„Hausärztliche Versorgung“ ?

Die Ausrottung des Hausarztes ist unter politischen Insidern längst beschlossene Sache:

Im Jahre 2000 hielt die grüne Gesundheitsministerin Andrea Fischer „Praxispleiten für völlig normal und sogar wünschenswert.“ (ÄZ, 28.01.2000) Ein Jahr später forderte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Florian Gerster (SPD): „Lasst Ärzte pleite gehen – wir haben ein Überangebot an Ärzten.“ (Stern, 48.2001) Schon die frühere kommunistische Sonderschullehrerin und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wollte „außer Rotkäppchensekt noch etwas Gutes aus der früheren DDR übernehmen – nämlich die Ambulatorien.“

Nach 2006 äußerte das Soz. Ministerium Mainz: „In den kommenden 10 Jahren ist in Rheinland-Pfalz nicht mit einem Ärztemangel zu rechnen.“ (ÄZ, 16.01.06) 2007 legte Frau Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) einen „Notfallplan 2007“ zur Förderung der „hausärztlichen Versorgung“ auf:

Die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz erhielten in den letzten Jahren Fördermittel bis zu 70 Millionen Euro jährlich „zur freien Verfügung (!) aus Steuermitteln zur Konjunkturbelebung“. Ab 2011 werden auch „Landärzte in Rheinland-Pfalz verstärkt unterstützt“ (Gesundheitsministerium Mainz) – nämlich mit der schwindelerregenden Summe von 400.000 Euro für 2011.

Für all diejenigen, die darüber wegen der angeblich „stark gestiegenen Ärzteeinkommen“ (Spiegel, 2010) entrüstet sind, folgende Informationen: „Ein Drittel der niedergelassenen Ärzte steuert in die Pleite“  (ÄZ, 26.02.10). Nachdem z. B. niedergelassene Internisten bzw. Gastroenterologen ihre Röntgenanlagen und Endoskope auf KV-Beschluss verschrotten durften bzw. noch „für einen Bruttostundenlohn von 20 Euro Endoskopien durchführen müssen“ (Der Kassenarzt, Nr. 12, 2009), wurden diese Untersuchungen in Krankenhausambulatorien verlagert, die infolge überbordender Bürokratie und Ärztemangel trotzt massiver Subventionen „wegen totaler Überlastung sämtliche Untersuchungstermine streichen“, wie ich kürzlich in einer Uni-Klinik beobachten konnte.

Die Fortführung einer vertragsärztlichen Praxis mit dem realen Punktwert für ärztliche Leistungen von etwa 3 Cent (vor 20 Jahren 10 Pfennig!) kann ich nach 26 Jahren vertragsärztlicher Tätigkeit nur noch als (strafbare) Konkursverschleppung interpretieren.

Dr. med. F. Kirchen, Gerolstein
 

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