Erste Tourismusgenossenschaft nimmt Fahrt auf

Gesundheit ist eines von vier Schwerpunktthemen der Tourismusstrategie 2015 für Rheinland-Pfalz. Als erste touristische Genossenschaft mit der Marke „GesundLand Vulkaneifel“ erarbeiten nun 17 Mitglieder – darunter Kliniken, Gastronomen, Hotels und Dienstleister im Bereich Gesundheit – erste buchbare Angebote für gesundheitsbewusste Gäste.
 
Das Logo macht Laune: Ein himmelblaues Herz schwebt über einem sonnengelben Vulkan, der Hintergrund ist wiesengrün. Eine Agentur aus Neuwied hat das Wiedererkennungszeichen der im August gegründeten ersten Tourismusgenossenschaft in Rheinland-Pfalz kreiert. Die Gründung ist das Ergebnis eines seit 2009 laufenden Projekts mit dem Arbeitstitel „Gesundheitslandschaft Vulkaneifel“. Das ehrgeizige Ziel der mitbeteiligten Kommunen Daun, Manderscheid und Bad Bertrich: Gemeinsam zur führenden gesundheitstouristischen Region in Deutschland werden. Oder zumindest zu einer der attraktivsten Destinationen für die stetig zunehmende Zahl von Urlaubern, die ihre Auszeit vom Alltag mit besonderen Angeboten für Körper, Geist und Seele verbinden.

IchZeit als Rahmen

„Immer mehr Menschen wollen während ihres Urlaubs etwas für ihre Gesundheit tun“, schildert auch die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke die Voraussetzungen, „Experten gehen von drei Millionen Menschen mit Interesse an einem Gesundheitsurlaub in einem Einzugsgebiet von 90 Pkw-Minuten um Rheinland-Pfalz aus. Auf der einen Seite bestehen also erhebliche Marktchancen, auf der anderen Seite besteht ein hoher Konkurrenzdruck.“ Mit dem Schwerpunkt der so genannten mentalen Wellness und der Entschleunigung hebe sich das gesundheitstouristische Angebot des Landes – unter dem Dach eines ganzheitlichen Ansatzes mit Namen „IchZeit“ – aus dem Markt- und Konkurrenzfeld anderer Regionen hervor.

Nicht nur das „GesundLand Vulkaneifel“ entspricht dieser Zielsetzung, sondern auch ein Landesleitprojekt der Initiative Gesundheitswirtschaft in Bad Kreuznach, das „Mea cura“ genannt wird. Die Eifeler sind mit ihrer offiziellen Genossenschaftsgründung nun einen großen Schritt vorangekommen. „Wir hatten seit Februar den Status einer Projektentwicklungsgenossenschaft mit 14 Mitgliedern, nach einem halben Jahr fundierter Aufbauarbeit können wir jetzt weitere Interessenten aufnehmen“, sagt Werner Klöckner, Verbandsgemeindebürgermeister von Daun und einer der Mitinitiatoren des „GesundLandes“. Er ist sehr zufrieden mit der Resonanz potenzieller Genossenschafter und auch mit dem Repertoire des touristischen Angebots, das derzeit erarbeitet wird. „Es ist weiter gefächert als ursprünglich gedacht und umfasst nicht nur mentale Gesundheitsförderung, sondern weitere medizinische Kompetenzen und auch die Einbeziehung der Landschaft als therapeutisch wirksamer Faktor.“

Förderung des Solidargedankens

Das „GesundLand“ soll auf eine möglichst breite Basis gestellt werden. „Die besondere Einbindungsstruktur einer Genossenschaft gewährleistet eine qualitativ hohe Zusammenarbeit von kommunalen und privaten Akteuren“, ist Klöckner überzeugt. Das unterstütze den Solidargedanken und lasse die Hoffnung auf Erfolge der public-private-partnership berechtigt erscheinen. Förderanträge für die ersten konkreten Marktauftritte seien derzeit bei der ADD. Bereits 1,5 Millionen Euro Förderung durch das Land und die EU erfuhr das Projekt in den Jahren 2010 und 2011, wie das Wirtschaftsministeriums in Mainz mitteilt. Aktuell ist von 800 000 Euro aus EU-Mitteln die Rede, die der Region für modellhafte Ideen und Projekte des „GesundLandes“ zukommen. Die ersten touristischen Angebote sollen ab der kommenden Sommersaison konkret buchbar sein.

