Volkskrankheit Typ-2-Diabetes: Der Lebensstil entscheidet

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Foto: djd

Übergewicht gehört zu den größten Risikofaktoren von Diabetes. Besonders bauchbetontes Übergewicht schüttet Hormone aus, welche die Insulinempfindlichkeit der Zellen negativ beeinflussen und dafür sorgen, dass weniger Zucker aus dem Blut in die Zellen geschleust werden kann. So kommt es, dass der Blutzuckerspiegel steigt. Dennoch müssen Diabetes und seine Folgeerkrankungen kein besiegeltes Schicksal sein, denn der Lebensstil hat einen sehr großen Einfluss auf die Krankheit. So kann jeder sofort damit anfangen, etwas für sich zu tun und vorzubeugen. Mit einfachen Maßnahmen, wie der richtigen Ernährung und regelmäßiger Bewegung lässt sich bereits sehr viel erreichen.

Schleichende Gefahr

Die Diagnose „Diabetes“ wird meist zufällig gestellt, denn beim Typ-2 klettert der Blutzuckerspiegel häufig nur langsam und schleichend in die Höhe. „Dies geschieht vielfach ohne, dass sich die Betroffenen zunächst beeinträchtigt oder krank fühlen“, warnt Dr. Miriam Goos. Allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Leistungsminderung könnten erste Hinweise sein. Im weiteren Verlauf könnten wiederkehrende Harnwegsinfekte oder schlecht verheilende Wunden als mögliche Vorboten oder Begleitphänomene eines erhöhten Blutzuckerspiegels auftreten, erklärt die Münchner Neurologin und empfiehlt eine Abklärung beim Arzt.

Mehr Bewegung im Alltag

Mit der richtigen Form körperlicher Bewegung kann von Beginn an großer Einfluss auf den Krankheitsverlauf genommen werden. „Sie ist der Schlüssel für eine gute Zuckerverwertung und auch die Fette und der Blutdruck verbessern sich“, betont Dr. Goos. Dabei sollte das Bewegungstraining zwei Aspekte beinhalten, ergänzt Stefanie Mollnhauer: „Einmal ist eine vermehrte Alltagsbewegung sinnvoll. Das heißt: Nehmen Sie die Treppe statt die Rolltreppe oder den Aufzug, gehen Sie kleinere Wege öfter mal wieder zu Fuß oder nehmen Sie das Rad anstelle des Autos.“ Zum anderen empfiehlt die Sportmedizinerin vom Bodensee dreimal in der Woche für 30 Minuten ein Ausdauertraining zu absolvieren. Walken, Schwimmen, Radfahren oder Laufen sind gleichermaßen gut geeignet.

Auf den Mineralstoffgehalt achten

Ein positiver Nebeneffekt: Die körperliche Aktivität lässt die überflüssigen Pfunde purzeln, die den Zuckerstoffwechsel belasten. Dies gilt vor allem dann, wenn parallel zum Bewegungstraining eine Ernährungsumstellung erfolgt, auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost mit weniger Kalorien, einem mäßigen Fettgehalt und ausreichend Vitaminen und Spurenelementen. Dabei sollte der Nährwert der Nahrungsmittel in den Mittelpunkt gestellt werden. „Gefragt ist Qualität statt Menge“, rät Dr. Goos und empfiehlt vor allem Lebensmittel, die einen hohen Magnesiumgehalt aufweisen, wie biologisch angebaute grüne Blattgemüse, frische Erbsen, Algen, Amaranth, Quinoa, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne oder Mandeln. Die Magnesiumversorgung von Diabetikern ist nämlich häufig sehr schlecht. Zahlreiche Studien belegen, dass ein niedriger Magnesiumspiegel im Blut eng mit der Entwicklung der Zuckerkrankheit verknüpft ist. So erkranken Menschen, die sich magnesiumarm ernähren, deutlich häufiger daran. Umgekehrt konnte belegt werden, dass mit einer höheren Magnesiumzufuhr das Typ-2-Diabetes-Risiko sinkt.

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Dr. Tanja Werner – Foto: djd

„Magnesium ist äußerst wichtig, denn das Mineral ist direkt an der Insulinwirkung beteiligt und erhöht die Insulinsensitivität der Zellen“, betont Dr. Tanja Werner. Da der Diabetiker durch seine veränderte Nierenfunktion vermehrt Magnesium mit dem Urin ausschwemme, müsse er besonders auf eine ausreichend hohe Zufuhr achten. Typ-2-Diabetikern und Risikogruppen, wie Patienten mit Bluthochdruck empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin aus München eine ergänzende Magnesiumeinnahme. Bei der Auswahl des passenden Präparates rät Dr. Kerstin Salomon nicht nur auf eine Dosierung von 300 bis 400 Milligramm reinen Magnesiums zu achten, sondern auch auf den Wirkstoff. „Organisches Magnesium, wie Magnesiumcitrat, hat eine höhere Bioverfügbarkeit und wird daher vom Körper schneller aufgenommen als anorganische Verbindungen“, erläutert die Apothekerin aus München und empfiehlt ein hochwertiges Apothekenpräparat, wie beispielsweise Magnesium-Diasporal. Diabetiker, die zusätzlich unter Bluthochdruck leiden, profitieren laut Dr. Salomon sogar in mehrfacher Hinsicht von dem Powermineral, das zusätzlich die Gefäße erweitern, den Blutdruck senken und damit auch das Herz entlasten könne.

