Der Neubau eines Rathauses in Wittlich

Macht der Rechnungshof Rheinland-Pfalz den Neubau eines Rathauses in der Kurfürstenstraße zunichte? Ergeht es der Stadt wie im Jahre 1991, als weit fortgeschrittene Pläne für einen Rathausbau in der Karrstraße letztlich durch eine Entscheidung der Denkmalbehörde auf Eis gelegt werden mussten? „Das wollen wir nicht hoffen“, sagt Bürgermeister Joachim Rodenkirch, der die Problematik gerne kurzfristig mit Innenminister Roger Lewentz besprechen möchte. „Ein Rathaus war und ist immer Ausdruck städtischen Selbstverständnisses. Schon im Mittelalter war es stets wichtig, dass nach der Verleihung der Stadtrechte die jungen Städte Rathäuser errichteten“, so der Bürgermeister. „Weshalb soll dies in Wittlich nicht gelten? Weshalb spricht man der Stadt Wittlich das Recht ab, ein eigenes Rathaus bauen zu wollen?“ Stadtrat, Bürgermeister und Verwaltung werden hierfür weiter kämpfen. „Ich bin zuversichtlich, dass sich noch etwas bewegen lässt“, erklärt Rodenkirch.

Ein kurzer Blick auf die vergangenen 40 Jahre zeigt, wie oft die Verwaltung umziehen musste und wie wichtig ein eigenes Rathaus ist. „Qualitätsvolle Arbeit setzt auch voraus, dass die Beschäftigten gut untergebracht sind“. Nicht erst nach den Eingemeindungen der fünf Stadtteile im Jahre 1969 waren die Räumlichkeiten im Alten Rathaus zu eng. Bereits vorher war die Bauabteilung in angemieteten Räumen im Privathaus Neustraße 11 untergebracht. Die Stadtwerke saßen in einem eigenen kleinen Bürogebäude am Schaff. Nach der Neugliederung des Schulsystems mit Einführung der Grund- und Hauptschulen wurde die Volksschule St. Markus aufgegeben, das alte Schulgebäude in der Karrstraße stand leer.  Die Klassenräume wurden nach und nach zu Büroräumen umgebaut. Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden große Teile der Stadtverwaltung ins Schulgebäude verlagert. Im Alten Rathaus verblieben der Bürgermeister, die Hauptabteilung und das Kulturamt. Die Stadtkasse war zeitweise in Räumen im Gebäude der Kreissparkasse in der Schloßstraße untergebracht.

1982 beschloss der Stadtrat, in der Karrstraße ein neues Rathaus zu bauen. Gemeinsam mit der Kath. Kirchengemeinde St. Markus, die auf dem angrenzenden Grundstück ein Pfarrzentrum errichten wollte, wurde 1984 ein Architektenwettbewerb durchgeführt. 1987 gab es einen positiven Bauvorbescheid, 1991 wurde die Abbruchgenehmigung für die alte Schule erteilt. Ein bis zum OVG Rheinland-Pfalz durchgezogenes Gerichtsverfahren bestätigte die Zulässigkeit des Bauvorhabens mit  Tiefgarage. Das Aus kam dann im August 1991: Das Schulgebäude wurde auf Betreiben des Landes unter Denkmalschutz gestellt, die Neubaupläne mussten aufgegeben werden.

Die Stadtverwaltung war im Jahre 1983 aus dem alten Schulgebäude in ein eigens errichtetes Containergebäude umgezogen, welches auf dem Grundstück Ecke Talweg/Beethovenstraße neben der Turnhalle der Hauptschule Sehlemet (heute Clara-Viebig-Realschule plus) stand. Aus der geplanten kurzen Zeit wurden lange 13 Jahre. Aus Platzmangel mussten im Laufe der Zeit das Standesamt und die Bauabteilung in die Kurfürstenstraße 1 ausgelagert werden. Die Stadtwerke waren von 1979 bis 1996 in einem Neubau an der Rudolf-Diesel-Straße untergebracht.

Im Jahre 1996 bezogen die Stadtverwaltung und die Stadtwerke die angemieteten Räume im Stadthaus, Schloßstraße 11. Anfang 2006 gab es ernsthafte Überlegungen der Stadt, das Gebäude von der Eigentümerin, der Nikolaus-Koch-Stiftung aus Trier, zu erwerben. Man einigte sich darauf, über ein Gutachten den Wert des Gebäudes zu ermitteln. Zu einem Erwerb kam es aber nicht, weil die Kaufpreisforderungen zu hoch waren.

Der Stadtrat griff deshalb die Idee eines Rathausneubaues wieder auf. Am 14. Februar 2007 wurde als Standort für ein neues Rathaus der Parkplatz Karrstraße festgelegt. Kurz nach diesem Beschluss setzte das Land wegen der Überlegungen zu einer Kommunal- und Verwaltungsreform die Förderung von Rathausneubauten aus. Bei einem Besuch des damaligen Innenministers Karl Peter Bruch im Januar 2009 in Wittlich machte dieser ein verlockendes Angebot: 70 Prozent Förderung, wenn die Stadt das Rathaus neben das Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde Wittlich-Land baut und mit der Verbandsgemeinde eine enge Kooperation eingeht. Gefordert wurde auch eine direkte bauliche Anbindung an das Nachbargebäude.

Dem wollte und konnte sich der Stadtrat nicht verschließen. Am 10. Februar 2009 stimmte er einer Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde zu, als neuer Standort für das Wittlicher Rathaus wurde das städtische Grundstück an der Kurfürstenstraße, zwischen Haus der Jugend und Verbandsgemeindeverwaltung, festgelegt. Dort sollte der Neubau entstehen mit dem Ziel,  Anfang 2014 umzuziehen. Von dieser Zeitvorgabe haben sich Stadtrat und Verwaltung inzwischen verabschiedet. Ob und wann es zum Neubau kommt, müssen die kommenden Wochen zeigen. /uj

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