Lewentz: Polizei ohne Frauen heute nicht mehr denkbar

Am 1. September 1987 wurden in Rheinland-Pfalz die ersten Frauen bei der uniformierten Polizei eingestellt. Was heute selbstverständlich ist, war damals ein wichtiger und zu jener Zeit wohl auch ein mutiger Schritt, der zum Ausbau der sozialen Stellung und der beruflichen Anerkennung der Frau in der Gesellschaft beigetragen und die Wirksamkeit der polizeilichen Arbeit erhöht hat. „Jüngste Untersuchungen haben er-geben, dass Polizeibeamtinnen in Konfliktsituationen auf besondere Weise deeskalierend wirken können. Ihre weibliche Sichtweise und ihr ausgeprägtes Einfühlungsvermögen sind dabei ein wertvolles Kapital und überaus hilfreich.

Das wissen heute nicht nur ihre männlichen Kollegen zu schätzen, sondern vor allem die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes“, stellte Innenminister Roger Lewentz anlässlich des 25. Jahrestages der ersten Einstellung von Frauen bei der uniformierten Polizei fest. Auch innerhalb der Polizei habe sich dank der Frauen in den zurückliegenden 25 Jahres manches zum Besseren verändert: „Die Umgangsformen in der einstigen ‚Männergesellschaft‘ haben sich verändert. Die soziale Kompetenz der Frauen und die häufig etwas einfühlsamere Art der Kommunikation üben auch im Innenverhältnis der Polizei einen positiven Einfluss aus.“

Es war ein schwerer Weg, bis auch in Rheinland-Pfalz Frauen bei der Schutzpolizei eingestellt und gleichberechtigt mit ihren männlichen Kollegen ausgebildet wurden. Heute sei die Frage „Warum hat das bis 1987 gedauert?“ durchaus berechtigt, so der Minister. Andere Bundesländer wie etwa Hessen, das Saarland, Bremen und Nieder-sachsen hatten frühzeitig eine Vorreiterrolle übernommen und waren der Entwicklung in Rheinland-Pfalz um Jahre voraus. Befürchtungen, wonach Frauen in Polizeiuniform von ihren männlichen Kollegen oder gar den Menschen im Land möglicherweise ab-gelehnt und nicht ernst genommen würden, erwiesen sich überall als haltlos. Die dort als Modellversuch gestarteten Initiativen waren erfolgreich, und die Einstellung von Frauen in den uniformierten Polizeidienst wurde andernorts schon bald zur Selbstverständlichkeit.

Dieser Entwicklung folgte vor 25 Jahren auch die Polizei in Rheinland-Pfalz. Für den Einstellungstermin 1. September 1987 hatten sich mehr als 1.000 Frauen beworben. Etwa die Hälfte von ihnen erschien zur schriftlichen Prüfung. Nach Abschluss aller Tests und der polizeiärztlichen Einstellungsuntersuchung wurden 30 Frauen eingestellt. Bei insgesamt 140 Neueinstellungen zu diesem Datum entsprach das einem Frauenanteil von 21,4 Prozent. In den Folgejahren überstieg die Einstellungsquote der Frauen rasch die 30-Prozent-Marke und liegt heute recht konstant bei 32 Prozent. Zum Jahresbeginn 2012 waren 1.576 Frauen bei der Schutz- und Kriminalpolizei des Landes tätig. Das entspricht – bezogen auf die Gesamtpersonalstärke – einem Anteil von 17 Prozent. Hier macht sich bemerkbar, dass Frauen bei der Schutzpolizei eben „erst“ seit 25 Jahren eingestellt werden, die durchschnittliche Dienstzeit von Polizeibeamten aber annähernd 40 Jahre beträgt. Durch intensive Nachwuchswerbung unter den weiblichen Schulabgängern, so auch beim alljährlichen „Girls´ Day“, bemüht sich die Polizei Rheinland-Pfalz, ihren Frauenanteil zu erhöhen. Mit Erfolg: Die Frauenquote steigt langsam, aber stetig.

Von den 30 Frauen der ersten Stunde sind heute noch 21 Beamtinnen im Dienst. Überwiegend sind sie bei den Polizeipräsidien in Mainz und Trier beschäftigt, einige von ihnen aber auch bei den Präsidien in Koblenz, Ludwigshafen und Kaiserslautern sowie bei der Bereitschaftspolizei. „In den zurückliegenden 25 Jahren hat sich vieles in der Polizei verändert. Eine rein männliche Polizei ist schlichtweg nicht mehr vorstellbar. Frauen leisten Dienst in fast allen Bereichen: im Einzeldienst der Schutzpolizei, in den geschlossenen Einheiten der Bereitschaftspolizei, in den Spezialeinheiten, bei der Kriminalpolizei und im LKA, bei der Wasserschutzpolizei, im polizeilichen Sanitätsdienst, im technischen Dienst, in Lagezentralen und Führungsstäben, als Diensthundführerinnen, Ausbilderinnen und Einsatztrainerinnen“, sagte Lewentz. Auch Führungspositionen hätten sich die Frauen in der Polizei erobert. Einige von ihnen führten Dienststellen der Schutz- oder der Kriminalpolizei, leiteten Abteilungen, Kommissariate oder Dezernate.

Eine familienbewusste Personalpolitik soll diese Entwicklung zusätzlich unterstützen. Dazu hat die Polizei Rheinland-Pfalz Weichen gestellt: Im Jahr 2006 erhielt sie als erste Gesamtpolizei eines Bundeslandes das Grundzertifikat im Audit „berufundfamilie“® der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. 2009 erfolgte die Re-Auditierung, bei der das Zertifikat erneuert wurde. In der Zwischenzeit ist viel unternommen worden, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern. Familienfreundlichere Arbeitsbedingungen tragen mehr und mehr zur Gewinnung qualifizierter männlicher und weiblicher Führungskräfte bei. Flexiblere Arbeitszeitmodelle, die Förderung der Teilzeit- und der Telearbeit, Job-Sharing auch für Führungspositionen, Wiedereingliederungsprogramme für Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrer und attraktive Kinderbetreuungsangebote sind dafür nur einige Beispiele. Der Polizeiberuf ist dadurch gleichermaßen für Bewerberinnen wie für Bewerber mit Familie noch attraktiver geworden, und sein Image in der Öffentlichkeit ist weiter gestiegen.

„Auch daran haben die Frauen in der Polizei maßgeblich mitgewirkt“, unterstreicht Innenminister Roger Lewentz zum „silbernen Dienstjubiläum“ der Frauen in der Schutz-polizei. Auch wenn die Entwicklung längst nicht abgeschlossen und noch vieles zu tun sei, könne sie heute schon als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Der Polizei dürfe man zu ihren Frauen, und den Frauen in der Polizei zu ihrer Rolle gratulieren, die sie sich dort erarbeitet haben, so der Minister.
 

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