Leckerer Kartoffelsalat und der Griff nach den Sternen

Er war sechs Jahre alt, als es Kartoffelsalat mit Würstchen gab. Fortan wollte Alexander Oos nur noch eines: Koch werden. „Ich war begeistert von Geschmack und Geruch dieses Essens“, erinnert sich der gebürtige Dillinger. Sein Ziel, auch einmal so etwas Leckeres zubereiten zu können, verlor er nie mehr aus den Augen. Längst kriegt er ihn hin, den leckeren Kartoffelsalat, doch in seiner Küche entstehen heute ganz andere Kreationen. Seine exquisite Kochkunst ist nicht nur in aller Munde, sondern ausgezeichnet – im reinen Wortsinn. So gab es einen Stern vom „Guide Michelin“.

Die kleine Tafel mit dem Stern steht im hintersten Winkel der Küche. „Hier gehört der Stern auch hin. Damit jeder von uns weiß, um was es geht“, sagt Alexander Oos. Eine Botschaft, die offenbar ankommt. Denn bis heute behauptet das Team des Wein- & Tafelhauses in Trittenheim, das der Koch gemeinsam mit Frau Daniela führt, diesen Stern. Er bedeute „jeden Tag aufs Neue Verantwortung und Herausforderung“ gleichermaßen, denn „ein Stern kann kommen, aber auch wieder gehen“.

Das Jahr 2004 jedenfalls wird das Paar bestimmt so schnell nicht vergessen. Nicht nur, dass Jakob geboren wurde und Emma nun einen Bruder hatte. Nein, auch die Tester des renommierten „Guide Michelin“ fanden  den Weg nach Trittenheim. Zu erkennen gaben sie sich natürlich nicht. Und so  staunten Daniela und Alexander Oos nicht schlecht, als sie erfuhren, dass ihre Arbeit mit einem Stern belohnt werden sollte.

Wohlfühlen im „lichten Genießerkomplex“

„Ein Stern im vielleicht angesehensten Restaurantführer ist für jeden Koch ein Ritterschlag“, weiß Alexander Oos. Nicht einmal im Traum hätten er und seine Frau damit gerechnet, in den erlesenen Kreis der so dekorierten Restaurants aufgenommen zu werden. „Wir wollten unsere Arbeit gut machen und waren schon der Meinung, dass man bei uns gut essen kann. Aber dass wir eine klassische Sterneküche sind …“.

Diese Worte von Alexander Oos klingen nach Understatement, denn ein Blick in die kleine, feine Karte verheißt Gaumenfreuden höchster Güte. Da korrespondiert ein „Dreierlei vom Felchen“ mit einer gebratenen Perlhuhnbrust, da weckt „Zweierlei von der Wachtel“ die Lust auf den heimischen Rehrücken à la Oos. Und auch die Kritiken sind seit Jahren hervorragend. Immerhin auf 15 Punkte bringt es das Haus auch im „Gault Millau“, und zwar mit folgender Begründung: „Schon die kleinen Appetizer des Hauses – wie aromatisches Rehsugo mit Kartoffelmus und feines Wirsingrahmsüppchen – wecken den Wunsch nach mehr. Als ausgesprochen harmonische Gerichte kamen gebratene Seezunge mit Lauchkartoffeln und Limonensauce, getrüffeltes Perlhuhn auf feinen Schwarzwurzeln in Rahmsauce oder Hirschkalbrücken (im Strudel auf Wirsingfarce und Rotkraut) mit köstlicher Trüffeljus. Wie alle Teller dekoriert Alexander Oos auch seine Desserts zur Augenweide, beispielsweise luftige Topfen/Mango-Knödel und eingelegte Pfefferminzblätter mit Mangokompott und Rieslingsorbet – fein und erfrischend.“ Viel Lob gibt es auch für Daniela Oos: „Die offenherzig-freundliche Österreicherin Daniela Oos führt den jungen, motivierten Service sehr umsichtig und professionell, redet gern und viel mit den Gästen und gibt kompetente Weinempfehlungen. Ihre sehr gute Karte mit 300 Positionen ist vor allem bei Mosel, Saar und Ruwer vernünftig kalkuliert.“

