Juncker: „Der deutsche Sparer haftet nicht für Ausfälle in anderen Staaten“

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Jean-Claude Juncker

Frankfurt. Auf Einladung der Volksbanken Raiffeisenbanken kamen vergangene Woche etwa  2.500 Mittelständler – darunter auch viele Unternehmer aus der Eifel-Mosel – zum größten deutschen Unternehmertreffen in Frankfurt zusammen. Die Eifel-Zeitung war exklusiv für Sie vor Ort. Die Veranstaltung stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wohlstand – Freiheit – Sicherheit: Szenarien für eine Welt im Umbruch“. In der voll besetzten Jahrhunderthalle in Frankfurt diskutieren hochrangige Vertreter von Politik und Wirtschaft das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Udo van Kampen und Sandra Maischberger moderierte durch das kurzweilige Programm.

EU-Kommissionschef lobt Merkels Flüchtlingspolitik

Veränderungsmanagement in Zeiten des Umbruchs. Michael Bockelmann,  Präsident des Genossenschaftsverbands
Veränderungsmanagement in Zeiten des Umbruchs. Michael Bockelmann,
Präsident des Genossenschaftsverbands

Beim größten Unternehmertreffen Deutschlands sprach EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker über aktuelle europäische Herausforderungen. Juncker steht in der Flüchtlingsfrage fest an der Seite von Kanzlerin Merkel und fordert von den anderen EU-Staaten mehr Solidarität. „Was in Deutschland geschieht, ist eine ganz grandiose Leistung. Deutschland ist nicht stolz genug  auf seine Leistung zur Bewältigung der Flüchtlingskrise, betonte der EU-Kommissionschef. Eine solidarische Lösung des Flüchtlingsproblems ist nach den Worten Junckers eine Existenzfrage für Europa. Mit Blick auf die geplante Vergemeinschaftung der Einlagensicherung der Banken erklärte Juncker, Volksbanken und Raiffeisenbanken würden nicht „in dem Maße“ tangiert sein wie andere Kreditinstitute. „Ich mag Genossenschaftsbanken“, betonte der EU-Kommissionspräsident. Daher werde er die Besonderheiten der nationalen Besonderheiten bei der Reform der Einlagensicherung angemessen berücksichtigen. „Der deutsche Sparer wird nicht geradestehen müssen für Ausfälle in anderen Staaten“, versicherte Juncker. Nur wenn bei einer Mega-Krise die nationalen Sicherungstöpfe nicht ausreichten, müssten die Systeme anderer Länder über eine Rückversicherung einspringen. Michael Bockelmann, Präsident des Genossenschaftsverbands, hatte zuvor in seiner Eingangsrede die Position der Volksbanken und Raiffeisenbanken dargestellt und gefordert, dass sie von der Vergemeinschaftung der Einlagensicherung ausgenommen werden.

Wagenknecht:
„Wohlstand für alle“

Wie wir unseren Wohlstand sichern – Dr. Sahra Wagenknecht (li.) Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag und Dr. Thomas Schäfer (mi.), Hessischer Minister der Finanzen
Wie wir unseren Wohlstand sichern – Dr. Sahra Wagenknecht (li.) Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag und Dr. Thomas Schäfer (mi.), Hessischer Minister der Finanzen

Die Vorsitzende der Fraktion „Die Linke“, Sahra Wagenknecht, und der hessische Finanzminister, Thomas Schäfer, diskutierten über die Verteilung von Wohlstand. Deutschlands Zukunft liege nicht im Billiglohnsektor und in Rentenkürzungen, sondern in Qualität und Innovation. Banker sollten Diener der Realwirtschaft und keine Spekulanten sein, betonte Wagenknecht. Deutschland sei mit den Genossenschaftsbanken hier gut aufgestellt. Schäfer plädierte für eine „Agenda 2030“. Das Grundproblem liege darin, dass ein Teil der Gesellschaft glaube, man müsse nichts weiter tun, um den Wohlstand zu sichern. Dabei seien Reformen und Anpassungen notwendig. Auch Sascha Lobo – Autor, Journalist und Strategieberater – ist der Überzeugung, dass die gute Wirtschaftslage den Blick verklärt. Die Folgen der digitalen Revolution müssten stärker berücksichtigt werden. „Wir müssen digitales Vertrauen aufbauen“, forderte Lobo. Die Auswirkungen der digitalen Vernetzung auf die Gesellschaft würden vielfach noch nicht erkannt. Die alten, traditionellen Industrien würden in revolutionärem Maße verändert.

