Dr. Jörg Haas

Es bleibt ein stets neu verblüffendes Phänomen: Die Eifel ist in der Wirtschaftsgeschichte eindrucksvoll vertreten. Thyssen, Poensgen, Hoesch, Peltzer, Schoeller, Scheibler – das sind nur einige der historisch bedeutsamen Namen, die für herausragende technische und unternehmerische Leistungen stehen. Auch wenn Jörg Haas keinen Wert darauf legt, seine Person in den Mittelpunkt zu stellen, so hat er eines schon bewiesen: Die Eifel hat auch heute noch das Potenzial für große Unternehmer-Persönlichkeiten.

Jörg Haas, 1963 in der Abteistadt Prüm geboren, wuchs zusammen mit zwei Geschwistern vor gleichsam karolingischem Hintergrund auf. Sein Vater, der Kaufmann Hansgerd Haas (1935–2010), prägte jahrzehntelang als Mitglied von Stadtrat und Kreistag, vor allem aber auch als Stadtbürgermeister und durch sein ehrenamtliches Engagement, die Geschickte seiner Prümer Heimat maßgeblich mit. Mutter Gerdi Haas, eine Mürlenbacher Bäckerstochter, macht sich seit vielen Jahren einen Namen als phänomenal schöpferische Malerin; sie wurde 1997 für ihr Werk mit dem Kaiser-Lothar-Preis ausgezeichnet.

Der berufliche Weg des Unternehmers Jörg Haas mutet – wenn man überhaupt solche Stereotypen verwenden will – teils deutsch, teils amerikanisch an. Als eher „typisch deutsch“ könnte man seine breite und in die Tiefe gehende Ausbildung ansehen. Nach dem Fachabitur Wirtschaft und Verwaltung in Gerolstein studierte Haas in Trier Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftswissenschaften, wurde mit Prädikatsabschlüssen Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH) und Diplom-Kaufmann, arbeitete dann als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Trier sowie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und promovierte 1996 zum Dr. rer. pol. Es wäre keineswegs verwunderlich gewesen, wenn Jörg Haas schließlich als Professor die eindrucksvolle Riege eifelstämmiger Ökonomen vergrößert hätte. Aber zu seiner akademischen Karriere kam bei ihm eine ganz andere hinzu und drängte sich zunehmend in den Vordergrund. Bereits als Student hatte der tatkräftige und hoch kreative Prümer mit seinem Kommilitonen Rüdiger Wilbert begonnen, eine Software für Krankenhäuser zu entwickeln, die sich in der Folge als höchst praxisrelevant und attraktiv erwies. Im Jahr der deutschen Wiedervereinigung gründeten die Studenten Haas und Wilbert 1990 mit der Gesellschaft für Wirtschaftsberatung und Informatik (GWI) ein sehr erfolgreiches Technologieunternehmen, das 2004 einen Umsatz von rund 125 Millionen Euro erzielte und mehr als 1000 meist hochqualifizierte Mitarbeiter beschäftigte. Als Haas und Wilbert die GWI 2005 an Agfa-Gevaert verkauften, beruhte dies auf der souveränen Überlegung, mit anderen unternehmerischen Konzepten neue Wege zu wagen. Schon einige Jahre zuvor hatte Jörg Haas solche neuen Projekte mit der ihm eigenen Entschlossenheit in Angriff genommen. 2002 gehörte er zu den Gründern der HW Partners AG, eines Investmenthauses mit Sitz in Bonn, das mittelständische Unternehmen speziell im Bereich moderner Informationstechnologien unterstützt. Ganz im Sinn von Jörg Haas setzt dieser Investor auf das frühe Erkennen von technologischen Mega-Trends und kombiniert strategisches Denken mit operativem Handeln. Die HW-Partners AG gründete unter anderem 2007 die ScopeVisio AG in Bonn. Nicht nur für Haas zählt sie zu den spannendsten Technologie¬unternehmen, weil sie integrierte Online-Unternehmenssoftware in der Cloud entwickelt, die ausschließlich als „Software as a Service“ bereitgestellt wird. Für die Öffentlichkeit sichtbarer sind die grandiosen Projekte der gleichfalls 2002 von Haas mitgegründeten BonnVisio-Gruppe, bei denen man förmlich sehen kann, wie mit brillanten Architekturprojekten Träume wirklich werden. Glanzstück von BonnVisio und geradezu ein Jahrhundertdenkmal ist der gesamte Bonner Bogen mit dem Kameha Grand Hotel in Bonn. Dieses von dem Dillinger Architekten Karl-Heinz Schommer entworfene Bauwerk, von Haas ohne Übertreibung als „eines der außergewöhnlichsten Designhotels der Extraklasse“ bezeichnet, wurde mit dem als „Oscar“ für Design und Architektur geltenden internationalen „Mipim Award“ ausgezeichnet und 2011 zum „Hotel des Jahres“ gewählt.

Zu den eher nebenbei laufenden Aktivitäten von Jörg Haas gehört sein Engagement in der Autohandelsbranche. „Autohaus Eifel – Mosel“ ist mittlerweile ein bekannter Name unter den Autointeressierten weit über die Region hinaus. Der Prümer ist Aktionär und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Autohaus Eifel-Mosel Holding, die aus der Fusion der Autohäuser Müller & Flegel KG, Eifel-Mosel GmbH sowie der Eifel-Mosel Trading GmbH hervorging und zum größten Autohändler der Eifelregion wurde. „Ein Autohändler in der Region für die Region“ lautet das von Haas und seinem Eifler Partner Michael Flegel konsequent umgesetzte Motto.

Nicht zuletzt dieses Engagement des mit seiner Familie in Bonn eifelnah lebenden Prümers zeigt, dass Dr. Jörg Haas seine Wurzeln schätzt und pflegt. Sicherlich wären selbst die karolingischen Kaiser alter Zeit, die mit Namen wie Prüm und Mürlenbach bekanntlich eng verbunden sind, auf diesen Landsmann stolz.

Verfasser: Gregor Brand
 

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