Anhörung im Bildungsausschuss zum Klemm-Gutachten

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Bettina Dickes, fordert Bildungsministerin Ahnen auf, das Klemm-Gutachten umgehend als Planungsgrundlage für den Lehrerbedarf der kommenden Jahre zurückzuziehen. Die Anhörung im Bildungsausschuss habe kein gutes Haar am Klemm-Gutachten gelassen, das die Grundlage für die Lehrereinstellung in den einzelnen Schularten bis 2016 bilden soll. Das Urteil nahezu aller Lehrerverbände und Elternvertretungen sei vernichtend ausgefallen. Kritisiert wurden u.a. handwerkliche „Konstruktionsfehler“, unzureichende Methodik und eine Konzeption, die an „planwirtschaftliche Ansätze“ erinnere. Eine ressourcenschonende Evaluation oder eine praxisnahes Personalmanagement fehle völlig, es werde an der Bildung gespart, so die Bildungsexperten.

„Noch bevor das erste Schuljahr begonnen hat, auf das das Klemm-Gutachten angewandt werden soll, ist es schon reine Makulatur. Die prognostizierten Schülerzahlen stimmen nicht, die Schülerverteilung zwischen den Schularten wird nicht berücksichtigt, und pädagogische Entscheidungen der kommenden Jahre sind nicht eingepreist. Zudem werden Entscheidungen getroffen, die für unsere Schulen dramatisch wären: Der Unterrichtsausfall soll auch in Zukunft auf hohem Niveau festgeschrieben werden.

Die Inklusion soll mit 200 Lehrern auf Sparflamme laufen. Deshalb weisen die Verbände darauf hin, dass die Ressourcen für eine gelingende Inklusion fehlen. Besonders fragwürdig sind die Aussagen zu den berufsbildenden Schulen, die nach wie vor massiv benachteiligt werden Denn die Vorhersagen für die berufsbildenden Schulen entbehren jeder Plausibilität: Die vorausgeplanten Einstellungen können gar nicht aus dem eigenen Lehrernachwuchs erwirtschaftet werden. Zudem werden die berufsbildenden Schulen in der Inklusion nicht berücksichtigt. Was ist das für eine Planung? Was ist das für ein Konzept? Gibt es nach Klasse 10 keine behinderten und beeinträchtigten Kinder mehr? Als Bewertung bleibt nur die Aufforderung an Frau Ahnen, das Gutachten einzustampfen!“

Besonders pikant sei, so Dickes, dass sich sogar Prof. Klemm in Pressartikeln mehrfach von der Hauptaussage des Gutachtens, 2000 Lehrerstellen einzusparen, deutlich distanziert hat. „Der Schülerrückgang muss zuerst dazu genutzt werden, den Unterrichtsausfall vollständig zu beseitigen. Für einen verlässlichen Unterricht und eine gute Förderung brauchen wir eine Unterrichtsversorgung von 100 % + X.“, so Dickes.

Zitate aus der Anhörung des Ausschusses für Bildung des rheinland-pfälzischen Landtages zum Klemmgutachten

vlbs Rheinland-Pfalz

„Rheinland-Pfalz kann das in der Expertise genannte Ziel der Halbierung des Unterrichtsausfalls an berufsbildenden Schulen von über 6% auf 3% aus eigener Kraft in keinem Fall erreichen! In der Technik spricht man in einem solchen Fall von einem Konstruktionsfehler!“

Philologenverband Rheinland-Pfalz

„Schon der Titel des Gutachtens „Zur Entwicklung des Lehrkräftebedarfs in Rheinland-Pfalz“ von Prof. em. Dr. Klaus Klemm vom Mai 2012 enthält eine Irreführung des Lesers, denn es stellt sich bei einer genauen Lektüre bald heraus, dass nicht die objektiven Werte mit Bezug auf die Schülerzahlen, den Unterrichtsbedarf und den sich daraus ergebenden Lehrerbedarf mit dem Ziel einer Vollversorgung der Schulen zugrunde gelegt wurden, sondern vielmehr der Versuch unternommen wurde, die Einsparungsvorgaben der rot-grünen Landesregierung statistisch zu untermauern.“

Verband Bildung und Erziehung

„Das Gutachten ist aus Sicht des VBE Rheinland-Pfalz ein Versuch, die Einschnitte und Kürzungen in der rheinland-pfälzischen Schulpolitik zu relativieren. (…)Prof. Dr. Klaus Klemm setzt sich in Zeitungsartikeln berechtigterweise sehr kritisch mit der Absicht des Kultus- und Bildungsminister auseinander, die demografische Rendite für Haushaltssanierungen zu nutzen und die Ressourcen eben nicht im Bildungssystem für die seit Jahren fälligen Verbesserungen zu verwenden.“

Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen

„Insgesamt sind die im vlw organisierten Kolleginnen und Kollegen enttäuscht, dass im BBS-Bereich lediglich eine Halbierung des strukturellen Unterrichtsausfalls angestrebt wird. Zudem wurde bei der Pressekonferenz von Prof. Klemm darauf hingewiesen, dass dies nur dann realisierbar sein wird, wenn in den Mangelfächern genügend Bewerber zur Verfügung stehen. Wie soll man jedoch die Zahl der Bewerber erhöhen, wenn die Attraktivität des Lehramtes an berufsbildenden Schulen zunehmen reduziert wird (Beispiele: Verschlechterungen bei Besoldung und Beihilfen; Beförderungstau, etc.)“

VDR Rheinland-Pfalz„ Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und der Unterrichtsqualität reichen u. E. die in der Klemm-Studie vorgesehenen Finanzmittel nicht aus.“

LandesElternBeirat

„Eine geplante Unterausstattung von ca. 3% gleich ob dies die geringste der letzten Jahre ist oder nicht – aus Sicht der Eltern absolut nicht hinnehmbar. Sie müssen sich vorstellen, dass bspw. rund 3% des neuen Dienstwagens von Frau Ministerin Ahnen einfach nicht geliefert wird und sollten das eventuell zwei der Räder sein, dieser Dienstwagen wäre reichlich gehandicapt.“

LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz

„Der Trend des Unterrichtsausfalls ist gegenläufig: Der strukturelle Unterrichtsausfall wird steigen und hat schon ohne den temporären Unterrichtsausfall über 7% an berufsbildenden Schulen erreicht.“

LV Rheinland-Pfalz – Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V.

„Der im Gutachten eingeräumte Stellenbedarf von 200 Lehrervollzeitstellen erscheint uns – auch auf dem Hintergrund, dass das „Schwerpunktschulen-System“ dringend erweitert werden muss – als unzureichend.“

 

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