Alexander Oos lernte sein Handwerk in einer gutbürgerlichen Küche. Dann ging er auf Wanderschaft: Österreich, wo er seine Frau, eine Tirolerin, kennen lernte, Alaska – schließlich Traben-Trarbach. Fünf Jahre führte das Paar dort die „Alte Ratsschänke“. 2002 folgte der Umzug nach Trittenheim, zunächst als Pächter, seit 2005 als „stolze Besitzer“ des Anwesens „Wein- & Tafelhaus“. Dort können ihre Gäste nicht nur kulinarisch genießen, auch das Ambiente sorgt für Wohlfühlatmosphäre. Man kann sich entscheiden zwischen dem „ländlich-lichten Restaurant“, der „moselländischen Stube“ oder im Sommer für die Terrasse mit Blick auf Mosel und Weinberge. Ganz neu sind die Gästezimmer, die nicht nur modern sind, sondern auch das „gewisse Etwas“ haben. Dort begibt man sich gerne zur Ruhe. In der aktuellen Auflistung der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ mit den 600 besten Restaurantadressen in Deutschland wird ausdrücklich der „lichte Genießerkomplex mit Restaurant, Vinothek und schöner Terrasse“ gelobt. Dort schmecke die „saisonale Frischeküche“. Anerkennung gibt es zudem für den „charmanten, herzlichen Service“ und die „guten deutschen Weine von Mosel, Saar und Ruwer“.

Die Philosophie heißt: „einfach genießen“

Über guten Geschmack jedenfalls lässt sich im Hause Oos nicht streiten. „Einfach genießen“ ist eine Philosophie, die bei den Gästen ankommt. „Durch den Stern haben wir natürlich viele neue Kunden gewonnen, und das Klientel hat sich auch verändert. Aber unser Stammpublikum ist uns seit Jahren treu“, erzählt der 40-Jährige. Was sich nicht geändert hat: Es geht weiterhin leger zu im Restaurant, und Alexander Oos tingelt nicht plötzlich von Fernsehstudio zu Fernsehstudio. Er ist nun einmal am liebsten am heimischen Herd und nimmt diese Aufgabe auch sehr ernst: „Sobald die Küche geöffnet ist, bin ich dort zu finden.“ Selbst wenn Gäste ihn loben wollen, müssen sie dazu die Küche aufsuchen. „Im Restaurant soll man ungestört genießen können.“

Wichtig ist Alexander Oos, frische Küche zu bieten mit guten Zutaten. Natürlich versuche er, gute regionale Produkte zu verwenden. Doch nicht ausschließlich. „Ich weiß auch nicht, warum das immer wieder geschrieben wird. Auf fast jeder Karte steht zum Beispiel Mosel-Zander. So viele Fische kann es gar nicht geben.“ Er sei da ehrlich. Wenn ein frisches Produkt mit tollem Aroma und tollem Geschmack an einem Tag eben nur in Luxemburg zu bekommen ist, dann greift er eben dort zu.

Es gehe darum, gleichbleibend gute Qualität zu bieten. Eine Marschroute, die überlebenswichtig ist. So heißt es im Feinschmecker: „Die Krise hat auch in der Spitzengastronomie Opfer gefordert. Viele Restaurants mussten schließen. Eines ist klar: Die abgespeckte Gourmet-Light-Variante hat auch – oder gerade – in schwierigen Zeiten keine Chance. Ein klares Profil und Unverwechselbarkeit, kompromisslos gute Qualität und ein stimmiges Genusserlebnis sind wichtiger denn je.“ Alexander Oos jedenfalls kann sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen.

Und genau deshalb zieht es ihn nach ausgiebigem Gespräch wieder in die Küche. Dort riecht es verlockend. Nein, kein Kartoffelsalat, sondern leckerer Eintopf fürs Personal. 

Ingrid Fusenig

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