Erste Rezensionen des Buches von Wilhelm Hahne: „Skandal? – ´Nürburgring 2009´ – Affäre?

Inzwischen gibt es – vier Wochen nach der Vorstellung – die ersten Rezensionen des neuen Buches zum Nürburgring-Skandal.

Die erste Veröffentlichung gab es in SWR2, am 17. August um 12:45 Uhr. Wilm Hüffer, ein Chefredakteur des Senders in Baden-Baden, der auch im Vorspann des Buches für seine journalistische Recherchearbeit gelobt wird, ging sehr kritisch mit Wilhelm Hahne und seinem Buch zu Gericht und kam sogar zu einem Vergleich mit Karl May.

Dieser Vergleich muss natürlich hinken, da Karl May – im Gegensatz zu Wilhelm Hahne – niemals in der Ländern war, die er in seinem Buch in Details beschrieb. Ein Leser später zu dieser Zuordnung: „Wenn er ihn als den ´Sarrazin der Eifel´ bezeichnet hätte, dann wäre das verständlich gewesen.

Auch die „Rhein-Zeitung“, regional von großer Bedeutung, weil sie praktisch in einem großen Raum ohne Konkurrenz ist, hat das neue Buch rezenziert. Man hat den Gerichtsreporter des Blattes das Buch lesen und eine Kritik schreiben lassen. Seine Hauptkritik macht er schon im Titel seiner Rezension deutlich: „Neues Ring-Buch verrät keine Geheimnisse“. Zitat: „Das Buch besteht in weiten Teilen aus Artikeln, die er (gemeint ist: Wilhelm Hahne) bereits seit Langem im Internet veröffentlicht hat.“ Außerdem kritisiert er – übrigens zu Recht! – „ärgerliche Flüchtigkeitsfehler“. – Gemeint sind wohl Tipp- und Kommafehler.

Auf den Internetseiten der „Rhein-Zeitung“ sind dazu Kommentare von Lesern zu finden:

´An der Rechercheleistung (..) können sich die Journalisten dieses Landes ein Beispiel nehmen.´ – Oder: ´Liebe RZ: Herr Hahne hat schon kritisch berichtet, als die RZ noch auf Regierungskurs lag!

Wir möchten das an dieser Stelle nicht kommentieren, sondern überlassen das einem Leser, der sowohl die „Motor-KRITIK“-Seiten als auch das Buch von Wilhelm Hahne kennt:

„Hallo Herr Hahne, habe gestern begonnen Ihr Buch zu lesen. Vieles was ich auf den ersten 100 Seiten las, war mir entweder nicht mehr präsent oder ist an mir vorbeigelaufen. Ihre Geschichten auf motorkritik habe ich zwar auch immer gern angenommen, jedoch das Lesen am PC ist nicht mein Ding, daher vielen, vielen Dank für diese Printausgabe.“

Da die Realität sich nicht verändert, hat Wilhelm Hahne in seinem Buch die Abläufe, hin zum Skandal, zur Affäre, in seinem Buch nur so beschreiben können, wie sie (s.o.) auch der „Rhein-Zeitung“ seit Langem bekannt waren. (Wie wir lesen konnten.) – Warum hat man dann nicht aktuell darüber berichtet?

Die umfassendste Besprechung des Buches bisher wurde am Sonntag, dem 12. September – also letzes Wochenende –´von Radio Bremen gesendet. Ab 15:05 Uhr in „Literaturzeit“. Auf den Internetseiten des Senders ist die Sendung so angekündigt:

„"Nürburgring 2009" ist der Name eines Projektes, das bisher 330 Millionen Euro verschlungen hat, mit dem Ergebnis: Besucherzustrom gleich Null. Wilhelm Hahne hat die Skandalchronik dazu geschrieben.“

Die Sendung ist als MP3-Datei auf den Internetseiten von Radio Bremen abzurufen. (Internetadresse am Ende dieser Geschichte.)