Katharina Langen mit Sitz bei der Verbandsgemeinde Bad Bertrich ist Managerin der Genossenschaft. Sie geht von bald 21 Mitgliedern und 25 weiteren Interessenten aus, die integriert werden können. „Sie sind zur Zeit sehr stark in die Entwicklung innovativer Produkte eingebunden.“ Als Beispiele nennt sie gezielte Angebote für Diabetiker, aber auch für Unternehmen und deren Betriebliches Gesundheitsmanagement. „Die nächsten Schritte sind neben der Entwicklung von Produkten und Angeboten die Marketing- und Vertriebsplanungen“, erläutert sie den Stand der Dinge. „Anfang nächsten Jahres geht das gesamte Angebotsportfolio online und das Marketing startet.“ Sie bittet um Verständnis, dass eine dezidierte Marketingstrategie derzeit noch nicht publik gemacht werden könne. „Die entsteht in Zusammenarbeit zwischen Kommunen, überregionalen Verbänden und den Genossenschaftsmitgliedern.“ Es sei eine Herausforderung für die beteiligten Betriebe, ihre Belange in den Prozess mit einzubringen. „Das ist eine sehr spannende, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, bei der man nicht zu ungeduldig sein darf. Schließlich wollen am Ende alle ein tolles, innovatives und schlagkräftiges Programm auf die Beine stellen.“

Praxisbeispiel Stressprophylaxe:
Landschaft heilt

Bei der auf Psychosomatik spezialisierten Eifelklinik in Manderscheid ist die Entwicklung schon so weit fortgeschritten, dass die ersten konkreten Programme aufgelegt werden können. Verwaltungsdirektor und Vorstandsmitglied der Genossenschaft Thomas Kaut schildert ein Präventionsangebot für die Betriebliche Gesundheitsförderung, das derzeit großen Banken und Konzernen unterbreitet wird, jedoch auch für Mittelständler geeignet ist, die ebenfalls gezielt beworben werden sollen: „Es geht um Vorbeugung im Hinblick auf Erschöpfungszustände und Burnout, von denen zunehmend viele Arbeitnehmer betroffen sind. Und es geht darum, wie sie mit dem Stress von Veränderungsprozessen im Beruf so umgehen können, dass sie gesund bleiben.“ Sport, Entspannung, Gespräche und Vorträge, ärztliche Check-ups und die Einbindung der Natur sind die wichtigsten therapeutischen Elemente.
 
Das Angebot könne in den Inhalten, im Ablauf und in der Dauer auf die jeweiligen unternehmensspezifischen Anforderungen angepasst werden und beispielsweise auch Module umfassen, die innerbetrieblich vor Ort durchgeführt werden. „Die personellen Ressourcen unserer Klinik reichen dafür aus und werden je nach Bedarf durch uns angeschlossene Freelancer ergänzt“, erläutert Kaut die Lösung der im Vorfeld des „GesundLandes“ häufig gestellten Frage, mit welchen Kräften der erhoffte zusätzliche gesundheitstouristische Effekt bewältigt werden kann.

Eingebunden in das Angebot sind einerseits die Stadt und die Verbandsgemeinde Manderscheid, mit denen gemeinsam landschaftstherapeutische Wander- und Erlebniswege rund um die Klinik entwickelt werden. „Ideal ist der Rundweg entlang der Kleinen Kyll, der durch den Wald bis zu einem kleinen Wasserfall führt“, sagt Kaut. Bisheriger Ausgangs- und Zielpunkt dieser Route ist das Hotelrestaurant Heidsmühle, knapp einen Kilometer von den Kliniken entfernt. „Viele Unternehmen wollen, dass die Teilnehmer in komfortablen Hotels untergebracht und in guten Restaurants verpflegt werden. In Kooperation mit der Heidsmühle können wir solch ein passgenaues Angebot machen.“ Nicht nur dem Gastronomen Tobias Stadtfeld, der die Heidsmühle betreibt, kann der Impuls durch die „GesundLand“-Genossenschaft neue Kundenschichten erschließen. „Die üblichen Rehakonzepte der Kliniken sind permanent in der Diskussion“, erklärt Kaut. „Daher wollen wir uns mit langfristiger Perspektive zukunftsfähig machen und neue Standbeine aufbauen.“ Die Eifelklinik, so lautet die Hoffnung, wird als Akteur des „GesundLandes“ breiteren Bevölkerungsschichten bekannt werden.  

Angelika Koch

Quelle: www.ihk-trier.de

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen