Neuer TV-Vertrag für die Fußball-Bundesliga 

Ab der Saison 2017/18 soll die „No-Single-Buyer-Rule“ gelten

Die DFL will die Fernsehrechte für die Bundesliga (1. und 2. Liga) neu vergeben. Der jetzt noch geltende Vertrag mit dem Bezahlsender Sky gilt nur noch bis Juni 2017 und danach sollen die Karten neu gemischt werden. Sky Deutschland war bisher alleiniger Rechteinhaber in Sachen Liveübertragung der Bundesliga-Spiele. Bei dem Recht der Liveübertragung handelt es sich um das attraktivste und zugleich teuerste Gut im Fernsehsport. Der Pay-TV-Sender Sky lebt zu einem wesentlichen Teil davon, dass er alle Partien der ersten und zweiten Liga live übertragen kann. Der Werbeslogan „Alle Spiele, alle Tore“ könnte bald Makulatur sein, was die Sky-Abonnenten nicht sehr erfreuen würde, denn bei den 4,3 Millionen Sky-Kunden handelt es sich zu einem nicht unerheblichen Teil um Fußball-Fans.

Sky sieht dem Bieterwettbewerb bisher gelassen entgegen

Der TV-Bezahlsender Sky sieht sich jedoch für den Kampf um die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga ab der Saison 2017/2018 gewappnet. “Wir haben Appetit auf Investitionen”, sagte Sky-Chef Jeremy Darroch noch im letzten Jahr. Daraus kann man folgern, dass der Bezahlsender auch künftig bereit ist, für die Fernsehrechte an der Fußball-Bundesliga viel Geld auszugeben.

Zur Zeit sieht es auch noch nicht so aus, als müsse der Pay-TV-Sender für den neuen Bieterwettstreit ab April 2016 Konkurrenz fürchten und gibt sich dementsprechend zuversichtlich: “Wir werden unser Bestes geben und hoffentlich wieder zum Zuge kommen”, sagte Darroch, der die Rechte an der Bundesliga als “bedeutend” für Sky bezeichnete.

Sollte sich Sky erneut die Rechte sichern, könnte der Preis für das komplette Rechtepaket erstmals eine Milliarde Euro pro Saison übersteigen. Derzeit bezahlt Sky pro Spielzeit durchschnittlich 485,7 Millionen Euro. Damit rangiert die Fußball-Bundesliga in Deutschland weit hinter ihrem Konkurrenten aus England.

Die englische Premier League setzt Maßstäbe

Die englische Premier League, welche in Sachen Etatgröße ihrer Clubs schon seit längerem beneidet wird, kassiert in den Jahren 2016 bis 2019 6,9 Mrd. Euro aus der Inlandsvermarktung der Spiele. Diese Rekordsumme teilen sich Sky UK und die British Telecom (BT) Sports, die sich in einem Bieterverfahren hochschaukelten. Addiert man das Geld aus dem Ausland dazu, werden die 20 Premier-League-Clubs vom kommenden Sommer an 3,2 Mrd. Euro unter sich aufteilen können – und das pro Saison!

Der englische Markt funktioniert nach völlig anderen Regeln, denn bereits seit zwei Jahrzehnten läuft der Fußball nur im Bezahlfernsehen. Ein Format wie die „Sportschau“ – eine „heilige Kuh“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland – kennen die englischen Fußballfans gar nicht. Daher haben sie auf der Insel gar keine andere Möglichkeit als zu zahlen, wenn sie Fußballspiele sehen wollen.

Der englische Mega-Deal befeuert die Debatte in Deutschland

Seit der Neu-Vergabe der TV-Rechte in England gibt es in Deutschland eine Debatte darüber, wie die Bundesligaklubs mehr TV-Gelder erhalten können. In Deutschland läuft der aktuelle Fernsehvertrag 2017 aus. Dieser Vierjahreskontrakt ist mit 2,51 Milliarden Euro dotiert.

Gesucht wird nach einem Weg, die Rechtepakete so zu schnüren, dass die Preise weiter hoch getrieben werden. Dabei kommt z.B. eine weitere Spreizung des Spieltages in Betracht. Diskutiert wird hier u.a., eine weitere Begegnung am Montagabend ausspielen zu lassen. Das könnte aber den Unmut der mitreisenden Fans hervorrufen, für die dann Auswärtsspiele am Montagabend nicht ohne weiteres machbar wären.

Auf jeden Fall kann davon ausgegangen werden, dass auf die Fans mit Abschluss des neuen Vertrages Veränderungen zukommen. So könnte die DFL mehr exklusive Inhalte für verschiedene Rechteinhaber und Plattformen garantieren und neue Rechteinhaber könnten ihre eigenen Formate etablieren.