Schlanke Hochhäuser
dank des Chemieriesen aus Ludwigshafen   

Die Themen Mobilität, Ernährung und städtische Entwicklung seien die zunehmenden Herausforderungen für die BASF, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Ludwigshafener Chemie-Konzerns, Kurt Bock. Chemie sei insoweit ein weltweiter Problemlöser. Die Chemie arbeite heute viel stärker interdisziplinär zusammen, zum Beispiel mit Physikern und Biologen. Weltweit beschäftigt der Konzern mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein etwa 113.000 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern. 2014 erzielte das Unternehmen 74,3 Mrd. Euro Umsatz.

Aus dem Nähkästchen geplaudert

Denkanstöße – Andreas Nikolaus Lauda,  Dreimaliger Formel-1-Weltmeister, Pilot und Unternehmer
Denkanstöße – Andreas Nikolaus Lauda,
Dreimaliger Formel-1-Weltmeister, Pilot und Unternehmer

Dreimaliger Formel-1-Weltmeister, Pilot und Airline-Unternehmer – das sind die Stationen von Andreas Nikolaus „Niki“ Lauda. In seinen „Denkanstößen“ berichtete Lauda, wie er dank eines Kredits in die Formel 1 einstieg und diesen als Ferrari-Fahrer in vier Jahren zurückgezahlt hat. Nach seiner aktiven Zeit als Rennfahrer hat er als leidenschaftlicher Pilot eine Airline gegründet. Lauda erläuterte auch, wie er die „Extremsituation“ des Absturzes eines seiner Flugzeuge in Thailand erlebte.

Seit  Ende September 2012 ist Lauda der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Formel-1-Teams. Er erzählte auch, wie er nachts um drei Uhr in seinem Hotelzimmer Lewis Hamilton überzeugte, von McLaren zu Mercedes zu wechseln. Über Geld spricht Lauda wenig. Als ihn Sandra Maischberger frage, wieviel Bargeld er gerade mit sich trägt, zog er aus seiner Jeanstasche ein loses Geldbündel. Maischberger zählte nach und kam auf rund 1.000 Dollar und 1.000 Euro in großen Scheinen. Über Geld spricht Lauda nicht gerne. Der Neidfaktor ist zu hoch.  Auf die Frage nach Hamilton‘s Jahressalär  sagte er nur: zwischen 30 und 40 Mio. Dollar. Sponsoren, die Lauda‘s Mütze als Werbeträger nutzen wollen, müssen inzwischen tief in die Tasche greifen. 20 Jahre lang bekam Lauda von einem italienischen Lebensmittelhersteller 100.000 Schillinge jährlich. Inzwischen bezahlen ihm Sponsor  siebenstellige Beträge. Drei Millionen Euro zahlt sein neuer Sponsor aus Österreich. Lauda besitzt einen Privatjet –eine „Global 6000“ vom kanadischen Hersteller Bombadier. Mit der 12-sitzigen Maschine kann er beispielsweise mit einer Reisegeschwindigkeit von über 900 km/h nonstop von Wien bis Sao Paulo fliegen. Die Formel-1 Rennen weltweit fliegt er aus Zeitgründen persönlich an. Die Global 6000 ist ausgestattet mit zwei Rolls-Royce Triebwerken und ist für etwa 60 Millionen Dollar mit einer guten Ausstattung, so wie sie Lauda fliegt, zu haben.


Der Genossenschaftsverband e.V. vertritt die Interessen von rund 2.300 Mitgliedsunternehmen in 13 Bundesländern, die zusammen rund 4,5 Millionen Mitglieder haben. Zudem ist er für seine Mitgliedsgenossenschaften Prüfungs- und Beratungsverband sowie Bildungsträger. Als moderner Dienstleister betreut der Verband Unternehmen aus den Bereichen Kreditwirtschaft, Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Dienstleistungen sowie Energie, Versorgung und Immobilien. Die Mitgliedsunternehmen stehen für rund 93.000 Arbeitsplätze. Der Genossenschaftsverband blickt auf eine mehr als 150-jährige Geschichte zurück und hat Verwaltungssitze in Neu-Isenburg und Hannover. Dazu kommen die Geschäftsstellen in Baunatal (Nordhessen), Berlin, Bremen, Leipzig, Rendsburg (Schleswig-Holstein), Saarbrücken und Schwerin. Der Genossenschaftsverband wird vertreten durch den Verbandspräsidenten Michael Bockelmann sowie die Vorstandsmitglieder Klaus Bellmann, Horst Kessel, René Rothe und Edgar Schneider.

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