CDU Stadterkundung “Historischer Friedhof Burgstraße“

Wittlich. Welchen Stellenwert hat ein Friedhof in unserer Gesellschaft und wie spiegelt sich dies in unserer Friedhofskultur vor Ort wider? Zu dieser Fragestellung folgten zahlreiche Bürger der Einladung der CDU Wittlich zur „Stadterkundung – Historischer Friedhof Burgstraße“. Bildhauer Sebastian Langner begleitete die Gruppe und gab kulturhistorisch fundierte Einblicke in Kunst und Tradition. 1791 wurden die ersten Friedhöfe im Rahmen der Hygieneverordnung errichtet um „gefährliche Ausdünstungen“ von den Lebenden fernzuhalten. Heute sind sie wichtige Ort der Trauer, der in Stein gefassten Erinnerung, aber auch Orte der Begegnung.

Folgt man den einladenden, ruhigen Wegen unter den Baumriesen mitten im Herzen Wittlichs, begibt man sich auf eine Reise durch die Zeit: Brunnen und Vasen, Grabmäler von großer Höhe oder beeindruckender Breite, je nach gültiger Friedhofssatzung der jeweiligen Zeit. Man trifft auf Werke von Künstler wie Scherl, Dell` Antonio, Langner u.v.a, die bekannten und weniger bekannten  Persönlichkeiten der Stadt ein Denkmal, setzten. Die schwarze Flamme der Kohle, die geliebte Eifelregion von Maler Schäfer, ein Bergkristall, schnell findet sich jemand in der Besuchergruppe, der in respektvoller Erinnerung an die Verstorbenen Geschichten aus deren Leben wiedergeben kann.

Neben richtigen Gruften, einem jüdischen Ewigkeitsgrab u. vielen anderen interessanten Steinen finden sich sogar noch zwei Original-Jugendstil-Grabeinfassung aus der Zeit Art Deco. „Es wäre wichtig, wenigstens die großen Grabdenkmäler über die Liegezeit hinaus der Nachwelt zu erhalten“, regte Sebastian Langer an, „ebenso sollte die Flächengliederung des Friedhofs erhalten und mit neuen Formen wie z. B. Urnen-Gräberfeldern ergänzt werden“. Worauf der Künstler  und Steinhauer anspielt, zeigt ein Blick auf viele leere Rasenflächen zwischen Gräbern, die gegen die Macht der dicken Wurzeln der Bäume ankämpfen. Während vor noch nicht allzu langer Zeit der Friedhof aus den Nähten zu platzen drohte, verbrauchen die modernen Urnengräber  und -wände weniger Fläche.

CDU Wittlich/Schneider
CDU Wittlich/Schneider

Ein Zeichen der Individualität und Vielfalt der heutigen Bestattungsformen, aber auch ein Zeichen, wie sich Gesellschaft wandelt: „Ich will meinen Nachkommen nicht zur Last fallen, ihnen aufwändige Gräberpflege nicht mehr zumuten“. Der eine schließt sich in der Diskussion dieser Haltung für sich selbst an, der andere bedauert den Verlust der individuellen Gräberkultur. Wie wichtig ein Ort zum trauern sein kann, zeigt sich auf dem Gräberfeld für Kinder und insbesondere die sogenannten Sternenkindern. Hier zeugen Fotos, Stofftiere und allerlei anderes von den tragischen Verlusten und dem Versuch der Trauerbewältigung. Tränen in den Augen haben einige der Gruppe auch beim Besuch des Ehrenfriedhofs. Für viele sind die tragische Bombardierung der Stadt und die Massenbegräbnisse nicht vergessen. Zeitgeschichte auf Schritt und Tritt. Während ältere Menschen zu einem Schwätzchen am Rande der Gräber stehen bleiben, eine junge Mutter mit Kinderwagen Ruhe und Frieden der Parkanlage genießt, werden noch viele Details der aktuellen Friedhofssatzung besprochen. Wie können die Gebühren zukunftsfähig gestaltet werden, was geschieht mit den Grabsteinen? Wie können wir sicherstellen, dass jeder Bürger der Stadt, unabhängig von seinem Einkommen auch in seiner Stadt beerdigt werden kann? „Eine interessante Führung durch ein historisches Kleinod, das es zu erhalten gilt“, darüber sind sich am Ende alle einig.

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