Wilhelm Rombach

Aachener Oberbürger-meister und Regierungspräsident aus Roetgen

274_roetgen_05_16Genau am historischen 20. Juli 1944, als im Führerhauptquartier Wolfsschanze die von Oberst Graf von Stauffenberg dort platzierte Bombe explodierte, wurde weithin unbeachtet in Aachen ein Mann 60 Jahre alt, der in den Jahren vor der NS-Diktatur eine Spitzenpersönlichkeit der Verwaltung im Rheinland gewesen war: Dr. iur. Wilhelm Rombach. Der katholische Hauptlehrersohn aus der Nordeifel hatte von 1928 bis 1933 als Oberbürgermeister die kreisfreie Stadt Aachen regiert, ehe er im Juli 1933 von den NS-Machthabern abgesetzt wurde. Ihm erging es damit wie anderen führenden Zentrumspolitikern seiner Zeit, insbesondere dem Kölner Oberbürgermeister Adenauer, die ihren Platz räumen mussten, obwohl sie das Vertrauen eines großen Teils der rheinischen Bevölkerung genossen.

Rombachs Geburtsort Roetgen im Kreis Monschau war kulturell in stärkster Weise vom Katholizismus geprägt und hatte mit dem Priester und preußischen Zentrumsführer Albert Lauscher (1872-1944) einen bedeutenden Akteur des politischen Katholizismus hervorgebracht. Wilhelm Rombach, Sohn der Eheleute Wilhelm Rombach und Maria Kraus, fühlte sich jedoch nicht zum Priester berufen. Nach dem 1903 auf dem Aachener Kaiser-Karls-Gymnasium abgelegten Abitur studierte er Jura. Mit einer 1909 veröffentlichten Leipziger Dissertation über „Das Wohnungsmietrecht und seine Pfändung“ erwarb er den juristischen Doktortitel, 1911 wurde er nach dem Zweiten Staatsexamen Rechtsassessor und schließlich Amtsrichter. 1916 erfolgte die Ernennung Rombachs zum Stadtrechtsrat in Düren und beigeordneten Bürgermeister, womit sich sein Arbeitsschwerpunkt vom Zivilrecht auf das Verwaltungsrecht verlagerte. Dass er in jenen Weltkriegsjahren nicht als Frontsoldat dienen musste, hing mit einer gravierenden Behinderung zusammen: Von Geburt an fehlte ihm der linke Unterarm; dies machte ihn zum „Krüppel“, wie man damals sagte. Man kann durchaus vermuten, dass er sich deswegen oft abwertende Bemerkungen anhören musste, und vielleicht ließ nur die Tatsache, dass Kaiser Wilhelm selbst an einem verkürzten Arm litt, manche Zeitgenossen vor allzu krassen Äußerungen zurückschrecken. Für Rombach war die eigene Beeinträchtigung Anlass, sich zeitlebens intensiv für die Belange behinderter Menschen einzusetzen. Von 1945 bis 1972 leitete er die katholische Josefs-Gesellschaft, zudem war er über Jahrzehnte im Vorstand des Vinzenz-Heims in Aachen. In Düren selbst, aber auch in der preußischen Regierung, wusste man Kompetenz und Charakter des Eifler Juristen zu schätzen. Deutlich zeigte sich dies 1920, als Rombach Landrat des Kreises Düren wurde, und noch stärker 1922, als er zum Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Aachen ernannt wurde. Abgerundet wurde dieser berufliche Aufstieg in privater Hinsicht durch die 1921 erfolgte Heirat mit Henriette Hengstenberg, einer Tochter des Hüttendirektors Paul Eduard Hengstenberg aus Eschweiler.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Regierungspräsident sah sich Rombach mit den dramatischen Auswirkungen der Ruhrbesetzung konfrontiert. Im Januar 1923 besetzten Zehntausende französischer und belgischer Soldaten unter dem Vorwand von Rückständen bei Reparationszahlungen Rheinland und Ruhrgebiet und unterdrückten den Widerstand der deutschen Bevölkerung brutal. Regierungspräsident Rombach wurde kurzzeitig verhaftet und dann in rechtsrheinisches Gebiet abgeschoben. Von dort aus versuchte er, die Verwaltungsarbeit so gut es ging fortzuführen, konnte aber natürlich an den eingetretenen katastrophalen wirtschaftlichen Folgen – insbesondere durch die Hyperinflation – kaum etwas ändern. Zurückgekehrt nach Aachen ging es für den Regierungspräsidenten darum, die ökonomischen und sozialen Verhältnissen in der Grenzregion zu fördern und für die Zukunft zu sichern. Nach seiner 1928 erfolgten Wahl zum Oberbürgermeister setzte sich Rombach dieses Ziel nun speziell für Aachen, aber wieder wurden ihm schnell die Grenzen seiner Möglichkeiten aufgezeigt. Die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise belastete die Bevölkerung Aachens und seines Eifler Umlandes enorm, wobei die daraufhin einsetzende politische Radikalisierung in dieser Region nicht so stark ausgeprägt war wie in anderen Teilen des Reiches. Nach Rombachs Absetzung im Juli 1933 wurde es still um den früheren Spitzenbeamten. 1945 besannen sich die Amerikaner auf den Verwaltungsfachmann und ernannten Rombach wieder zum Oberbürgermeister. Nach wenigen Monaten entzog ihm die britische Besatzungsmacht jedoch dieses Amt. Die letzte Phase seines Berufslebens stand im Dienst des neuen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen; von 1948 bis 1952 wirkte er als Ministerialdirektor und Staatssekretär im Innenministerium. Als Ruheständler war Rombach  von 1952-1954 Staatskommissar für die NRW-Verwaltungsreform und schließlich noch Vorsitzender des Personalgutachterausschusses für die Bundeswehr. Zahlreiche weitere Tätigkeiten des tatkräftigen Juristen könnten ebenso noch genannt werden wie vielfältige hohe Auszeichnungen. Das sowohl von katholischem als auch von preußischem Ethos geprägte Leben Dr. Wilhelm Rombachs endete 1973 in Aachen. Ω

Verfasser: Gregor Brand

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