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Dr. Salomon – Foto: djd

Weitere Informationsquellen für Interessierte:

www.diasporal.de – Kleine Magnesiumkunde und Bedarfsrechner
www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de – aktuelle Informationen und Veranstaltungen
www.diabetes-heute.de – Aktueller Informationsdienst zum Diabetes für Bürger, Patienten und Fachleute – ein Modellprojekt des Bundesministeriums für Gesundheit.
www.experten-im-chat.de – Chatprotokoll mit Fragen/Antworten zum Thema

Experteninterview zum Thema „Volkskrankheit Diabetes“

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Dr. Goos – Foto: djd

Interview mit Dr. med. Miriam Goos, Neurologin aus München. Schwerpunkte: Erkrankungen des Nervensystems, neurologische Folgeerkrankungen bei Diabetes, Stoffwechselstörungen und Stress.

 1.      Die Zahl der Patienten mit Typ-2-Diabetes steigt. Wer ist gefährdet?

Dr. med. Miriam Goos: Gefährdet sind vor allem Menschen mit Übergewicht oder wenn ein Verwandter ersten Grades (Vater, Mutter, Geschwister, Kind) bereits an einem Typ-2-Diabetes erkrankt ist. Bei Frauen kann ein Schwangerschaftsdiabetes als Zeichen eines erhöhten Risikoprofils gesehen werden. Menschen mit Bluthochdruck oder einer bestimmten Form der Fettstoffwechselstörung erkranken ebenfalls häufiger. Bei ihnen ist das HDL-Cholesterin zu niedrig und die Triglyzeride im Blut zeigen überhöhte Werte. Ein zusätzliches Risiko besteht, wenn frühere Untersuchungen bereits einen grenzwertig erhöhten Nüchternblutzucker oder zu hohe Blutzuckerwerte nach dem Essen ergeben haben. Im letzteren Fall spricht man von einer gestörten Glukosetoleranz, die als Vorstufe des Typ-2-Diabetes gilt.

2.      Welche Rolle spielt der Lebensstil für die Entstehung von Diabetes?

Dr. med. Miriam Goos: Der Lebensstil hat einen sehr großen Einfluss. Jeder kann sofort damit anfangen, etwas für sich zu tun und einer Diabeteserkrankung vorzubeugen: Mit einfachen, aber sehr wirkungsvollen Maßnahmen lässt sich bereits sehr viel erreichen. Dabei spielen in erster Linie die richtige Ernährung und Bewegung eine große Rolle.

3.      Lassen sich die Entstehung und der Verlauf der Stoffwechselerkrankung durch körperliche Aktivität beeinflussen?

Dr. med. Miriam Goos: Mangelnde körperliche Aktivität ist ein Problem, das bisher deutlich unterschätzt wurde. Durch die richtige Form der körperlichen Bewegung können wir einen großen Einfluss auf den Erkrankungsverlauf nehmen. Dies ist der Schlüssel für eine gute Zuckerverwertung und auch die Fette und der Blutdruck verbessern sich. Wer zum Beispiel an mindestens fünf Tagen pro Woche 30 Minuten spazieren geht (zügiges Schritttempo), fördert bereits gezielt seine Gesundheit.

4.      Viele Diabetiker bringen zuviel Gewicht auf die Waage – inwiefern lässt sich die Stoffwechselsituation durch eine Gewichtsreduzierung verbessern?

Dr. med. Miriam Goos: Das Hormon Insulin bewirkt im Normalfall, dass die Zellen der Organe, die Energie benötigen, Zucker aus dem Blut aufnehmen. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel und der Zuckerstoffwechsel ist im Gleichgewicht. Beim Diabetes sprechen aufgrund der Insulinresistenz die Zellen auf Insulin nicht mehr richtig an. Deshalb wird weniger Zucker in die Zellen geschleust und der Blutzuckerspiegel steigt. Besonders bauchbetontes Übergewicht schüttet Hormone aus, welche die Insulinempfindlichkeit der Zellen beeinflussen.

5.      Die Diagnose „Diabetes“ ist häufig ein Zufallsbefund. Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar und was geschieht, wenn sie unerkannt bleibt?

