Deutsche Umwelthilfe: Derzeitige Abgasuntersuchung ist ungenügend

Die Abgasuntersuchung (AU) ist in ihrer aktuellen Form nicht geeignet, um Fehler in der Abgasreinigung verlässlich aufzudecken und unnötige und vermeidbare Luftverschmutzung zu verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) nach eigenen Messungen und forderte deshalb heute auf einer Presse-Konferenz in Berlin angesichts der aktuellen Revision der EU-Verordnung zur AU eine rasche Anpassung der Abgasuntersuchung.


Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation hatte mehrere Dieselfahrzeuge prüfen lassen, die vorher die AU durchlaufen hatten. Das nicht akzeptable Ergebnis: Die Hälfte der Autos erhielt die Prüfplakette nach geltenden Kriterien, obwohl ihre Emissionen nachweislich stark erhöht waren. „Nach wie vor leiden in Deutschland viele Menschen unter zu hoher Luftbelastung. Es ist nicht hinzunehmen, dass ein Großteil der Belastung aus Fahrzeugen mit mangelhafter Abgasreinigung stammt und wir trotz vorhandener Technologie diesen eklatanten Mangel nicht abstellen”, fasste DHU Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in Berlin zusammen.

Aus Sicht der DUH sind die Gründe für das Versagen der aktuellen AU-Praxis vielfältig. Erstens entsprechen die verwendeten Messgeräte nicht dem Stand der Technik und sind deshalb nicht in der Lage, die immer kleineren Partikelteilchen zu erkennen. Zweitens haben sich die zugrunde gelegten AU-Prüfwerte nicht analog zu den verschärften Abgasgrenzwerten der Euronormen für Neufahrzeuge weiterentwickelt. Und drittens findet bei Fahrzeugen, die ab 2006 erstmals in Deutschland zugelassen wurden, in der Regel keine Messung des Schadstoffgehaltes der Abgase statt.

Stattdessen beschränkt man sich auf das Auslesen der On-Board-Diagnosegeräte (OBD), die jedoch abgasrelevante Fehler nicht in ausreichendem Umfang erkennen. Laut Fehlerstatistik des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes sind allein im Jahr 2011 drei Millionen Fahrzeuge zur Prüfung vorgestellt worden, bei denen das Auslesen der OBD nicht möglich war.

Das Fazit der DUH: Seit Einführung von Euro 4 im Jahr 2005 sind die AU-Kriterien nicht mehr in der Lage, den technologischen Fortschritt der Fahrzeuge nachzuvollziehen. Ein Auto mit einem defekten oder wieder ausgebauten Partikelfilter kann die Prüfung ohne Beanstandung überstehen. Die Umweltschutzorganisation fordert deshalb, die Fahrzeuguntersuchung zusätzlich mit einer so genannten Endrohrmessung durchzuführen, die einzelne Schadstoffe direkt aus dem Abgasstrang untersucht und Fehler in der Abgasreinigung transparenter macht.

„Wir brauchen beide Prüfverfahren: die On-Board-Diagnose und die Messung der Abgase. Aber nur mit sensibleren Geräten und strengeren Prüfwerten können wir eine deutlich bessere Abgasuntersuchung und damit eine deutliche Verringerung zusätzlicher gesundheitsgefährdender Luftbelastung erreichen”, ergänzt der internationale Verkehrsberater Axel Friedrich.

Die erforderlichen modernen Messgeräte seien verfügbar und könnten im Zyklus der ohnehin fälligen Investitionen in den Werkstätten ausgetauscht werden. Friedrich betonte, dass für die geforderte Endrohrmessung an allen Fahrzeugen für die Werkstätten keine Zusatzkosten entstehen, da diese die erforderlichen Geräte für Fahrzeuge mit Erstzulassung vor 2006 ohnehin bereithalten müssen. Für den Fahrzeughalter rechnet die DUH nach eigenen Recherchen mit Mehrkosten von maximal fünf Euro pro Fahrzeug und Jahr. (dpp-AutoReporter/hhg) Foto: dpp-AutoReporter

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