Wechselstrom verkocht Krebszellen

Wittlich. Weltweit nehmen die Krebserkrankungen zu. Dieser in einer einzigen Zelle startende bösartige Entartungsprozess, führt zu einer raschen Vermehrung von krankhaft veränderten Zellen, die sich auf angrenzende Zellen und Körperorgane ausdehnen. Durch den medizinischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte konnte die Heilungschance bei vielen Krebserkrankungen verbessert werden. Abhängig von den Entstehungsmechanismen und verschiedenen Ausprägungen variieren die Behandlungsansätze, um die Therapie optimal an den einzelnen Patienten anzupassen. Während eine Operation durch die hohe Sicherheit der vollständigen Entfernung des entarteten Gewebes immer noch an erster Stelle in der Therapiewahl steht, so ist ein derart großer Eingriff für manche Patienten nicht möglich. Beispielsweise können Größe und Lage eines Tumors oder auch die Gesamtkonstitution des Patienten eine Operation nicht zulassen.

Dr. Dirk Lommel von der Radiologie Wittlich und Dr. Cem Atamer, Chefarzt der Allgemein- und Visceralchirurgie der Verbundklinik haben nun zusammen ein neues minimal invasives Therapieverfahren eingeführt, das Betroffenen in diesen Fällen helfen kann: die sogenannte Radiofrequenzablation. Entweder als eigener Eingriff oder ergänzend im Rahmen einer Operation, erzeugen die beiden Ärzte durch den Einsatz spezieller Elektrodennadeln ein Wärmefeld zielgenau in den Tumorzellen. Die exakte Positionierung der Nadelspitze wird durch moderne Bildgebung per Computertomographie (CT) oder ultraschallgestützt garantiert. Einmal in der Tumormitte angekommen, entfaltet der erfahrene Radiologe die aus einer nur 2 mm starken Hohlnadel kommenden Elektroden, wie die Streben eines Minischirmes. Der durch sie geleitete hochfrequente Wechselstrom mit niedriger Stromstärke erzeugt in den Zellen eine starke örtliche Erhitzung. So wird das Tumorgewebe zyklenweise bei rund 50 Grad Celsius komplett zerstört, sozusagen „verkocht“.

Diese Zerstörung von Weichgewebe mittels Wärme ist ein in den universitätsmedizinischen Zentren wie Köln, Gießen und Mainz seit Jahren bewährtes Verfahren.

Dr. Lommel betont: „wir freuen uns, diese schonende und unter lokaler oder allgemeiner Betäubung eingesetzte Behandlungsform nun auch in Wittlich anbieten zu können. Sie bietet eine wirkliche Alternative zu den chemotherapeutischen Ansätzen.“ In den vergangenen 24 Monaten behandelten die Ärzte damit bereits rund 20 Tumore im Lungen- und Leberbereich. Den Chirurgen eröffnet die Radiofrequenzablation neue gemeinsame Therapiewege, wie Dr. Atamer erläutert: „Das neue Verfahren ergänzt optimal unsere chirurgischen Möglichkeiten zur Tumorentfernung und verbessert damit in vielen Fällen die Heilungschancen bei einer Krebserkrankung“.

Über den Einsatz der für einen an Krebs erkrankten Patienten jeweils erfolgversprechendsten Therapiemethode entscheiden seit rund fünf Jahren die Mitglieder einer wöchentlich tagenden Tumor-Konferenz der Verbundklinik. Sie vereint die medizinischen Kompetenzen aus Onkologie, Radiologie, Chirurgie, aus verschiedenen Bereichen der Inneren Medizin sowie der Strahlentherapie. 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen