Mit Spachtel, Kelle und Kardätsche: Carmen Böhnke ist Stuckateurin mit Leidenschaft

Karl. Meist trägt Carmen Böhnke Kopftuch. Jedenfalls während der Arbeitszeit. Denn Frau Böhnke macht sich richtig schmutzig in ihrem Beruf. Seit 2001 leitet die gelernte Stuckateurin den Betrieb „Carmen Böhnke – Putz – Stuck – Trockenbau“. Erfolgreich, wie sich an den inzwischen drei Mitarbeitern ablesen lässt.

Als sie 01.08.92  mit der Ausbildung begann, galt sie noch als Exotin. Ihr Lehrherr allerdings sah das ganz entspannt. „Herr Biedlingmeier hat mir damals problemlos die Möglichkeit gegeben, den Stuckateurberuf zu erlernen.“ Wahrscheinlich sah sein Kennerblick gleich das Talent der jungen Frau, die sein Vertrauen mit hervorragenden Noten belohnte. Denn Carmen, die die Ausbildung ursprünglich als Grundlage für ein anschließendes Studium der Architektur oder Innenarchitektur geplant hatte, erledigte ihre Arbeit rundum gut. So gut, dass sie nach der Gesellenprüfung ein Stipendium für den Meisterbrief bekam. Und auch den bereits nach zwei Jahren in der Tasche hatte.

Was lag also näher, als es auf eigenen Füßen zu versuchen? Zur Begeisterung für den Beruf gesellt sich bei Carmen Böhnke das handwerkliche Geschick und die Lust an der Kreativität. Die Wünsche der Kunden setzt sie optimal um. Ob innen oder außen zu verputzen ist, ob sie den Trockenausbau erledigt oder mit dem von ihr geliebten Stuck arbeitet: Stets ist sie begeistert bei der Sache. Referenzen? „Ich würde die Leute gerne zu vielen Häusern schicken“, sagt sie nach genauer Überlegung. „Jedes Haus ist anders. Es kommt darauf an, dass diejenigen sich wohl fühlen, die darin wohnen. Und dass es zu ihnen passt.“

Farbspritzer auf Haut und Haar

Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Haus ganz in Schwarz gewünscht wird. Eigentlich im Inneren widerstrebend, setzte sie um, was der Auftraggeber wollte. Und war hinterher selbst vom Ergebnis überrascht. „Ich finde es sehr schön jetzt, wo es fertig ist“, gesteht sie. So lernt sie selbst mit jedem Kunden, mit jedem Auftrag dazu. Das muss sie auch, denn die Kunden von heute wissen in der Regel genau, „wo die Reise hingehen soll“. Sie richten sich nicht nach dem Geschmack des ausführenden Handwerkers oder der ausführenden Handwerkerin: Schließlich ist das Meiste im Leben Geschmacksache.

„Das macht mir jeden Tag großen Spaß“, sagt die Frau mit den vielen Farbspritzern auf Haut und Haar. „Die Hausbesitzer entscheiden, ich höre zu und erfülle ihre Wünsche.“ Wobei sie sich auf jeden im Team hundertprozentig verlassen kann. Vom ersten Tag an dabei ist der Vater. Der wechselte zum Stichtag 1.1.2001 in den frisch gegründeten Betrieb seiner Tochter. Er hat an sie geglaubt und Recht behalten. Inzwischen ist Stefan Reis mit im Boot, auch er kam von Biedlingmeier, wo vor ihm die Chefin gelernt hat. Klaus, der vor einem Jahr aus Orenhofen kam, vervollständigt das Böhnke-Team.

Trends sind auch im Baubereich zu verzeichnen. So hat man über Jahre viel Rot gesehen. „Im Moment tendieren die Menschen eher zu Grau- und Brauntönen.“ Das gilt für den Außenanstrich. Innen dominieren inzwischen hochwertige Putze wie Kalk- oder diffusionsoffene Putze. Das hat neben der Ästhetik auch sehr viel mit der Funktion zu tun. „Solche Putze transportieren die Raumfeuchtigkeit optimal“, erklärt Carmen Böhnke. „Erst wird sie aufgenommen und später kontrolliert wieder abgegeben.“

Ausgleich im Garten

Im eigenen Haus hat sie, wie sollte es anders sein, Entscheidendes selbst in die Hand genommen, der Phantasie und dem handwerklichen Geschick freien Lauf gelassen. Optimal, dass der Ehemann ebenfalls aus der Branche kommt. Als Zimmermann übernahm er ebenfalls alles, was ging, selbst. Die beiden, inzwischen glückliche Eltern von Töchterchen Anna, waren schon während der Schulzeit ein Paar. Ob es daran liegt, dass bei soviel Einsatz im Job die Beziehung nicht scheitert? Sicher hat es damit zu tun, denn zumindest in den ersten Jahren der Selbstständigkeit hat Carmen oft bis 22, 23 Uhr gearbeitet. Auch um das Büro kümmert sie sich selbst.

„Da wäre sicher manch andere Liebe auf der Strecke geblieben“, meint die bienenfleißige Stuckateurin. Ihre nicht: Man hat sich nie anders gekannt, ist gemeinsam in die größer werdenden Herausforderungen hineingewachsen und hat alles gemeinsam entschieden. Ja, sie komme oft an ihre Grenzen. „Das musst du eben sonntags wieder reinholen“, schmunzelt sie – und wirbelt weiter in ihren Garten, an den Ort, wo sie Kraft tankt und den Ausgleich findet, den der Mensch halt auch braucht. Ein Glück, dass Anna das genauso sieht: Noch nicht einmal vier Jahre alt, geht sie ihren Mama im Garten schon kräftig zur Hand. Man darf gespannt sein, was da sonst noch in den Genen steckt… 

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