PILGERN IST LEBENSGESTALTUNG

Trier – „Pilgern ist eine Chance, über bestimmte Dinge im eigenen Leben nachzudenken.“ So beschreibt Pilgerreferentin Karin Müller-Bauer das Phänomen, das sich in den letzten Jahren unglaublicher Popularität erfreut. „Jeder hat sein eigenes Motiv und eine Sehnsucht, die ihn antreibt. Aber es ist auch die Faszination, aus eigener Kraft einen Ort zu erreichen“, erklärt sie die Motivation der Menschen, die sich auf den Weg zu einer heiligen Stätte machen.

Müller-Bauer ist selbst eine erfahrene Pilgerin. Für sie begann alles vor 20 Jahren, als sie sich gemeinsam mit ihrem Mann auf den Weg nach Santiago de Compostela machte. Seitdem konnte die Pilgerbeauftragte des Bistums eine Veränderung in der Gesellschaft feststellen: „Pilgern wird als Form des Glaubensausdrucks akzeptiert. Man wird nicht mehr schief angeschaut, wenn man sich auf eine Pilgerreise macht – wie es noch vor einigen Jahren der Fall war“, erzählt sie. Seit 2007 ist sie auf den Spuren der Ordensfrau Egeria unterwegs. In einem ökumenischen Frauen-Pilgerprojekt folgt sie der frühchristlichen Pilgerin, deren Reisebericht aus dem 4. Jahrhundert als ältestes Pilgerdokument einer Frau überliefert wurde. Jedes Jahr nimmt die Gruppe eine andere Etappe auf sich, um 2015 zum Abschluss in Jerusalem anzukommen. „Pilgern ist für mich Lebensgestaltung. Immer wieder den eigenen Schweinehund zu besiegen und irgendwann auf dem Weg zu merken, dass das Laufen zum Genuss wird – das ist toll“, sagt die Gemeindereferentin.

Viele Pilgerrouten führen nach Trier

Für die Heilig-Rock-Wallfahrt hat Müller-Bauer verschiedene Pilgerstrecken nach Trier ausgearbeitet – und das mit Erfolg. „Das Angebot wird besser angenommen als erwartet. Viele Menschen kommen zu Fuß oder mit dem Rad nach Trier. Wir haben Anmeldungen von sehr vielen Kleingruppen, aber auch ganze Schulklassen werden sich gemeinsam auf den Weg zum Heiligen Rock machen.“

Rund um das Thema „Pilgern und Wallfahren“ dreht sich heute auch das Symposium „PILGERN beFORSCHT“ der St. Jakobusbruderschaft Trier. In 20-minütigen Kurzreferaten wird das Thema Pilgern von fünf Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Professor Dr. Michael N. Ebertz (Katholische Hochschule Freiburg, Religions- und Pastoralsoziologie), Professor Dr. Sigrun-Heide Filipp (Universität Trier, Psychologie), Dr. Markus Gamper (Universität Trier, Kultursoziologie), Professor Dr. Martin Lörsch (Theologische Fakultät Trier, Pastoraltheologie) und Professor Dr. Harald Pechlaner (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Tourismus und Entrepreneurship) geben dabei jeweils Einblick in ihre aktuellen Forschungsarbeiten. Die vorgestellten Thesen werden am Ende der Veranstaltung auf einem Podium diskutiert. Moderiert wird das Symposium von Dr. Markus Nicolay, dem Sekretär der St. Jakobusbruderschaft Trier.

Das Symposium „PILGERN beFORSCHT – Interdisziplinäre Betrachtungen des spätmodernen Phänmens“ findet am 17. April von 17 bis 20.30 Uhr im Römersaal der Vereinigten Hospitien (Irminenfreihof) statt. Zum Abschluss sind alle Pilger eingeladen, selbst ein Stück zu Pilgern zu werden und zum Heiligen Rock in den Dom und dem anschließenden Abendlob zu gehen.

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