Das Bundeskartellamt ist mit im Spiel

Bereits im vergangenen Jahr hatten sich Konkurrenten von Sky (mit dabei Constantin Medien mit ihren Sport1-Plattformen, die Deutsche Telekom und andere potentielle Mitbieter [Amazon?]) an das Bundeskartellamt gewandt und die „No-Single-Buyer-Rule“ ins Spiel gebracht. Die Medienunternehmen wollen damit ihre Eintrittschancen als Bundesligasender begünstigen. Unterstützt wurde dieses Ansinnen vom FC Bayern München, der selbst aktiv auf das Kartellamt zugegangen ist. Von Seiten des Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge wurde immer wieder betont, dass mehr Wettbewerb in die Rechtevergabe hineingebracht werden muss, um höhere Einnahmen generieren zu können.

So lautete daher auch die Botschaft des DFL-Geschäftsführers Christian Seifert auf dem Neujahrsempfang der Liga im Januar in Frankfurt an den Markt: „Die Bundesliga muss in der Weltklasse spielen. Wir brauchen Geld, um mit der in Geld schwimmenden Liga in England, um mit Spanien und Italien mitzuhalten. Dieses Ziel müssen unsere Medienpartner unterstützen und investieren.“

Das Bundeskartellamt steht daher vor der Aufgabe, in der Ausschreibung der Medienrechte alle für die Vereine und für die DFL wichtigen Punkte zusammenzuführen, was nicht unbedingt mit einer Zerfaserung des Spieltages und einer Zersplitterung der Liveanbieter einhergehen muss.
Der Sprecher des Bundeskartellamtes, Kay Weidner, sagte dazu: „Es ist richtig, dass wir nach wie vor in konstruktivem Dialog stehen mit der der DFL.“
Die Prüfung des vorliegenden Konzeptes könnte in den nächsten Wochen beendet sein, so dass nach der Ausschreibung ein Abschluss noch vor der EURO 2016 erfolgen könnte.

Der Ausverkauf von Topspielern hat längst begonnen

Wenn die Bundesliga-Vereine in den nächsten Jahren nicht mehr Geld zu Verfügung haben, so die allgemeine Befürchtung, wird weiterhin der Transfer von Topspielern und auch Trainern nach England nicht gestoppt werden können.
Michael Zorc, Sportdirektor von Borussia Dortmund, ist derzeit noch nicht tief beunruhigt. Zum Thema sagte er zu Sport1: „Die Mittelklasseklubs in England werden finanzkräftiger. Es besteht die Gefahr, dass deutsche Spieler in den Fokus geraten. Ich glaube aber, dass die ambitionierten Klubs vom Gesamtpaket auch gute Argumente in die Waagschale werfen können.“

Ein pragmatischer Vorschlag in Sachen Geldfluss kommt vom Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, Max Eberl, zusammen mit dem Mainzer Manager Christian Heidel: „Wir müssen hier so gute Spieler entwickeln, dass englische Vereine bereit sind, dafür unfassbare Summen auszugeben. Damit würden wir deren TV-Gelder nach Deutschland schaffen.“

Die Wirtschaftsmacht China setzt auch auf Fußball

Geld aus Spieler-Transfers könnte zukünftig auch vermehrt aus China kommen. Wie groß dieses Verlangen tatsächlich ist, beantwortet Han Guangming, der Gesandte des Botschafters in Deutschland: “Wir investieren viel in die fußballerische Entwicklung, denn Fußball spiegelt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes.”

Seit einigen Monaten importieren Chinas Großklubs Luxusspieler in die kommunistische Volksrepublik. Folgende Beispiele seien hier genannt: Der Brasilianer Ramires, der für 28 Millionen Euro vom FC Chelsea an die Mündung des Jangtsekiang wechselte, zu einem Klub namens Jiangsu Suning; der Kolumbianer Jackson Martinez, den Guangzhou Evergrande für 42 Millionen Euro von Atletico Madrid lockte; und Alex Teixeira, den sich wiederum Jiangsu 50 Millionen Euro kosten ließ.

“Der Fußball dient der Regierung auch dazu, die legitimatorische Leere zu füllen. Sie hat sich jahrzehntelang über den Klassenkampf und zuletzt über ein starkes Wirtschaftswachstum gespeist. Wenn das nun wegfällt, bietet sich der Fußball als Vehikel eines neuen Nationalismus an”, sagt Simon Lang vom Mercator Institute for China Studies.  Hier bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten.

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