Leitlinien der Zukunftsinitiative Eifel für eine nachhaltige und zielgruppenorientierte Mobilität im ländlichen Raum

Die Mitglieder der Zukunftsinitiative Eifel haben sich anlässlich der Eifelkonferenz 2010 in Heimbach/Eifel auf die folgenden elf Leitlinien für eine nachhaltige und zielgruppenorientierte Mobilität im ländlichen Raum verständigt  und werden diese bei ihrem weiteren Planen und Handeln berücksichtigen.

1) Die Sicherung und Gewährleistung der Mobilität für die Bevölkerung und die Wirtschaft ist eine notwendige Voraussetzung für gute Lebens- und Wirtschaftsbedingungen. Das gilt auch und gerade für den ländlichen Raum, stellt aber angesichts der demografischen Entwicklung sowie der Finanzsituation der Kommunen eine zunehmend größere Herausforderung dar. Die Sicherung und Gewährleistung der Mobilität muss in enger Abstimmung und gemeinschaftlich mit den zuständigen Straßen bau lastträgern und den Dienstleistern im öffentlichen Personennahverkehr geplant und umgesetzt werden.

2) Die Wirtschaftsregion Eifel benötigt eine gut ausgebaute, zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur. Dies erfordert neben der Bestandserhaltung die grenzüberschreitende Schließung bestehender Lücken im Straßen-, Radwege- und Schienennetz. Dabei sind die besonderen Mobilitätsbedürfnisse der Landwirtschaft zu berücksichtigen. Von heraus ragender Bedeutung für die Eifel ist der Lückenschluss der Autobahn A 1. Es müssen daher alle Anstrengungen unternommen werden um deren zügige Fertigstellung zu realisieren.

3) Nur über eine flächendeckende und möglichst gleichberechtigte Ausstattung des individuellen und des öffentlichen Verkehrs wird die Erschließung und die Erreichbarkeit der Eifel für Bewohner, Touristen und Wirtschaft gewährleistet. Dabei müssen die Chancen der multimodalen Verknüpfung aller Verkehre zur optimalen flächendeckenden Erschließung des Raums für die Bewohner, Touristen und die Wirtschaft ergriffen und umgesetzt werden.

Bei der Entwicklung von Siedlungsraum und Gewerbeflächen muss die Entwicklung insbesondere von ÖPNV-Achsen mit berücksichtigt werden.

4) Der Ausbau von e-Dienstleistungen sowie die Schaffung alternativer Arbeitsplatzmodelle können Wege überflüssig machen und in hohem Maße vorhandene Mobilitätsdefizite der Bevölkerung ausgleichen. Um dies zu gewährleisten ist eine flächendeckende und leistungsfähige Breitbandversorgung sicher zu stellen.

5) Die demografische Entwicklung erfordert eine zielgruppenspezifische Orientierung der Mobilitätsdienstleistungen für die Bevölkerung (z. B. Barrierefreiheit, Anpassung an die Konzentration öffentlicher Infrastruktur). Dies gilt insbesondere für die Leistungen des öffentlichen Nahverkehrs. Hier sind unter Einbeziehung der lokalen Unternehmen des Bus-, Taxi- und Mietwagengewerbes alternative Bedienungsformen zu entwickeln. Das ehrenamtliche Engagement zur Mobilitätssicherung ansonsten immobiler Mitbürgerinnen und Mitbürger erfährt dort, wo weder durch die öffentlichen Nahverkehrsträger noch durch unternehmerisches Engagement ein ausreichendes ÖPNV-Angebot gewährleistet werden kann, eine besondere Wertschätzung.
Anm.d.Red.: Die rheinland-pfälzische Landesregierung in Mainz hat für Rheinland-Pfalz Anfang des Jahres 2010 neue Richtlinien und Informationen zum Thema des Einrichtens von Bürgerbuslinien aufgestellt. Es gibt bereits Bürgerbus-Systeme in Rheinland-Pfalz in den Gemeinden Freinsheim im Kreis Bad Dürkheim, in der Gemeinde Roderich im Kreis Kaiserslautern, in Vallendar im Kreis Mayen-Koblenz, in Finthen im Stadtverband Mainz, sowie in Annweiler/Trifels und in Wernersberg im Landkreis Südliche Weinstraße.

6) Auch öffentliche Verwaltungen und private Betriebe profitieren durch Vernetzung und Mit-Nutzungsmöglichkeiten von alternativen Verkehrsangeboten und innovativen Mobilitätsdienstleistungen (z. B. Car-Sharing, Vermittlung von Mitnahmemöglichkeiten, Jobticket, Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene). Diese können zudem zusätzliche Beschäftigung schaffen.

7) Die Mobilität der Zukunft sollte effizient im Sinne von Umweltschutz und Ressourcenverbrauch sein. Um das Ziel einer CO2-neutralen Mobilität zu erreichen bedarf es alternativer Antriebskonzepte, Mobilitäts- und Verkehrsmanagementmaßnahmen, Vernetzung von Mobilitätsdienstleistungen sowie neuer Infrastrukturen für den Personen- und Wirtschaftsverkehr.

8) Die Werbung für umweltfreundliches und umweltschonendes Mobilitäts- und Fahrverhalten als Offensive für eine neue Mobilitätskultur muss auch für den ländlichen Raum weiter forciert werden. Das nach wie vor ausgeprägte Verhalten der ländlichen Bevölkerung, mindestens innerörtliche Wege per Fahrrad oder zu Fuß zurück zu legen, kann Anregung und Vorbild für die intelligente Kombination der Inanspruchnahme verschiedener Verkehrsmittel sein.

9) Mobile Dienstleistungsangebote sind in besonderer Weise geeignet unzureichende Mobilität in der Fläche auszugleichen. Sie leisten im ländlichen Raum einen wichtigen Beitrag zur Deckung von Gütern des täglichen Bedarfs (z. B. rollende Supermärkte) sowie zur Daseinsvorsorge (z. B. Bücherbus, rollende Sparkasse) und sind deshalb zu fördern.

10) Die Belange des naturerlebnis-orientierten Eifeltourismus sollen bei der ÖPNV-Planung als zusätzlicher Aspekt berücksichtigt werden, soweit es im Rahmen der eigenwirtschaftlichen Verkehre leistbar ist. Zudem soll der Eifeltourismus durch alternative Verkehrsangebote (z. B. Fahrradverleihsysteme) gestärkt werden.

11) Durch den Bezug regionaler Produkte lassen sich Verkehrsströme reduzieren und damit einhergehende Kosten sowie Ressourcenverbrauch senken. Hierzu leistet die Regionalmarke Eifel einen wichtigen Beitrag.

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