Rückbau des Rasens für die Nahrungsmittel

Wittlich. Angeregt durch unsere Serie „Eifeler Handwerk und Gewerbe aus der guten alten Zeit“, Teil 18 „Der Eifeler Bauerngarten“, hat sich Bernhard Eiberger bei uns gemeldet.

Er ist selbst ein unermüdlicher Gärtner, für den die Bezeichnung „Hobby-Gärtner“ fast schon eine Beleidigung wäre. Seine Leidenschaft teilt er gerne mit Gleichgesinnten, lädt auch mal Kinder zur Besichtigung des eigenen Gartens ein und versucht, auf diese Weise Lust zu machen auf die Natur, ihre Früchte und Genüsse. So rät er zum Beispiel, nicht über die steigenden Lebensmittelpreise zu klagen, sondern einfach selbst Hand anzulegen und Möhren, Kartoffeln und Kollegen im Garten anzubauen.
Platz ist auf dem kleinsten Balkon, sagt er, und wenn es nur für Kräuter wäre, die schmackhaften und gesunden Begleiter jeder interessanten Küche.

Damit liegt er übrigens voll im Trend: Aus New York und anderen Metropolen dieser Welt häufen sich die Meldungen über „wilden“ Blumen-, Obst- und Gemüseanbau sogar auf den Grünstreifen vielbefahrener Highways.

„Guerilla Gardening“ im Trend

„Urban gardening“ (städtisches Gärtnern) heißt der Trend, der bereits in den 70er Jahren erste Fans hatte und der hoffen lässt, dass auch in Amerika eines Tages wieder „vitamins“ aus der Orange statt aus der Pillendose genossen werden. Weniger liebevoll werden die großstädtischen Brachlandinstandsetzer „Guerilla Gärtner“ genannt: Wenn auch irgendwie illegal, wird ihre Schaffenskraft in aller Regel geduldet und immer häufiger imitiert. Imitiert teilweise sogar von Gutmenschen, die sogenannte Community Gardens anlegen, aus denen sich Bedürftige zur Erntezeit bedienen dürfen.

Neugierig geworden? Im Buch „Guerilla Gardening: Ein botanisches Manifest“ von Richard Reynolds können Sie mehr erfahren über diesen Trend, der nicht nur von den Fundis der Grünen Partei begrüßt wird.

Wie viel einfacher haben wir es da in unserer schönen Eifel und Moselregion! Bernhard Eiberger gibt unseren Lesern gerne ein paar kostenlose Tipps zum Gemüseanbau.

„Kompost ist die Basis der Fruchtbarkeit des Nutzgartens“, sagt er. Er nennt den Trend hin zum Nutzgarten den „Rückbau des Rasens“ und die Kartoffel, eines unserer Hauptnahrungsmittel, „ein wunderbares Hilfsmittel“ auf dem Weg hin zur Veredelung des Rasens, und sei es als bescheidener Randstreifen. Auch der weiteste Weg beginnt schließlich mit dem ersten kleinen Schritt.

Denkbar simpel ist das benötigte Handwerkszeug. Eine Frankfurter Schaufel oder eine bayrische Spitzschaufel, eine Haue und einen Karst für die Ernte. Umgraben sollte man am besten im Herbst. Das ist praktisch für den nächsten Arbeitsschritt im Frühjahr, denn durch das Umgraben im Vorjahr kann der Frost so richtig durchziehen und die Scholle ordentlich mürbe machen. Da setzt es sich leichter! Im Frühjahr werden in mit der Hand gezogene Rillen im Abstand von etwa 30 Zentimetern kleine Saatkartoffeln gelegt und mit Kompost abgedeckt. Fertig ist der Setzvorgang!

Nach vier bis fünf Monaten kann man schon ernten und im nächsten Frühjahr auf das mürbe gewordene Land zum Beispiel Möhren sähen oder Erdbeerpflanzen setzen. Abwechslung tut jeder Erde gut.

Kompostherstellung ganz einfach

Wer ein Stückchen Land sein eigen nennt, kann sich selbst wertvollen Kompost bereiten. Auch das ist keine Hexerei. Bernhard Eiberger empfiehlt, an der schattigsten Stelle des Gartens Pflanzenreste, Rosenschnitt und im Herbst das heruntergefallene Laub aufzuschichten. Zerkleinerte Äste ergänzen den Kompost: Sie dienen der Durchlüftung.

Wer sie hat, sollte ein paar kleingeschnittene Heilkräuter wie Schafgarbe, Johanniskraut oder Zitronenmelisse dazugeben. „Sie sind eine wertvolle Ergänzung.“ Gesteinsmehl, das für den Garten gut ist, kann man auch hier schon dem Kompost zufügen. Für den Kartoffelanbau braucht man das Ganze im Frühjahr  noch nicht einmal durchzusieben, zumal, wenn die Verrottung durch Brennnessel-Jauche beschleunigt wurde.
 

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