Landwirte träumen vom Inflationsausgleich

landwirte_20_14Eckfeld. Gab es 1990 noch 13.000 Schweine haltende landwirtschaftliche Betriebe, sind es heute nur noch 1.000 in Rheinland-Pfalz und davon halten gerade einmal 400 Betriebe Bestände in nennenswertem Umfang, erklärten die beiden Kreisvorsitzenden Manfred Zelder aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich und Tobias Fuchs aus dem Kreis Mayen-Koblenz während einer Pressekonferenz auf dem Betrieb der Familie Borsch-Lamberty in Eckfeld: „Hat ein Landwirt in den siebziger Jahren für ein Kilogramm Rindfleisch 8 DM erhalten, sind es heute gerade einmal 3,40 Euro. Die Preise sind niedriger als noch vor 40 Jahren und dabei wurde noch nicht einmal die Inflationsrate berücksichtigt! Ein solcher Preisverfall führt zwangsläufig zu Arbeitsplatzverlusten und zu einem Strukturwandel, der an Deutlichkeit nichts vermissen lässt“, so Zelder. Die klassische Vermarktung sei zerstört worden. Viele regionale Schlachthöfe hätten am Markt nicht bestehen können und seien verloren gegangen und auch die Metzger hätten aus finanziellen Gründen die Eigenschlachtungen weitgehend aufgegeben. Dies führe in der Vermarktung zu monopolähnlichen Strukturen, die es den Betrieben schwer machten, höhere Preise einzufordern. Zelder zeigte sich tief enttäuscht von der Landesregierung, die einerseits von einer klein- und mittelbäuerlichen Landwirtschaft schwärme, aber andererseits in ihren Entscheidungen genau diesen Betrieben das Leben schwer mache. Wie könne es eine Landesregierung verantworten, die Ausgleichszulage, die gerade den Bauernfamilien in den benachteiligten Gebieten zu Gute komme, zu streichen und gleichzeitig einen Nationalpark zu fördern.

Die enormen Schlacht- sowie Abdeckgebühren hätten die Bauernhöfe in anderen Bundesländern in dieser Höhe nicht zu tragen. Hier könne die Politik gegensteuern. Gerade wenn die Viehhaltung immer stärker zurück gedrängt werde, könne das von der Politik so hochgepriesene Grünland nicht weiter gepflegt werden. Grünland benötige nun einmal die Tierhaltung, um es nachhaltig zu pflegen. Kreisvorsitzender Tobias Fuchs gab zu bedenken, dass bereits heute nur zehn Prozent des in Rheinland-Pfalz benötigten Schweinefleischs im eigenen Land erzeugt werde. Niedrige Preise und steigende Gebühren sowie Betriebsmittelkosten würden den Strukturwandel beflügeln.

Zwar sei es das verbale Ziel der Landesregierung, kleine und mittelständische am Leben zu erhalten, dennoch könnten sich die anfallenden Kosten gerade diese Familienbetriebe nicht mehr leisten: „Es geschieht genau das Gegenteil von dem, was die Grüne Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken immer erklärt. Steigende Gebühren, sinkende Förderungen, weniger staatliche Berater, eine von der Landesregierung forcierte Flächenstilllegung im Rahmen der Agrarreform und ein geplantes Grünlandumbruchverbot wird auf dem Rücken der kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe ausgetragen. Das ist unverantwortlich!“

Landwirt Jörg Ritgen, Vorsitzender des Fachausschusses Schweinehaltung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, machte deutlich, dass die Landwirtschaft mittlerweile ein „global Player“ sei. Im weltweiten Handel müsse sich ein regionaler Markt durchsetzen: „Wir brauchen eine flächendeckenden Tierhaltung, um die Kulturlandschaft in Rheinland-Pfalz zu erhalten. Gerade die enge Zusammenarbeit zwischen Lebensmitteleinzelhandel und Erzeuger soll die regionale Attraktivität der landwirtschaftlichen Produkte verbessern.“ Auch Ritgen fehle eine vielfältigere Vermarktungsstruktur und die Unterstützung seitens der Landwirtschaftspolitik. Der gastgebende Betriebsleiter Christoph Lamberty bestätigte die aktuelle Situation. Er selbst habe seine Mutterkuhherde von 30 auf 15 Tiere reduziert, weil er nicht bereit sei, die Verluste seiner Mutterkuhherde auf Dauer zu tragen.
Die regionale Erzeugung werde nicht ihrem wirklichen Wert angemessen gewürdigt. Der Geschäftsführer der Eifel-Rindfleisch-Absatzgemeinschaft, Gerhard Saar, erläuterte, dass Russland seine Grenzen für Fleischimporte geschlossen habe. Dies führe zu einem erheblichen Preisdruck auf den europäischen Markt. Die Rinder und Schweine seien nun aber einmal da, wodurch die Preise seitens der Schlachthöfe und des Lebensmitteleinzelhandels gezielt nach unten gedrückt würden. Das Fleisch könnte abgesetzt werden, aber bei den Betrieben kämen geringe Erlöse an. Der regionale Markt könne dem globalen Preisdruck nichts entgegen setzen. Tobias Fuchs appellierte an die Politik, die Metzgereien wirtschaftlich zu unterstützen und die anfallenden Gebühren zu reduzieren. Wenn bei den Landwirten pro Kilogramm Fleisch zehn Cent mehr ankommen würden, wäre der größte Druck aus dem Markt genommen.

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