„Vertafelung“ der Gesellschaft kritisch betrachtet

Trier. Auf soziale Missstände und die „Vertafelung“ der Gesellschaft hat der Diözesanverband Trier der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) bei einer öffentlichen Aktion am 25. Juni während des Trierer Altstadtfest hingewiesen. Im Rahmen ihrer Kampagne „ah, sozial“ verteilte die KAB „Denk-Zettel“ und verkaufte „Tafel Schokolade Hartzbitter“. Mit der pantomimischen Spielszene„Die Tafel-Gesellschaft – vom Spiel mit der lieben Not“ kritisierten die KABler „das böse Spiel vom wohltätigen Kalkül“ rund um Hartz IV, die Lebensmittel-Tafeln und den Sozialstaat.

Inmitten zahlreicher Imbissbuden, Bühnen und Getränkestände des Altstadtfestes stellte die KAB mit ihrem Stand am mittelalterlichen Trierer Pranger die Vertafelung der Gesellschaft an den Pranger. Im Blickpunkt der Spielszene standen nicht die Kunden von „Tafeln“ als Leistungsbezieher, sondern andere Akteure: Die Lebensmittelindustrie, die Politik und die Medien. Denn, so zeigte es die Spielszene: Während die Leiterin eines Supermarktes ihre überflüssigen Produkte über die „Tafeln“ entsorgt und dafür eine Spendenquittung verlangt, um Steuern zu sparen, wird sie ebenso wie die Tafel-Helferin von der Politik und den Medien hofiert. Um die schlangestehenden Armen kümmert sich fortan niemand mehr; sie werden vom fotografierenden Journalisten aus dem Bild gedrängt. Zum Schluss der Szene halten die KABler Plakate mit ihren Forderungen hoch, darunter ein Hartz-IV-Eckregelsatz von 500 Euro und ein Mindestlohn von 10 Euro.

Zu den Zuschauern der Szene zählten Gabriela und Otto Pollak mit ihren Söhnen Kevin und Alfred aus Saarbrücken. „Der Hintergrund, dass die Leute immer ärmer werden, ist uns bewusst“, sagte Otto Pollak. „Es ist gut, dass hier Aufmerksamkeit geschaffen wird; man muss etwas bewegen, damit es nicht schlimmer wird“, ergänzte seine Frau Gabriela. Armut sei ein Tagesthema im Bekanntenkreis, da man viele Hartz-IV-Empfänger kenne.

Die öffentliche Aktion ist Teil der Kampagne „ah, sozial! Dafür tret‘ ich ein“ des KAB-Diözesanverbands Trier. Schwerpunkte sind die Themen:  „Familie – Bildung – Armut“,  „Arbeit und Leben in Deutschland – Menschenwürde a. D.?“ sowie „Gesundheit – Pflege – Armut“. Auf Bistumsebene ist das Thema „Lebensmittel-Tafeln: ein Blick in die Hinterwelt der Warenwelt“ ein gemeinsamer Schwerpunkt. Auf diözesaner Ebene soll auch ein „Alternativer Sozialreport“ aufgestellt werden. „Dabei wollen wir Fehlentwicklungen aufdecken und positive Beispiele aufzeigen, die in Richtung der Tätigkeitsgesellschaft und der Wahrung der Menschenwürde zielen“, erklärt Ruth Mareien de Bueno vom KAB-Bezirk Trier-Eifel.

Am Samstag, 10. September findet von 13 bis 18 Uhr im Bischöflichen Priesterseminar Trier eine Abschlussveranstaltung zur Kampagne „ah, sozial“ statt. Dort wird der Alternative Sozialreport der KAB vorgestellt. An der Podiumsdiskussion werden unter anderem die Ministerinnen Malu Dreyer (SPD) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) teilnehmen. Die Ergebnisse der Kampagne sowie des Alternativen Sozialreports sollen in die KAB-Aktivitäten zur Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 eingebunden werden.
 

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