Johann Michael Josef von Pidoll

Bischof aus Quinter Familie

Johann Michael Josef von Pidoll
Johann Michael Josef von Pidoll

1734 wurden im heutigen Gebiet der Stadt Trier zwei Vettern geboren, die beide später zu den bekanntesten Geistlichen des Trierer Raumes gehörten: Hubert (Ordensname: Anselm) von Pidoll (1734–1827), letzter Abt des Klosters Himmerod vor der Säkularisation, und Johann Michael Josef von Pidoll, der sein Leben als Bischof von Le Mans beschloss. Beide Kleriker waren Enkel von Francois Pidoll (1665–1745), der 1714 als Franz Ritter von Pidoll zu Quintenbach in den erblichen Adelsstand aufgenommen wurde und durch den diese ursprünglich lothringische Familie in die Südeifel gekommen war; das1745 erbaute Quinter Schloss wurde repräsentativer Hauptsitz der Familie. Nach den genealogischen Forschungen von Dr. Ulrich von Pidoll (geb. 1956) hatte dieser Ahnherr Francois Pidoll, zunächst Offizier in französischen Diensten, nach seiner Heirat mit Johanna Helena de Thier von Offenberg (1665–1738) die von seinem Schwiegervater erworbene Mühle am Quintenbach östlich von Trier zu einer florierenden Eisenhütte ausbauen lassen. Diese unternehmerische Aktivität, die von anderen Familienmitgliedern in der Eifel fortgesetzt wurde, begründete den Wohlstand der Familie und ermöglichte den sozialen Aufstieg in den Adel. Sie beeinflusste sogar die Bevölkerungsgeschichte der Südeifel. Die Eisenhütten der Pidolls zogen nämlich zahlreiche wallonische Eisenarbeiter an, die sich vor allem im Umkreis der Quinter Hütte und der Eichelhütte bei Eisenschmitt niederließen und zu Vorfahren mancher Eifler Familien wurden. Unter den Nachfahren des Hüttenmeisters Franz von Pidoll selbst finden sich erstaunlich viele Künstler und Förster. Aber auch Reichskanzler Professor Georg Graf von Hertling (1843–1919) war als Urenkel von Maria Catharina von Pidoll zu Quintenbach ein Spross dieser Familie, ebenso wie etwa der radikaldemokratische Revolutionär Carl d’Ester (1813–1859) sowie Karl d’Ester (1881–1960), Pionier der Zeitungswissenschaft. Nun aber zu Johann Michael Josef von Pidoll, dem Sohn des kaiserlichen Thurn- und Taxisschen Reichspostmeisters Hubert von Pidoll und der Hofdirektorstochter Josefa Margarethe von Geisen. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Trier studierte er an der alten Trierer Universität Theologie und Jura. Auf die Promotion zum Doktor beider Rechte folgte zwei Jahre später die Priesterweihe. In den folgenden Dekaden vollzog sich ein stetiger Aufstieg in mannigfache kirchliche Ämter des Erzbistums. Offenbar wusste man von Pidolls Doppelqualifikation als Theologe und Jurist zu schätzen. Der sehr fleißige und leutselige Priester wurde unter anderem Dekan von St. Paulin, Verwalter der Abtei St. Matthias und Assessor am Generalsekretariat. 1787 erhielt er den Titel eines Geistlichen Geheimen Rats, zwei Jahre danach wurde er Oberaufseher über das trierische Schulwesen. Im Februar 1794 erfolgte die Ernennung zum Weihbischof von Trier, einen Monat später fand in der Hofkapelle zu Koblenz die Bischofsweihe statt. Zu diesem Zeitpunkt, wenige Jahre nach Beginn der französischen Revolution, ging in Trier alles drunter und drüber. Die jahrelangen Kämpfe zwischen Franzosen und Kaiserlichen endeten am 9. August 1794 mit der Besetzung der Stadt durch die Franzosen, was gerade die Geistlichkeit mit Schrecken erfüllte: Immerhin waren in Frankreich in den ersten Revolutionsjahren zahlreiche Priester und Mönche hingerichtet worden. Entsprechend angstvoll reagierte man in Trier: „Die Bewohner aller Klöster waren geflohen, sie dachten an das Schicksal ihrer Genossen in Frankreich. Die Soldaten, geführt von Trierischem Gesindel, fielen in Massen über das verlassene Gut, und ließen keinen Nagel in einer Mauer; aber sonst hielt der französische Obergeneral unter den Seinen strenge Zucht, denn schon am 11. August wurden einige französische Soldaten erschossen, weil sie Kirchensachen gestohlen hatten“ (Philipp Schmitt, 1853). Zwei Monate später floh Weihbischof von Pidoll zusammen mit Kurfürst und Erzbischof Clemens Wenzeslaus (1739–1812) über den Rhein. In der Folgezeit versuchte von Pidoll von sicherem rechtsrheinischem Gebiet aus, für seinen nun in Augsburg weilenden Erzbischof den Kontakt in den französisch besetzten linksrheinischen Teil der Diözese aufrecht zu erhalten. Als sich nach dem Machtantritt Napoleons die Verhältnisse auch in Trier weiter stabilisierten, durfte sich von Pidoll kurzzeitig Hoffnungen machen, Trierer Bischof zu werden und die getrennten Teile des Bistums wieder zusammenzuführen. Doch Napoleon wollte es anders: Bischof von Trier wurde 1802 der Franzose Charles Mannay, wohingegen der Quinter Postmeistersohn überraschend zum Bischof von Le Mans in Nordwestfrankreich ernannt wurde. Michel-Joseph de Pidoll, der während seiner Bischofszeit 395 Priester weihte, erwarb sich in Le Mans großes Ansehen. Als 85-jähriger Bischof starb er 1819 nach 60 Jahren im Priesteramt und wurde in einer Kapelle der altehrwürdigen Kathedrale Saint-Julien du Mans, eine der größten Kirchen Frankreichs, beerdigt. Verfasser: Gregor Brand

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