Geschäftsinhaber lassen sich informieren

Zur dritten Einzelhändler-Versammlung kamen am 7. März rund 50 Personen in die Synagoge, darunter etwa 40 Inhaber von Geschäften in der Altstadt. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Kundenbefragungen, die vom 22. September bis 15. November 2011 durchgeführt wurden. Ausgewertet wurden 616 Fragebögen. Informiert wurde auch über die aktuellen Ladenleerstände und zu Überlegungen, diese Situation möglichst kurzfristig zu verbessern. Für den Bürgermeister war es wichtig, „mit den Einzelhändlern im Dialog zu bleiben“. Dieser Dialog werde jetzt wieder aufgegriffen und mit der Präsentation „der Sicht der Kunden“ fortgesetzt. Vor dem Hintergrund der genannten Zahlen geht es nach Bürgermeister Joachim Rodenkirch auch darum, die Stadt in der Region noch besser zu positionieren: „Dies kann nur gemeinsam angegangen werden, eine Gemeinschaftsaufgabe der Hauseigentümer, der Geschäftsinhaber und der Stadt Wittlich“.

Die beiden getrennt durchgeführten und auch ausgewerteten Kundenbefragungen wurden von Ulrike Kelle, Mitarbeiterin der Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung Wittlich und von Dennis Dulla, Student an der FH Trier, vorgestellt. Dennis Dulla hat die persönliche Befragung in der Innenstadt und auf den Parkplätzen im Konversionsgebiet und bei den Einkaufsmärkten durchgeführt. Für die schriftliche Befragung wurden Fragebögen der Wittlicher Rundschau und den Amtsblättern der Verbandsgemeinden Wittlich-Land, Manderscheid und Kröv-Bausendorf beigefügt. Auf diesem Wege wurden rund 26.000 Haushalte erreicht. Die Antworten bei beiden Befragungen stimmen weitgehend überein. 

Auf die Frage, was den Befragten spontan einfällt, wenn sie den Namen Wittlich hören, wurde „Säubrenner“, „Säubrennerstadt“ und „Säubrennerkirmes“ genannt (66 Nennungen von 200; 95 Nennungen von 416). Erst danach folgen Einkaufsstadt und einkaufen (18/39), Arbeitsort und Arbeitsplätze (17/14) sowie „schöne Kleinstadt“, Altstadt oder Innenstadt (15/25). Genannt wurde aber auch „tot“, „wenig los“ und „langweilig“ (neun von 200 bzw. 23 von 416 Nennungen).

Kunden kommen wöchentlich mehrmals in die Stadt

Wie sieht denn der „Durchschnitts“-Kunde aus, der in Wittlich einkauft? Legt man das Ergebnis der Kundenbefragungen zugrunde, dann ist er weiblich, zwischen 47 und 58 Jahre alt und kommt mit dem Auto mehrmals wöchentlich in die Stadt. Der Kunde stellt sein Fahrzeug auf dem Parkplatz Zentrum ab und sucht die Stadt zum Einkaufen oder für einen Arztbesuch auf. Ausschlaggebend für den Besuch in Wittlich sind die gute Erreichbarkeit und die kostenfreien Parkplätze.

63 Prozent der Befragten bei beiden Umfragen waren Frauen. 60 Prozent gehören der Altersgruppe zwischen 38 und 67 Jahren an. Die Altergruppe unter 27 Jahren macht bei der persönlichen Befragung 15 Prozent, bei den ausgewerteten Fragebögen aber nur 5,4 Prozent aus. Von den persönlich befragten Personen kamen 40 Prozent aus der Stadt, 46 Prozent aus einem Umkreis von bis zu 25 Kilometern Entfernung. Auf den schriftlichen Fragebögen gaben 26 Prozent als Wohnsitz Wittlich-Stadt an, 63 Prozent wohnen in einem Umkreis von bis zu 25 Kilometer entfernt. Auffallend erscheint der geringe Anteil von Befragten bzw. Fragebogeneinsendern aus den Wittlicher Stadtteilen: Nur 8,5 bzw. 9,2 Prozent gaben an, dort zu wohnen.

Gefragt wurde auch danach, wo außerhalb von Wittlich eingekauft wird. Bei den genannten Städten liegt Trier mit über 70 Prozent der Nennungen klar vorne. 7 bis 8,6 Prozent nennen Bernkastel-Kues, 6 Prozent Köln als weitere Einkaufsmöglichkeit. Bitburg, Traben-Trarbach oder Daun spielen mit weniger als 2 Prozent (bei der persönlichen Befragung) und bis 5 Prozent (bei den Fragebögen) keine Rolle. Bei den Öffnungszeiten weichen die Ergebnisse der beiden Befragungen erheblich von einander ab. Bei der persönlichen Befragung gaben 58,5 Prozent an, mit den Öffnungszeiten zufrieden zu sein, bei den schriftlichen Antworten waren dies nur 37 Prozent. Als größten Mangel wurden die nicht einheitlichen Öffnungszeiten genannt (67 und 44 Prozent).

Zum Stichtag 1. März 2012 gab es in der Wittlicher Innenstadt 188 Gewerbeeinheiten. Hierzu zählen die Einzelhandelsbetriebe, bestimmte Dienstleister und gastronomische Betriebe. Arztpraxen und ähnliche Dienstleister sowie Gewerbebetriebe, dessen Geschäftsräume in den oberen Geschossen eingerichtet sind, wurden hierbei nicht erfasst.  Die aktuellen Leerstände summieren sich auf 22 Geschäftsflächen. Hierin mit erfasst sind auch Ladenflächen, die aufgrund ihres Zuschnitts oder ihres Bauzustandes nicht mehr marktfähig sind. Aktuell zeichnet sich ab, dass „Ihr Platz“ die Filiale in der Burgstraße nicht schließen wird. Auch mit McPaper, Burgstraße 38 laufen noch erfolgversprechende Verhandlungen. In der Versammlung machte Ulrike Kelle erste Vorschläge zur Verbesserung der Situation. So soll die Hinweisbeschilderung auf die Innenstadt an den Einfallstraßen verbessert werden. Außerdem soll zusammen mit dem Stadtmarketingverein eine Imagebroschüre aufgelegt werden, in welcher sich die Geschäfte mit Foto und begleitenden Text vorstellen können.

In der Versammlung in der Synagoge wurden als einer von vielen Gründen auch die Mietpreise als Hemmschuh für neue Vermietungen genannt. Dabei wurden beispielhaft die Mietpreisvorstellungen und die realistischen, am Markt durchsetzbaren Quadratmeterpreise für gewerbliche Flächen aus einer Kurstadt in Hessen genannt. Bei den genannten Zahlen handelt es sich nur um ein Beispiel, welches nicht auf die Verhältnisse in der Stadt übertragen werden kann, weil Wittlich ganz andere räumliche und faktische Gegebenheiten und Potenziale aufweist.

Zur Problematik der Ladenleerstände in den Innenstädten sei auf den in dieser Wittlicher Rundschau abgedruckten besonderen Artikel verwiesen. /uj

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