„Ha(h)nebüchene“ Gedanken – ganz subjektiv – notiert und hier festgehalten: Ein paar Beispiele aus der Welt in der wir leben

Früher habe ich gerne in Märchenbüchern gelesen. Nicht nur Märchen von Gebrüder Grimm. Ich habe auch russische und englische Märchen gesammelt. In letzter Zeit lese ich aber Geschichten, die so unglaublich scheinen, dass ich sie für Märchen halten muss.

Bitte lesen Sie doch einmal folgende Behauptungen und versuchen für sich die Frage zu beantworten: Stimmen sie oder stimmen sie nicht?

Betreibergesellschaft betreibt ohne Geld und Fachkenntnisse eine Rennstrecke und sammelt Millionen.

Investoren räumen stillschweigend einen Millionenbetrag von einem Treuhandkonto, der als Sicherheit für einen Grundstückskauf hinterlegt war.

Franzose durchschwimmt den Ärmelkanal ohne Arme und Beine.

Landesvater investiert Millionen von Steuergeldern in aussichtslose Projekte und treibt so die Wirtschaft an.

Ein Investor der keiner ist verkauft „seine“ Immobilien für 1 Euro und macht einen Millionengewinn.

Zugegeben: Manche der oben aufgestellten Behauptungen sind unglaubwürdig, klingen wie Märchen. Aber sie dürfen mir glauben: Alle stimmen. Und es stimmt auch, was Sie nachfolgend lesen.

Da sagten z.B. der Herr Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und der Herr Wirtschaftsminister des gleichen Landes auf einer Pressekonferenz in Mainz am 2. Dezember des Jahres 2009 lt. einer Presseinformation, die ich leider erst in diesen Tagen erhalten habe: „Ich freue mich außerordentlich, dass sich mit der Lindner-Gruppe ein anerkanntes mittelständisches Familienunternehmen am Nürburgring verantwortlich engagiert.“
Ich habe den Herrn Wirtschaftsminister über seinen Pressesprecher informieren lassen, dass über einen Teil des „anerkannten mittelständischen Familienunternehmens“ ab dem 16. August 2010 folgendes zur Bilanz der Lindner Hotels International GmbH, Düsseldorf des Jahres 2008 veröffentlicht ist. Übrigens im Bundesanzeiger, der Jedermann zugänglich ist. Auch übers Internet:

„Die Lindner Hotels AG, Düsseldorf, weist zum Stichtag 31. Dezember 2008 eine angespannte Liquiditätslage auf. Erste Maßnahmen zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit dieser Gesellschaft wurden bereits vom Vorstand der Lindner Hotels AG ergriffen.

Der Jahresabschluss zum 31. Dezember 2008 wurde unter der Annahme der Unternehmensfortführung aufgestellt, weil wir auf der Basis der aktuellen Umsatz- und Liquiditätsplanung des Vorstandes der Lindner Hotels AG, die die oben dargestellten Maßnahmen einschließt und regelmäßig überwacht und aktualisiert wird, davon ausgehen, dass die Lindner Hotel AG die Gesellschaft auch in der Zukunft finanziell unterstützen können wird und das Unternehmen fortbestehen wird.“

Außerdem ist zu lesen:
„Die mittelbare Tochtergesellschaft Lindner Hotels Leukerbad AG, Leukerbad/Schweiz, ist überschuldet und auf die finanzielle Unterstützung der Gesellschafter angewiesen. Die in 2008 erfolgte Sanierung der Alpentherme ermöglicht es uns, die Ertragssituation in Leukerbad deutlich zu verändern.“

Der letzte Satz aus der „korrigierten Bilanz“ des Jahres 2008, die am 16. August 2010 (!) eingestellt wurde, unterscheidet sich auch von der (zufällig) am 25. März 2010 veröffentlichten durch den letzten Satz: „Die Geschäftführung schlägt vor, den Jahresfehlbetrag in Höhe von EUR 56.608,43 auf neue Rechnung vorzutragen.“

Die Darstellung der Situation ist unterzeichnet – übrigens in Düsseldorf, per 30. März 2010 – durch die Herren Otto Lindner jun. und Jörg Lindner. (Jörg Lindner ist Geschäftsführer der neuen privaten Betreibergesellschaft am Nürburgring.)

Es ist sicherlich Zufall, dass die Verträge mit der neuen Betreibergesellschaft am Nürburgring, der Nürburgring Automotive GmbH am 25. März unterschrieben wurden, als die o.g. „Zusätze“ noch nicht im Bundesanzeiger zu lesen waren. (Exakt: Die Verträge wurden zwischen der Nürburgring GmbH unter dem Patronat des Ministerpräsidenten Kurt Beck und seines Wirtschaftsministers Hendrik Hering mit der Destination Nürburgring GmbH abgeschlossen, die zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit unbekannt war und danach in Nürburgring Automotive GmbH umbenannt worden sein soll. – Sagt man im Ministerium des Herrn Minister Hering.)

Die o.g. Anmerkungen zu einer veröffentlichten Bilanz waren für mich Grund genug einmal beim Wirtschaftsministerium anzufragen, wie man denn solche „Veränderungen“ eines bedeutenden Vertragspartners (für 20 Jahre!), mit dem man gerade zusammen neue Konzepte für die Zukunft umsetzt (welche eigentlich?) empfindet und darauf reagiert.
Natürlich hat der Pressesprecher – im Auftrag seines Ministers – sofort auf meine entsprechende Anfrage geantwortet. Und ich habe gelesen – und mache die Antwort an mich hiermit öffentlich:

„Zu gesellschaftsrechtlichen Angelegenheiten des Lindner Konzerns können wir uns nicht äußern.“ Wenn Sie meine Darstellungen als Leser der „Eifel-Zeitung“ für unglaubwürdig halten, dann klicken Sie doch bitte im Internet folgende Seite an:

https://www.ebundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet?session.sessionid=7cfb7f1b151a064e10807cec0839fae9&global_data.designmode=eb&genericsearch_param.fulltext=Lindner+International+Hotel+GmbH&genericsearch_param.part_id=&%28page.navid%3Dto_quicksearchlist%29=Suchen

Sie haben dann sowohl in die erste Darstellung der 2008er Bilanz, wie auch in deren korrigierte Fassung vom 16. August 2010 Einblick. – Aber bitte werden Sie nicht fassungslos!

Auch Minister Hering und „Landesvater“ Kurt Beck ertragen die Situation mit Fassung. – Weil immer nur der Steuerzahler verlieren kann? Der Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz, Carsten Kühl, in den Jahren zuvor auch als Aufsichtsratmitglied der Nürburgring GmbH bekannt, hat erst vor Kurzem den Landtag informiert, dass er mal wieder – offen und ehrlich – 40 Millionen Euro in Richtung Nürburgring GmbH schiebt. Es gilt wohl, eine kleine Lücke zu schließen.

Und es deuten sich neue an. (s.o.) – Da ist nicht ein Untersuchungsausschuss gefordert (natürlich erst „später“, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist“), sondern die verantwortlichen Politiker sollten zu ihren Entscheidungen in Sachen „Nürburgring 2009“ stehen. Verantwortungsvoll!

Da erscheint ein Rücktritt angemessen.

Wilhelm Hahne
 

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