Fragen und Antworten zum Thema Flucht und Asyl

Welche Chancen bietet die Zuwanderung von Flüchtlingen für Rheinland-Pfalz?

In einzelnen Branchen und Regionen besteht ein großer Bedarf an Fachkräften, der nur noch zum Teil gedeckt werden kann. Viele Unternehmen haben noch keine Antwort auf die Frage nach der Betriebsnachfolge gefunden. Die ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen erfordert große Anstrengungen.

Die Zuwanderung von Flüchtlingen bietet die Chance diesen Auswirkungen des demografischen Wandels entgegen zu wirken. Auch die Integration von Flüchtlingen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bietet eine Chance, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Grundlage für eine weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung insbesondere in den ländlichen Regionen zu sichern.

Der überwiegende Teil der zu uns kommenden Flüchtlinge ist im erwerbsfähigen Alter und verfügt über eine gute schulische sowie eine berufliche Ausbildung und Fremdsprachenkenntnisse.

Wichtige Voraussetzungen für eine gelungene Integration bilden die Pfeiler Sprachkompetenz, Arbeit und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft vor Ort. Die vorliegende Informationsreihe Fragen und Antworten zum Thema Flucht uns Asyl beschäftigt sich in dieser und der nächsten Ausgabe spezielle mit den Themenfeldern Zugänge zum Arbeitsmarkt, Wohnen und Leben in der Kommune.

Integrationskurse des Bundes unterstützen –
wer kann daran teilnehmen?

Integrationskurse unterliegen der Zuständigkeit des Bundes. Dieser hat mit den im November 2015 in Kraft getretenen Gesetzesänderungen die Integrationskurse für Asylbewerber aus den Ländern Iran, Irak, Syrien und Eritrea geöffnet. Auf der Seite des Bundesamtes für Migration und Integration werden alle wichtigen Punkte erläutert. Den Link finden Sie auf der Seite der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich www.bernkastel-wittlich.de/fluechtlingshilfe.html. Mit den Integrationskursen hat sich bundesweit ein gutes und funktionierendes System zur Sprachförderung von Menschen mit Migrationshintergrund etabliert. Umso wichtiger erscheint es, dass der Zugang zu diesen Kursen auch Asylsuchenden und Geduldeten, die ebenfalls oft viele Jahre hier leben, ermöglicht werden sollte. Das Land Rheinland-Pfalz setzt sich seit langem dafür ein, dass der Bund die Integrationskurse öffnet und ausweitet. Im Rahmen der Integrationsministerkonferenzen wurde diese Forderung bisher von allen Bundesländern unterstützt. Aufgrund dieser Tatsache wurden inzwischen auch eigene mit Landesmitteln finanzierte Sprach- und Orientierungskurse für Asylsuchende ins Leben gerufen.

Im Landkreis werden Integrationskurse in verschiedenen Städten und durch unterschiedliche Bildungsträger angeboten.

Dürfen Asylbewerberinnen
und Asylbewerber arbeiten?

Generell gilt, dass Asylsuchende während der ersten drei Monate in Deutschland nicht arbeiten dürfen, danach ist ihnen die Aufnahme einer Beschäftigung erlaubt. Sie kommen aufgrund der sogenannten Vorrangprüfung, die nach 15 Monaten entfällt, dann zum Zuge, wenn sich niemand mit deutschem Pass oder mit einer EU-Staatsbürgerschaft um die Stelle bewirbt. Hierüber entscheidet die Agentur für Arbeit. Nach aktuellen Beschlüssen von Bundestag und Bundesrat entfällt die Vorrangprüfung für Asylsuchende und Geduldete nun in bestimmten Fällen: Für Hochschulabsolventinnen und -absolventen in Engpassberufen, die die Voraussetzungen für eine Blaue Karte EU erfüllen oder für Fachkräfte, die eine anerkannte Ausbildung für einen Engpassberuf nach der Positivliste der Bundesagentur für Arbeit haben beziehungsweise an einer Maßnahme für die Berufsanerkennung teilnehmen oder wenn die Menschen seit 15 Monaten ununterbrochen erlaubt, geduldet oder mit einer Aufenthaltsgestattung in Deutschland sind. Ausführliche Informationen zum Arbeitsmarktzugang für geflüchtete Menschen finden sich auf der Internetseite der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich.

Was sind die ersten Schritte zu einer
Integration der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt?

Ziel ist es, die beruflichen Qualifikationen und Kenntnisse von Asylsuchenden möglichst frühzeitig zu erfassen, damit die Menschen schneller an den Arbeitsmarkt herangeführt werden können.

In diesem Sommer startete das Projekt „Neuanfang in Rheinland-Pfalz: Kompetenzen erfassen – Chancen nutzen“. Hier werden erstmals Daten zur Bildungsbiografie, zu beruflichen Qualifikationen und zu anderen Kompetenzen erfasst, die für eine Integration in den Ausbildungs- und den Arbeitsmarkt relevant sind. Die Teilnahme an dem Projekt ist für alle offen und freiwillig. Ziel des Projektes ist es, auf Grundlage der erfassten und in das System der Bundesagentur für Arbeit eingepflegten Daten Asylsuchende möglichst frühzeitig und passgenau auf eine Integration in Ausbildung oder Arbeit vorzubereiten. Im Anschluss an die Kompetenzerfassung findet in der AfA die weitere Beratung der Asylsuchenden durch die Agentur für Arbeit beziehungsweise durch die Jobcenter statt. Auf der Basis der erfassten Daten werden die Asylsuchenden, wenn sie auf die Kommunen verteilt sind, in den jeweilig zuständigen Jobcentern und Agenturen für Arbeit hinsichtlich weiterer Angebote beraten und unterstützt.

Zusätzlich sollen ab Januar 2016 Beschäftigungspiloten insbesondere die Menschen ansprechen, die noch keinen ausreichenden Zugang zu den Angeboten der Jobcenter bzw. der Bundesagentur für Arbeit haben. Sie werden die Flüchtlinge nach der Verteilung auf die Kommunen direkt an ihrem jeweiligen Wohnort aufsuchen. Dort hat der Beschäftigungspilot erstens die Aufgabe, den erwerbsfähigen Flüchtlingen grundsätzliche Informationen über den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu vermitteln. Zweitens sollen sie fehlende Kompetenzfeststellungen nachholen. Drittens ist es Aufgabe der Beschäftigungspiloten den Flüchtlingen zu vermitteln, dass die Bundesagentur für Arbeit für sie erste Anlaufstelle ist.

Alle Informationen zu diesen Projekten und anderen Maßnahmen des Landes Rheinland-Pfalz zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen finden sie auf den Seiten des Arbeitsministeriums (siehe Linksammlung auf der Internetseite der Kreisverwaltung). In unserer Region laufen die Fäden in enger Abstimmung mit den Kammern, der Bundesagentur und den großen Trägerverbänden zusammen.In der Handwerkskammer Trier sind zwei Flüchtlings- und Migrationscoachs mit den Aufgaben Beratung, Vermittlung, Anerkennung und Qualifikationsfeststellung betraut. Unter der Rubrik Kooperationspartner finden sie auf der Internetseite der Kreisverwaltung entsprechende Kontaktdaten.

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