“Jobcoach24+”: Mit gezielter Unterstützung in Beschäftigung

Mainz. Rheinland-Pfalz will mit gezielten Coaching-Angeboten mehr Menschen in reguläre Beschäftigung bringen. Das Projekt «Jobcoach 24+» richte sich an Bezieher von Bürgergeld, sagte Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) am 10. April in Mainz. Im Mai und Juni sollen insgesamt 25 Projekte mit rund 400 Teilnehmerplätzen an den Start gehen.

Die Jobcoaches werden bei Bedarf die Betroffenen zum Probearbeiten, zum Praktikum oder zur neuen Arbeitsstelle begleiten. Es gehe auch um das Helfen bei Bewerbungen, die Unterstützung bei der Suche nach einer Wohnung, einem Kita-Platz oder weiterführenden Sprachkursen, sagte der Arbeitsminister.

Die Initiative ergänze den «Job-Turbo», der im Herbst vergangenen Jahres von der Bundesregierung eingeführt wurde und zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen vor allem aus der Ukraine dient, sagte Schweitzer. Das rheinland-pfälzische Modell richte sich aber an alle Bezieherinnen und Bezieher von Bürgergeld.

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Zwei Männer sind auf dem Weg zur Agentur für Arbeit. Foto: Arne Dedert/dpa

Der Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz sei robust, betonte der SPD-Politiker. Der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel sei aber in allen Wirtschaftsbereichen zunehmend spürbar. Dennoch gebe es zahlreiche Menschen, denen es auch bei guter Arbeitsmarktlage bisher nicht gelungen sei, in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Fuß zu fassen. An diese Personen richte sich das Angebot mit dem Ziel, deren Bezugsdauer des Bürgergelds zu reduzieren und sie in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU) Rheinland-Pfalz, Franziska Bliewert, sprach von einem «richtigen Ansatz» und sagte weiter: «Die aktuelle wirtschaftliche Situation und der akute Arbeits- und Fachkräftemangel zeigen uns, dass es jetzt auf jede Hand und jede Stunde ankommt. Deshalb brauchen wir einen generellen Turbo für die Arbeitsmarktintegration.»

Die geplanten Projekte werden Schweitzer zufolge durch regionale Projektträger gemeinsam mit den Jobcentern umgesetzt. Das Land stelle dafür aus arbeitsmarktpolitischen Mitteln bis zu 1,3 Millionen Euro zur Verfügung, berichtete der Arbeitsminister. Die regional zuständigen Jobcenter beteiligten sich mit 40 Prozent der Gesamtkosten an den jeweiligen Projekten.

Von den 71 500 arbeitslosen Menschen in den Jobcentern im Land sei fast die Hälfte langzeitarbeitslos, rund 66 Prozent dieser Personen hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung, teilte die Chefin der Regionaldirektion für Arbeit, Heidrun Schulz, mit. Unter den Jobsuchenden seien auch 7700 Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach Rheinland-Pfalz geflüchtet sind. Viele dieser Menschen hätten mittlerweile ihre Sprach- und Integrationskurse beendet und suchten nun Arbeit.

«Unser Ziel ist es, geflüchtete Menschen aus allen Herkunftsländern mit Arbeitsmarktzugang nach Abschluss des Integrationskurses zügig in den Arbeitsmarkt zu integrieren», betonte Schulz. Die Vertiefung der deutschen Sprache kombiniert mit ersten Arbeitserfahrungen und Qualifizierungen sollen dabei stärker Hand in Hand gehen. Wichtig sei, die Menschen schnellstmöglich in Arbeit zu bringen und parallel weiter in Sprache und Qualifikation zu investieren. In Rheinland-Pfalz seien 9400 Menschen mit ukrainischem Pass beschäftigt. 7300 dieser Menschen übten eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus und 2100 einen Minijob.

«Dass Geflüchtete, die meist sehr motiviert sind zu arbeiten, schnell an Jobs gelangen, ist wichtig», hieß es beim DGB. Es müsse allerdings dafür gesorgt werden, dass sie nicht in Arbeitsplätzen landen, die unterhalb ihrer Qualifikation liegen oder prekär sind. Dafür müssten in den Jobcentern ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.

«Geflüchtete kennen sich nicht mit unseren Arbeitsschutzgesetzen aus und müssen deshalb besonders geschützt und beraten werden», mahnte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Rheinland-Pfalz. «Die Arbeitgeber sind gefragt, wenn es um Sprachkurse oder Anpassungsqualifizierungen geht, für die sie die Beschäftigten bezahlt freistellen sollten.» (dpa/lrs).

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