Sonderschau

Essen. Seit Anbeginn der TECHNO-CLASSICA pflegt deren Veranstalter eine gute Tradition: Im Messe-Zentrum präsentiert die S.I.H.A. jedes Jahr eine Sonderschau mit exquisiten klassischen Automobilen. Jedes Jahr wechselt das Thema, und jedes Jahrwerden Klassiker gezeigt, die selbst ausgewiesene Experten in Erstaunen versetzen. Sie sind – neben den Auftritten der Industrie und den Highlights der Händler-Angebote – die Glanzpunkte der Klassik-Weltmesse, präsentiert im angenehmen Ambiente des Palais de l’Automobile, zentral in der Halle 6 gelegen. Nach dem Pegaso-Weltrekord im letzten Jahr hat sich die SIHA zum Jubiläum „25 Jahre TECHNO-CLASSICA“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die diesjährige Sonderschau trägt den Titel „Automobile Masterpieces“ und zeigt die Haute Couture des Automobilbaus – die elegantesten und schönsten Designerkreationen aus der Hoch-Zeit des Karosseriebaus.

Die ausgestellten Edelkarossen sind allesamt Unikate und wurden von der Crème de la Crème der Karosserie-Manufakturen der 1930er bis 1940er Jahre eingekleidet. Deren Karosserie-Gestaltungskunst hat eine lange Tradition: Individuell nach Kundenwünschen gefertigte Fahrzeuge entstanden seit der Frühzeit des Automobils meist auf der Basis von Fahrzeugen, die nur in kleinen Stückzahlen hergestellt wurden. Viele Autos von Luxusherstellern wie Talbot Lago, Bugatti, Delahaye oder Maybach galten selbst schon als Schönheiten –doch mit Karosserien beispielsweise von Saoutchik und Figoni et Falaschi aus Frankreich oder Autenrieth und Erdmann & Rossi aus Deutschland wurden sie zu Kunstwerken. Mit ihrem weit verzweigten Netzwerk und den internationalen Kontakten zu Sammlern hat die S.I.H.A. es geschafft, rund 12 dieser außergewöhnlichen Schönheiten in der Sonderschau „Automobile Masterpieces“ zu versammeln. So sind auf der TECHNO-CLASSICA in Halle 6 unter anderem zu sehen:

Delage D6-70 von 1936, karossiert von Figoni – eines der schönsten Autos, die in Le Mans gewonnen haben. 1935 hatte Delahaye die Firma von Louis Delage übernommen und wollte mit motorsportlichen Erfolgen das Image aufpolieren. Eigens für Le Mans wurde dieser Wagen, dessen Dreiliter-Sechszylinder-Motor über rund 100 PS verfügte, 1936 gebaut. Die leichte, geschlossene Rennsportkarosserie hatte Joseph Figoni mit fast freistehenden Kotflügeln versehen. Wegen Generalstreiks wurde das Rennen 1936 abgesagt und der Delage präsentierte sich auf verschiedenen Concours d’Elegance. Im folgenden Jahr konnte das Coupé seine Renntauglichkeit beweisen: Louis Gerard und Jacques de Valence wurden Klassensieger und belegten den 4. Platz im Gesamtklassement.

Talbot Lago T 150 C Teardrop Coupé mit einer Karosserie von Figoni et Falaschi aus dem Jahre 1938 – dieses wunderschöne Coupé ist ein Höhepunkt des französischen Stromlinien-Designs. An die 16 Exemplare dieser sogenannten „goutted’eau“-Coupés (Teardrop, Wassertropfen) bauten die Pariser Joseph Figoni und Ovidio Falaschi – der ausgestellte Wagen war der einzige mit langem Radstand. Und er ist nicht nur bildschön, sondern auch schnell: er gewann1948 den Klassensieg beim 24h-Rennen von Spa.

Bugatti 57 C mit Gangloff-Karosserie von 1939 – der langestreckte Roadster mit den verkleideten Hinterrädern galt lange Jahre als Saoutchik-Geschöpf, bis die Geschichte recherchiert werden konnte: Dem Erstbesitzer gefiel der Entwurf der Pariser zwar, er war ihm aber zu teuer, so dass er Gangloff in Colmar den Auftrag gab. Der elegante Wagen gewann u.a. 2010 den Concours bei der 2. Schloss Bensberg Classic.

Delahaye 135 MS Coupé mit Pourtout-Karosserie–dieses Stromliniencoupé wurde 1946 auf der Motor Show in Paris präsentiert. Das Chassis – übrigens das Gleiche wie beim erfolgreichen Delahaye Le Mans-Rennwagen. Bei der Karosserie ließ sich die französische Karosserieschmiede Pourtout von Vorkriegsentwürfen ihres früheren Mitarbeiters Georges Paulin inspirieren, der 1940 als britischer Geheimagent von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Talbot Lago T26 Grand Sport mit Saoutchik-Karosserie – bei diesem außergewöhnlichen Coupé folgt entgegen dem Gestaltungsleitsatz der Designer die Funktion der Form. Der bekannte Pariser Karossier Jacques Saoutchik schuf dieses Kunstwerk 1948 – sieben Jahre später musste er seinen Betrieb einstellen.

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