Hier folgt die Aufzeichnung der Sendung für die Leser, die den Inhalt lieber erlesen möchten:

Anmoderation: „Die Älteren unter uns werden sich erinnern: Vor rund neun Jahren wurde in Bremen ein ganz großes Projekt eröffnet, der Space-Park, eine überdachte Ganzjahres-Erlebnisattraktion.

Und nach sieben Monaten wieder geschlossen, wegen Besuchermangels. Und damit waren ungezählte Millionen öffentlicher Gelder versenkt. Kann man das besser machen?

Am Nürburgring hat man es versucht, mit dem Projekt "Nürburgring 2009", hier nicht mit dem Oberthema Weltraum, sondern Auto. Zum guten Teil mit dem selben Personal wie in Bremen. Dort sollte aber alles, so um die 150 Millionen, privat finanziert werden, zuerst, und dann immerhin noch der überwiegende Teil. Nach Ansage der landeseigenen Nürburgring GmbH.

Nach heutigem Sachstand sind da nun 330 Millionen verbaut worden, fast ausschließlich aus öffentlichen Mitteln. Besucheransturm Fehlanzeige. Der Journalist Wilhelm Hahne unkte solches schon vor drei Jahren, wenn er immer wieder kundig die Luft aus Prognosen, Siegesmeldungen und Geschäftsplänen ließ. Seine Recherche-Chronik Nürburgring 2009: Skandal? Affäre?" ist jetzt als 600-Seiten-Buch erhältlich. Und für unseren Rezensenten Burkhard Scherer ausgesprochen empfehlenswert, weil sehr unterhaltsam und lehrreich, auch in Rückblick auf die Bremer Space-Park- Geschichte. "Space-Park 2.0 in der Eifel" hat er deshalb den folgenden Beitrag überschrieben.“
 
(Sie hören die Aufnahme!)

„Wilhelm Hahne hat mit "Nürburgring 2009" eine ausgesprochen bunte, investigative Langzeitreportage vorgelegt. Aber er käme wohl nicht auf die Idee, sich selbst als investigativen Journalisten zu bezeichnen, weil ihm "Journalist" reicht. Er wundert sich jedenfalls in Rondoform über diejenigen seiner Kollegen, die unhinterfragt die Sieges- und Erfolgsmeldungen interessierter Kreise, etwa der Nürburgring Gesellschaft, weiterverbreiten, wenn selbst einfache Verfahren schon zu begründeten Zweifeln an deren Wahrheitsgehalt führen.

Etwa die Grundschulkompetenz der Division. Wenn, zum Beispiel und vereinfacht, die Nürburgring Gesellschaft für eine Veranstaltung 250 000 Besucher behauptet, an Eintritt dazu aber 1 Million Euro eingenommen hat, bei einem Eintrittspreis von 10 Euro, dann legt das nahe, daß es sich, eine Million durch zehn, eher um 100 000 Besucher gehandelt haben dürfte. Und nicht um 250 000.

Kann man ja mal nachfragen bei den Veranstaltern. Und man wird, wie es Hahne regelmäßig geschehen ist, keine oder dumme Antworten erhalten. Aber das ist für Hahne das Handwerk des Journalisten, und dafür geht er auch bedeutend längere Wege als in obigem Beispiel, durch Aufsuchen von Grundbüchern und Handelsregisterauszügen und deren Studium, bei oft Heiterkeit wie Stirnrunzeln erzeugenden Ergebnissen, wenn etwa Firmen, die mit Millioneninvestitionen winken, aus nichts als verzweigten GmbHs mit dünnster Kapitalisierung bestehen und keinerlei wirtschaftsrelevanntes Vorleben aufweisen können.

So einer also ist Wilhelm Hahne, und der bekommt 2007 eine Supergeschichte, wenn man sie denn zu lesen versteht, quasi vor die Haustür gelegt, denn er lebt nur 12 Kilometer vom Nürburgring entfernt, und da bahnt sich nun wirklich Großes an: An die Rennstrecke soll eine ganzjährig geöffnete Erlebniswelt angegliedert werden, aus deren Gewinnen dann die Verluste des Rennbetriebs ausgeglichen werden sollen, denn allein der dort zweijährig stattfindende Formel-Eins-Zirkus mit den Schumis dieser Welt hinterläßt für die Nürburgring Gesellschaft regelmäßig zehn Millionen Miese.

