ansonsten finanziert sich der BRH über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Die Hilfskräfte arbeiten ehrenamtlich, die Hunde leben in den Familien der Hundeführerinnen und Hundeführer. Lekies engagiert sich schon von klein auf: «Ich glaub, dass man das machen möchte, wenn man ein Hobby möchte, wo man was Sinnvolles macht.»

Zurück auf dem Trainingsgelände in Mosbach ist Oskar auf der richtigen Spur. Nach wenigen Augenblicken bleibt er auf einer abgebrochenen Betonplattform stehen und bellt hinunter. Für die Hunde sei die Suche ein Spiel, vermutet Lekies. Sie müssen schließlich Spaß dran haben, sich auf das unwegsame Gelände zu begeben und nach Vermissten zu schnuppern.

In der Kuhle unter Oskars Vorderpfoten hat sich tatsächlich ein Teammitglied versteckt. Der Mann in grell-roter Sicherheitsausrüstung klettert aus den Trümmern heraus. In seiner Nähe liegt ein sogenannter Dummy: eine kleine Tasche mit Leckerlis, für den Fall, dass der Hund den Menschen findet. Zufrieden schnappt sich Oskar diese Belohnung.

 

 

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