Knastmarathon: Der Lauf in ein neues Leben

Wittlich / Darmstadt. Alle Jahre wieder ruft die JVA Darmstadt zum inzwischen recht bekannten Knastmarathon auf. Einer, der von der ersten Stunde an daran geglaubt hat, ist Rainer Schuler, Justizvollzugsangestellter in Wittlich und selbst ein unermüdlicher Marathonläufer.

Dass man mit dem Laufen wunderbar seinen inneren Schweinehund bezähmen kann hat Schuler am eigenen Leib erfahren, als er mit dem Rauchen aufhörte. Das Laufen wurde zeitweise so etwas wie eine Ersatzdroge – aber immerhin eine, die weder für ihn selbst noch für seine Mitmenschen schädlich ist. Viele Menschen hat er zum Mittrainieren motivieren können, sowohl von außerhalb als auch innerhalb der Gefängnismauern. So fuhr er gerade wieder mit einer „Abordnung“ der Wittlicher JVA nach Darmstadt.

Die Gruppe zeigte, was in ihnen steckt, und erzielte beachtliche Ergebnisse. Es sind teilweise schwere Jungs, die Schuler mitnimmt zum Marathon hinter Stacheldraht. Aber es lohnt sich immer: Der „Lauf in ein neues Leben“ setzt Kräfte frei, die sie nicht mehr gekannt hatten, als sie zu Haftstrafen verurteilt wurden. Sie wieder kennen zu lernen, darum geht es beim stundenlangen Laufen. Die notwendige Motivation dazu kommt alljährlich von Rainer Schuler, der hart gegen sich selbst ist und dasselbe von seinen Schülern verlangt. Denn ohne Fleiß kein Preis. 

Bei Wind und Wetter, mit Blasen und wunden Sohlen, mit Regeln, an die sich Männer aus zahlreichen Ländern und Vertreter unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu halten haben: Das prägt für den Rest des Lebens, macht Hoffnung, gibt Mut und Lust auf die Zeit nach der Haft.

Damit sie nie vergessen, dass es „da draußen“ noch eine Zukunft für sie gibt – wenn sie sich anstrengen.

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