Dem Finanzminister Dr. Deubel in Mainz, der den Fehlbetrag begleichen muß, zur zunehmenden Pein. Der ja auch Aufsichtsratsvorsitzender der Nürburgring Gesellschaft ist. Aber mit so was wie einem Europa-Park auf automobilistisch sollte sich das schon wuppen lassen. Muss sich das wuppen lassen. Kleines Problem: Erfahrene Betreiber solcher Freizeitwelten wie die Europa – oder Heide-Parker zieht es nun gar nicht in die Eifel, da müssen also andere dran und werden auch gefunden, mit so klingenden Namen wie Mediinvest oder IPC-Pinebeck. Die legen das viele Geld, anfangs ist die Rede von 150 Millionen, soll den Steuerzahler ja nichts kosten, zwar nicht gleich auf den Tisch, aber es kann nur noch Tage, Wochen, Monate oder Jahre dauern, bis sie es aus der Schatulle holen oder anderweitig beschaffen. Und bis es so weit ist, kann man ja schon mal mit Landesgeldern anfangen, zu Bauen.

Denn 2009 muß man fertig sein, schließlich läuft die Geschichte unter dem Namen "Nürburgring 2009". Die dann ganz prima werden wird, wie von Ministerpräsident Kurt Beck abwärts zu hören. Natürlich auch von den Herren, die in der Eifel als die "Bremer Stadtmusikanten" galten, weil sie schon beim Space-Park so ausgesprochen segensreich wirkten. Und am schönsten in einer Presseerklärung, die Finanzminister Deubel im Oktober 2008 abgeben sollte, und weil sie so schön ist, im Wortlaut:

"Auch und gerade vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise sind wir sehr froh und auch stolz, gerade jetzt das Ziel der einhundertprozentigen Privatfinanzierung für Nürburgring 2009 erreicht zu haben. Wir haben es mit dem Schweizer Fonds auch nicht mit einer so genannten "Heuschrecke" zu tun, sondern mit einem sehr erfahrenen Kreis von Immobilieninvestoren. Die solide Finanzierung und auch die langfristige Absicherung des Risikos sind gegeben."

Und diese wunderbare Rettung durch einhundertpozentige Privatfinanzierung materialisierte sich 2009 in zwei gefälschten Schecks über rund 150 Millionen Euro, ausgestellt durch einen US-Betrüger, vermittelt durch einen windigen Schweizer Finanzvermittler, und dieser wiederum an Land gezogen durch die Burschen von Nürburgring Exclusivpartner IPC-Pinebeck.

Und alle haben oder hatten die Staatsanwaltschaft am Hacken wegen des Verdachts auf Betrug und/oder Untreue. Der Ex-Chef der Nürburgring-Gesellschaft und einige seiner Herren eingeschlossen. Das ist der Stand von 2010.

Und Wilhelm Hahne hat die ganze Geschichte von Anfang an auf seine Art begleitet und titelte schon im Winter 2007 "Millionen für Visionen" in seiner Internet-Zeitschrift "Motor-Kritik". Und lieferte dann Monat für Monat Erkenntnisse über neue Merkwürdigkeiten rund um das Großprojekt, generiert aus genauem Hinschauen, beständigem Infragestellen und beharrlicher Suche nach Informationen. Das trug ihm bei den Protagonisten den stabilen Ruf des nervigen alten Furzes ein,

Hahne ist heute 77, und geschäumt werden sie über ihn haben, zumindest die Staatsanwaltschaft auf den Hals geschickt, wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat – im Juni 2009 wurden ihm kurzfristig Computer, Kamera und Unterlagen weggeschleppt – und dann mehr oder weniger reumütig zurückgebracht.