Dr. med. Miriam Goos: Beim Typ-2-Diabetes klettert der Blutzuckerspiegel (meist im mittleren und höheren Lebensalter) langsam und schleichend in die Höhe. Dies geschieht oftmals ohne, dass sich die Betroffenen zunächst beeinträchtigt oder krank fühlen. Häufig treten unspezifische Symptome auf, wie zum Beispiel allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Leistungsminderung. Wenn die ersten Anzeichen unerkannt bleiben, können auch immer wiederkehrende Harnwegsinfekte oder schlecht verheilende Wunden mögliche Vorboten oder Begleitphänomene eines erhöhten Blutzuckerspiegels sein.

6.      Neuere Untersuchungen legen einen Zusammenhang zwischen Magnesiummangel und der Entstehung von Diabetes nahe. Warum ist der Mineralstoff so wichtig? Worauf sollte man bei der Versorgung achten?

Dr. med. Miriam Goos: Zwei der größten epidemiologischen Studien mit insgesamt etwa 130.000 Teilnehmern kamen zu dem Ergebnis, dass Menschen, die sich magnesiumarm ernähren, deutlich öfter an Diabetes erkranken. Hat sich erst einmal ein Diabetes entwickelt, schwinden die Magnesiumvorräte des Körpers immer schneller, da bei Diabetikern mehr Magnesium als gewöhnlich über die Nieren ausgeschwemmt wird. Nur ein adäquater Magnesiumspiegel im Blut ermöglicht es der Bauchspeicheldrüse, genügend Insulin auszuschütten. Ohne Magnesium kann die Bauchspeicheldrüse also nur eingeschränkt arbeiten. Daher ist eine ausreichende Versorgung mit diesem Mineral für Diabetiker besonders wichtig.

 7.      Spezielle Diabetikerprodukte gibt es heute kaum noch. Wie sollte eine der Krankheit angemessene Ernährung aussehen?

Dr. med. Miriam Goos: Gut für Diabetiker ist eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost mit nicht zu vielen Kalorien, einem mäßigen Fettgehalt und ausreichend Vitaminen und Spurenelementen. Der Nährwert der Nahrungsmittel sollte in den Mittelpunkt gestellt werden – gefragt ist Qualität statt Menge. Lebensmittel, die einen hohen Magnesiumgehalt aufweisen, wie zum Beispiel biologisch angebaute grüne Blattgemüse, frische Erbsen, Algen, Amaranth, Quinoa, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne oder Mandeln sind sehr gute Nahrungsmittel für Diabetiker. Eine zusätzliche Zufuhr von 300 -400 Milligramm pro Tag in Form eines Magnesium-Präparates aus der Apotheke, wie beispielsweise Magnesium-Diasporal kann die Ernährung hier sinnvoll ergänzen.

8.      Mit welchen Folgeerkrankungen müssen Diabetiker rechnen?

Dr. med. Miriam Goos: Die Folgekrankheiten bei Diabetes sind meistens das Ergebnis von Schäden der kleinen und großen Arterien und der Nerven. Der Herzinfarkt ist eine der häufigsten Todesursachen von Menschen mit Diabetes, denn hohe Zuckerwerte fördern eine Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose). Daher haben Diabetiker auch eine erhöhte Gefahr, einen Schlaganfall des Gehirns zu erleiden. Weiterhin treten häufig Netzhautschäden am Auge auf, da die erhöhten Blutzuckerwerte die Gefäße der Netzhaut in den Augen schädigen. Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Brennen in den Füßen sind oft erste Anzeichen eines diabetesbedingten Nervenschadens.

 9.      Wie lässt sich der Verlauf der Erkrankung bremsen und zum Beispiel diabetischen Nervenschädigungen vorbeugen?

Dr. med. Miriam Goos: Der Blutzuckerspiegel sollte optimal eingestellt sein, wozu eine regelmäßige Kontrolle beiträgt. Erhöhte Blutzucker- und niedrige Magnesiumwerte erhöhen die Entzündungsparameter im Körper. Wenn Sie unter Diabetes leiden, sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige angemessene Bewegung achten, welche die Durchblutung in allen Gefäßen fördert und somit die Versorgung des Gewebes verbessert. Der Magnesiumspiegel sollte dafür im hochnormalen Bereich liegen.

10.   Welche Möglichkeiten haben Diabetiker, um ihre Lebensqualität generell zu verbessern?

Dr. med. Miriam Goos: Die Lebensqualität wird von vielen Diabetikern als eingeschränkt wahrgenommen. Mehr als jeder zehnte Diabetiker leidet sogar an einer behandlungsbedürftigen Depression. Weitere 20 Prozent an einer depressiven Stimmungsstörung wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder Traurigkeit. Wichtig ist, weiterhin aktiv am Leben teilzunehmen und trotzdem auf einen gesundheitsfördernden Lebensstil zu achten. Das bedeutet beispielsweise: Freunde und Familie, die man gern hat, zu treffen, regelmäßige Verabredungen zum Spazierengehen an der frischen Luft wahrzunehmen oder gemeinsam in der Gruppe mit Nahrungsmitteln zu kochen, die hochwertige Nährstoffe enthalten.

Text und Interview: djd

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