Versorgungsatlas 2014 erschienen

Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) präsentiert aktuelle Prognosen zur Zukunft der ambulanten ärztlichen Versorgung in Rheinland-Pfalz

Mainz. Mit dem am 17.09.2014 veröffentlichten neuen Versorgungsatlas 2014 zeigt die KV RLP kommunalen und politischen Entscheidungsträgern in Rheinland-Pfalz Strukturen und drohende Engpässe in der ambulanten ärztlichen Versorgung auf. Ein zunehmender Behandlungsbedarf der Bevölkerung infolge des demographischen Wandels sowie ein anhaltender Attraktivitätsverlust der ärztlichen Tätigkeit, vor allem auf dem Land, stellt die derzeitige und zukünftige vertragsärztliche Versorgung vor große Herausforderungen. Die Schere zwischen dem steigenden Behandlungsbedarf und dem zunehmenden Ärztemangel droht immer größer zu werden:

  • Mehr als 50 Prozent der 2.716 Hausärzte in Rheinland-Pfalz sind 55 Jahre und älter, mehr als 30 Prozent sogar 60 Jahre und älter. Diese 1.467 Hausärzte gehen voraussichtlich bis 2020 in den Ruhestand und müssen ersetzt werden, um den derzeitigen Status quo der hausärztlichen Versorgung zu erhalten.
  • Die nachrückende Medizinergeneration legt mehrheitlich großen Wert darauf, Beruf mit Familie und Freizeit vereinbaren zu können. Um zwei freiberuflich niedergelassene Ärzte zu ersetzen, sind voraussichtlich rund drei Ärzte der neuen Generation erforderlich.
  • Aufgrund einer steigenden Lebenserwartung und der zu erwartenden deutlichen Zunahme der über 65-jährigen Wohnbevölkerung ist mit einem steigenden Behandlungsbedarf zu rechnen, was den Bedarf nach Ärzten sowohl in der ambulanten als auch stationären Gesundheitsversorgung sogar weiter erhöhen wird.

„Mit den in unseren Versorgungsatlanten präsentierten Ergebnissen unserer Versorgungsforschung stellen wir ein Frühwarnsystem für drohende Engpässe in der ambulanten ärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung in Rheinland-Pfalz zur Verfügung“, so die Vorstandsvorsitzende der KV RLP, Dr. Sigrid Ultes-Kaiser zum vorgestellten Versorgungsatlas 2014. Entscheidungsträger in der Politik und den Gebietskörperschaften haben so die Chance, rechtzeitig Anpassungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen, damit auch in Zukunft eine flächendeckende ambulante ärztliche Versorgung sichergestellt werden kann.

Weitere Ergebnisse und Prognosen aus dem Versorgungsatlas 2014

  • Seit dem Jahr 2005 konnten in 52 rheinland-pfälzischen Gemeinden alle dort frei gewordenen hausärztlichen Praxen oder Zweigpraxen nicht wiederbesetzt werden. Bis zum Jahr 2020 müssen voraussichtlich in weiteren 181 Gemeinden in Rheinland-Pfalz, das sind fast ein Drittel aller Gemeinden mit derzeit mindestens einem Hausarztsitz, alle Vertragshausarztsitze altersbedingt nachbesetzt werden.
  • Seit dem Jahr 2007 interessieren sich maximal 15 Prozent junger Ärzte für eine hausärztliche Niederlassung. Die Zahl der nachrückenden Ärzte reicht daher nicht aus, um die frei werdenden Hausarztsitze wiederzubesetzen.
  • Aufgrund des Wunsches nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf und aufgrund der Angst vor unternehmerischer Verantwortung in einer Einzelpraxis ist die Zahl der hausärztlichen Angestelltenverhältnisse von 2008 bis 2013 um 177 auf 333 gestiegen. Die Zahl der hausärztlichen Einzelpraxen ist entsprechend von 2008 bis 2013 um 114 auf 1.323 Praxen gesunken, die Anzahl der Hausarztpraxen um 118 auf 1.965.
  • Durch die räumliche Konzentration der Arztpraxen infolge des Wegfalls von Praxisstandorten werden die Wege zur nächsten Praxis weiter. Die durchschnittliche Entfernung von derzeit nur 1,4 Kilometern zum nächsten Hausarzt wird sich erhöhen. Allerdings ist die durchschnittliche Distanz zum tatsächlich aufgesuchten Hausarzt schon heute mit 5,2 km fast viermal höher als notwendig. Viele Patienten nehmen also einen höheren Zeit- und Fahraufwand in Kauf, um den Arzt Ihrer Wahl aufzusuchen.
  • Die Altersklasse der 65- bis 79-jährigen wird bis 2030 um 29 Prozent anwachsen, die Altersklasse der über 80-jährigen sogar um 37 Prozent. Der Behandlungsbedarf dieser Jahrgänge wird entsprechend steigen.
  • Bereits heute sind mehr als 500.000 gesetzlich Krankenversicherte in Rheinland-Pfalz wegen mehr als zwei chronischer Krankheiten in ambulanter Behandlung. Die Krankheitslast dieser „multimorbiden Patienten“ ist überdurchschnittlich hoch. Ihre Versorgung wird die vertragsärztliche Versorgung zunehmend vor große Herausforderungen stellen. Unter http://www.kv-rlp.de/457902-501 stellt die KV RLP neben dem aktuellen Versorgungsatlas 2014 weitere Analysen zur ambulanten Versorgungssituation in Rheinland-Pfalz zur Verfügung.

 

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