Und so generierte Hahne, hier überarbeitet als Buch zusammengefaßt, das bizarre Panorama eines Milieus von Größenwahn, Hochstapelei, Wunschdenken und Gesundbeterei. Das man immer wieder mit einem inneren "Dat jitted doch gar nich!" betrachtet. Aber doch, das gab und gibt es, wie es inzwischen – und nach Hahne – auch der Landesrechnungshof und ein Untersuchungsausschuß der rheinland-pfälzischen Landtages Stück für Stück bloßlegen.

Und man kann die ganze Geschichte auch einfach als großkalibrige Eifel-Provinzposse goutieren, verliert dann aber das Exemplarische an diesem Geschehen aus dem Blick. Denn wie am Nürburgring hat die Politik immer mal wieder große Visionen, aber nicht die Finanzmittel, die selbst zu realisieren.

Da wird dann in einem ersten Schritt Kapital angelockt, das ja immer gerne kommt, wenn gesicherte Rendite lockt. Und wenn das dann nicht kommt, weil dem die Rentabilität nicht gesichert erscheint, dann kommen die Figuren aus dem Finanzschattenreich, die Kreditvermittler, die Projektentwickler, die Developer, mit angenehmen Manieren und großen Versprechungen, die letzten Hoffnungsträger, wie die Wunderdoktoren und Quacksalber am Bett des Schwerstkranken.

Da werden dann Warnzeichen übersehen, Zweifel verdrängt, denn es muß ja weitergehen, im Galopp zum versprochenen Eröffnungstermin. Und all dieses findet statt hinter der Nebelwand des Geschäftsgeheimnisses, die kaum zu durchdringen ist und vor die auch Hahne immer wieder lief. Remember the Space-Park!

Zwei Lehren drängen sich auf: Wenn normales Investment nicht zu bekommen ist: Finger vom Projekt lassen. Zweitens, wenn das nicht geschieht, dann wenigstens den Burschen aus dem Schattenreich genauestens auf die Finger und ins Vorleben schauen. Sonst Nürburgring. Über 300 Millionen an öffentlichen Geldern verbraten für Attraktionen, die kaum jemand dafür hält. Die Hauptattraktion übrigens, die schnellste Achterbahn der Welt, genannt ringracer, hat sich im letzten Jahr schon vor Inbetriebnahme auf unabsehbare Zeit verabschiedet, weil bei einem Probelauf ihr Antriebsaggregat explodierte. – So it goes.

Ferner zu wünschen: Mehr Hahnes! Dass der in seinem Bericht nun manchmal etwas zu sehr auf die Sahne haut, ist aus dem Furor über den ständigen Versuch, als Steuerbürger und Journalist für dumm verkauft zu werden, nur zu verständlich.“

Soweit die Rezension von Radio Bremen.

Auch unsere Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel, ist inzwischen im Besitz des neuen Buches. Ihr wurde das Buch von einem Parteifreund geschenkt. Vielleicht wird sie es beim Lesen sogar entspannend finden. Schließlich geht es in dem Buch „nur“ um ein paar hundert Millionen Euro, nicht um Milliardensummen, wie bei der Hypo Real Estate (HRE) im Gespräch sind. Schließlich schiebt der derzeitige Finanzminister der Landes Rheinland-Pfalz, Carsten Kühl“ aktuell nur – und das ganz „ehrlich“ – 40 Millionen Euro von Mainz in Richtung Nürburgring GmbH.

Kleines „Provinz-Theater“ eben, dass in Berlin, München, Leipzig oder Dresden wenig Beachtung, kein Echo findet. – Verständlich?

Da könnte Wilhelm Hahne´s neues Buch helfen. Sonst wird die reale Situation nur von regional Betroffenen, Verletzten verspürt werden. Und die werden reagieren. – Bei Wahlen zum Beispiel.

Denn die aktuell regierenden Politiker haben offensichtlich keine Verbindung „zur Basis“ mehr.

Die Internet-Adresse zur Rezension (in Wort und MP3-Datei) auf Radio Bremen:

http://www.radiobremen.de/nordwestradio/sendungen/literaturzeit/literaturzeit598.html

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