Franz Karl von Veyder-Malberg

Österreichischer Generalmajor aus Malberg

Franz Karl von Veyder-Malberg
Franz Karl von Veyder-Malberg

Trotz der waldgeschützten Lage im idyllischen Kylltal fühlten sich die Freiherren von Veyder-Malberg, Inhaber von Schloss und Herrschaft Malberg, ihres Lebens nicht mehr sicher, als französisches Militär 1794 die Eifel eroberte. Was sie zu befürchten hatten, wussten sie von der verwandten Familie Forget de Barst, der das saarländische Schloss Itzbach gehört hatte und deren Schicksal sich weit herumsprach. 1796 berichtete der berühmte Schriftsteller, Arzt und Universalgelehrte Jung-Stilling seinem Freund Goethe, dass die Damen de Barst unter der Regierung Robespierres „bis aufs Hemd ausgeplündert“ wurden und man ihre Wohnung „bis auf die Erde“ abbrannte, worauf sie schließlich zu den Eifler Verwandten flohen. Jung-Stilling fügte hinzu: „nun kam aber auch die Reyhe an den Herrn von Malberg, auch dieser wurde ausgeplündert und verjagt.“  Schlossherr Peter Ernst von Veyder-Malberg (1726-1815) flüchtete mit seiner zweiten Ehefrau Freiin von Montigny und ihren beiden Söhnen Friedrich und Franz Karl auf das rechte Rheinufer; dort fanden sie in Niederlahnstein eine vorübergehende Bleibe. Wie sein älterer Bruder, so schloss sich auch der 1775 in Malberg geborene Franz Karl der kaiserlichen Feldarmee an und war bald schon im ersten seiner insgesamt 62 großen Gefechte und Schlachten zu finden. Beim Kampf um Mainz 1795 imponierte der 20-jährige Malberger, Spross einer ursprünglich in Dasburg/Our ansässigen altadligen Familie des Herzogtums Luxemburg, durch seine Tapferkeit, erlitt aber auch seine erste Verwundung. Dem französischen Angebot zur Rückkehr in die Eifel misstraute er, stattdessen zog er weiterhin den Dienst in der österreichischen Armee vor, den er vorwiegend in Tirol ableistete. 1807 kam dieses Bergland gegen den Willen seiner Bevölkerung an das mit Napoleon verbündete Bayern. Der Widerstand gegen Bayern und Franzosen wuchs sich 1809 zum offenen Aufstand aus, obwohl die Erfolgsaussichten der militärisch nicht ausgebildeten Tiroler Bauern gering waren. Der mit den Tirolern sympathisierende Malberger Offizier organisierte nach den ersten Niederlagen der Tiroler Kämpfer weiteren Widerstand. Vom pausenlosen Läuten der Sturmglocken gerufen fanden sich tausende Tiroler zum Kampf ein, aber sie verfügten kaum über kriegskundige Anführer. Veyder hatte große Mühe, „die Herrschaft über den ungestümen großen Haufen zu behaupten“, wie er selbst in seinem Tagebuch berichtete, über das wir durch die Nachforschungen von Karl Leopold Kaufmann informiert sind. Als einige Männer anfingen, den Keller des örtlichen Klosters zu plündern, konnte Veyder das ungesetzliche Treiben nur mit Degengewalt und „nachdrücklichen Faustschlägen“ stoppen. Die folgenden Maitage 1809 sahen ein heftiges Hin und Her der Kämpfe. Napoleons bayrische Verbündete brannten zahlreiche Dörfer und Gehöfte nieder, die Tiroler selbst waren sich über den Sinn weiteren Widerstands uneins. Veyder gehörte zu denen, die sich dafür einsetzten, Tirol aufs Äußerste zu verteidigen. Trotz Erfolgen unter dem legendären Andreas Hofer mussten sich die Tiroler im Herbst 1809 geschlagen geben. Veyders oberster Herr, der österreichische Kaiser Franz, akzeptierte zähneknirschend die Einverleibung Tirols durch Bayern und musste 1810 in die Ehe seiner 18-jährigen Tochter Marie-Louise mit Napoleon einwilligen. Die von Napoleon erzwungene Allianz Frankreich-Österreich bedeutete für Oberstleutnant von Veyder zwei Jahre später, dass er an der Spitze eines Jägerbataillons und als Teil des österreichischen Hilfskorps den Russlandfeldzug Napoleons mitmachen musste. Veyder gehörte zu der kleinen Minderheit der Grande Armée, die den Angriff auf das Zarenreich überlebte – genauso wie der aus Malberg stammende Heinrich Ersfeld, der ihm seit 1802 als Diener und Freund zur Seite stand. Als sich Österreich 1813 in den Befreiungskriegen gegen Napoleon stellte, konnte Veyder wieder auf der Seite kämpfen, die seiner Überzeugung entsprach. Den von ihm geführten Soldaten gelang es, Freiberg zu erobern; wenige Wochen später, im Oktober 1813, führte Veyder sein Jägerbataillon erfolgreich in der Völkerschlacht zu Leipzig, auch wenn er selbst dabei das Gehör auf dem linken Ohr verlor, als eine Kanonenkugel seinen Kopf nur um Haaresbreite verfehlte. Wiederum ein Jahr später erhielt Veyder ehrenvolle Kommandos und höchste Auszeichnungen; 1815 ernannte ihn Kaiser Franz I. zum Generaladjutanten seines Sohnes, des Kronprinzen Ferdinand. Nach dem Ende der Franzosenherrschaft besuchte Baron Veyder seine Eifler Heimat; ob er noch einmal seinen hochbetagten Vater sehen konnte, ist ungewiss. Ab 1823 führte der inzwischen zum Generalmajor beförderte Eifler als Regimentskommandeur an der unruhigen Südgrenze zum Osmanischen Reich erbitterte Kämpfe gegen bosnisch-türkische Rebellen. Im Sommer 1829 zog sich General Veyder, der sich persönlich kaum schonte, dabei eine folgenschwere Erkrankung zu. Anfang 1830 trat er zwar noch eine neue Stelle in der Bundesfestung Mainz an, aber schon im Frühling starb er dort an Herzbeutelwassersucht. Verfasser: Gregor Brand

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