ÖPNV steht vor seiner größten Belastungsprobe

VDV-Südwest fordert Umdenken in der Verkehrspolitik und ÖPNV-Finanzierung und fürchtet eine Ausdünnung des öffentlichen Verkehrsangebots im ländlichen Raum

Die Landesgruppe Südwest im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat vergangene Woche auf dem Demografietag des Nahverkehrs in Nierstein auf die großen Herausforderungen bei der Gestaltung der Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen Raum hingewiesen. Außerhalb der dynamischen Metropolregionen gefährdet der demografische Wandel die Sicherstellung einer ausreichenden Mobilität, insbesondere dort, wo den Verkehrsunternehmen durch den Rückgang der Schülerverkehre die wirtschaftliche Basis für die Vorhaltung von Verkehrsdienstleistungen verloren geht. Mit den sinkenden Bevölkerungszahlen, von denen fast alle rheinland-pfälzischen Landkreise und Kommunen betroffen sind, sinkt auch die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV, so der Vorsitzende der VDV-Landesgruppe Südwest Gunter Rebahl. Damit sinken auch die Einnahmen der Verkehrsunternehmen. Die Kosten bleiben aber gleich, denn der Aufwand für Personal und Material bleibt gleich – unabhängig davon, ob 40 oder nur noch 30 Personen im Bus oder der Bahn unterwegs sind. Die Fixkosten verteilen sich dann lediglich auf weniger Fahrgäste, was das Defizit pro Fahrgast steigen lässt.

Sehr greifbar ist diese Situation bei den Schülerverkehren, die im ländlichen Raum einen wesentlichen Finanzierungsbaustein für den ÖPNV darstellen. Rund 80 % der Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV im ländlichen Raum sind Schülerinnen und Schüler. Bei dem prognostizierten Rückgang der Schülerzahlen um bis zu 25 % bis 2030 droht den Verkehrsunternehmen mittelfristig eine kaum zu ersetzende Finanzierungslücke. Die VDV Landesgruppe Südwest fordert daher von Bund und Land eine Erweiterung der Mittelbereitstellung sowie eine langfristige Dynamisierung und bedarfsgerechte Verteilung der Gelder. Entsprechende Zielvereinbarungen müssen sich in den Koalitionsverträgen der neuen Bundesregierung wiederfinden. Der Demografietag des Nahverkehrs war eingebettet in die erste landesweite Demografiewoche in Rheinland-Pfalz und präsentierte u. a. innovative Konzepte und Lösungsansätze zur Erhaltung einer Grundversorgung an straßen- und schienengebundenem ÖPNV im ländlichen Raum. Im Rahmen der Demografiewoche zeigen sich über 200 Organisationen, Verbände, Vereine, Kommunen und Behörden verantwortlich für über 300 Veranstaltungen, die sich mit der Gestaltung des Demografischen Wandels in Rheinland-Pfalz beschäftigen.

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