Selbst ist die Frau: Handarbeit ist wieder in

handarbeit_06_14_1Tagsüber am Computer, in der Freizeit mit den Händen selber etwas Individuelles schaffen: Der weiter wachsende Do it yourself-Boom ist ein Zeichen für einen tiefgreifenden Wertewandel in der Gesellschaft. Wer näht, strickt oder häkelt, setzt die eigene Kreativität in greifbare Projekte um und möchte Dinge schaffen, die sich sichtbar von der Massenproduktion abheben. Selbermachen statt von der Stange kaufen – Junge Leute aus der Region entdecken Handarbeit und Basteln wieder für sich. Nähen, Häkeln und Stricken ist wieder voll im Trend. Was noch bis vor ein paar Jahren bei jungen Leuten als uncool galt, ist jetzt in der Eifel-Mosel-Region wieder schwer angesagt. Ob nähen, stricken oder häkeln: Handarbeit entwickelt sich zu einem immer beliebteren Hobby.
Neidvolle Blicke auf schick angezogene Frauen muss man bald nicht mehr werfen, sondern wird sie eher selbst ernten, denn selbst ist die Frau. Immer mehr Frauen möchten ausgefallene Sachen mit selbst ausgesuchten Stoffen nähen können. Frauen, die sowas können und das dann auch tragen, wurden schon immer beneidet. Es macht offensichtlich riesigen Spaß, sich aus Schnittbogen und Schere, Stoff und Kreide, Nähnadel und -maschine seine Anziehsachen auf den Leib zu schneidern.

Statt Kleidung und Accessoires von der Stange zu kaufen, setzen kreative KönnerInnen voll aufs Selbermachen. Ob Kissen, Schals, Mützen oder Taschen – Hauptsache individuell und mit Liebe gefertigt. Immer mehr Frauen packt das Näh-Fieber. Wann immer die Zeit es zulässt rattern in vielen Häusern die Nähmaschinen. Die Handarbeits-Grundlagen kann man sich mithilfe eines Buches erarbeiten oder in einem Nähkurs. Ideen und Schnittmuster holt man sich im Internet. Beim Nähen kann man total gut vom Stress des Alltags runterkommen, berichten viele Frauen. Viele Frauen schätzen es inzwischen einfach wieder, etwas zu haben, was andere nicht haben. Besonders spannend: Vor allem junge Mütter sind infiziert. Sie zaubern Lätzchen für die Kleinen, Mützen, Dreieckstücher – mit Pünktchenmotiven, Sternen oder Eulen.

Während Fortgeschrittene schon mit T-Shirt und Jacke beschäftigt sind, nähen Neulinge in der Regel als erstes einen ganz klassischen Rock. Bekommt der einen Reißverschluss? Das Einsetzen eines Reißverschlusses gehört zu den Grundkenntnissen. Und deswegen bekommt das Erstlingswerk einer Näh-Anfängerinnen auf jeden Fall einen Reißverschluss. Zunächst wird der Schnittbogen ausgebreitet, der für die Neulinge eher aussieht wie eine Straßenkarte. Damit die Maße auch stimmen, wird noch einmal kurz das Metermaß um die Hüften geschwungen. Dann kann es losgehen. Aus dem Musterwirrwarr muss man nun noch für seine Köpergröße die passenden Umrisse herauslesen, eine Plastikfolie auf den Bogen heften, die Umrisse der vier Rockteile mit Kuli nachzeichnen und ausschneiden – geschafft!

Zusatz-Info

„Handarbeit“ geben mittlerweile 58 Prozent der Frauen in Deutschland als Hobby an. Am beliebtesten sind laut einer repräsentativen Studie der GfK Nürnberg Nähen (44 Prozent) und Stricken (30 Prozent), gefolgt vom Häkeln (18 Prozent). Zudem verjüngt sich die Handarbeits-Szene: Ein Viertel der Handarbeiterinnen ist jünger als 40 Jahre, ergab die im Auftrag der Initiative Handarbeit erstellte Umfrage unter rund 1.000 Frauen. An die Nähmaschine gesetzt oder zu den Nadeln gegriffen wird vor allem aus Spaß an der Sache – er ist für 70 Prozent der Befragten der wichtigste Antrieb. 37 Prozent schätzen es, Unikate zu schaffen. Angefertigt werden Kleidung für Erwachsene (42 Prozent) oder dekorative Dinge für die Wohnung (39 Prozent). 34 Prozent machen regelmäßig etwas für Kinder selbst, 27 Prozent fertigen am liebsten Accessoires. Die Untersuchung der GFK zeigt einmal mehr, dass Handarbeiten heute in Deutschland in allen Altersgruppen stattfindet und die Betätigungsfelder sehr breit gefächert sind.

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