Gastgewerbe: Außenflächen für Gäste und Wirte sehr wichtig

Mainz (dpa/lrs) – Ob Café, Kneipe oder Restaurant: Sobald es trocken ist und man draußen nicht mehr friert, zieht es viele Rheinland-Pfälzerinnen und -Pfälzer an die Tische im Freien. Diese Entwicklung habe sich seit der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt, sagte Gereon Haumann, Landespräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), der Deutschen Presse-Agentur. Der verstärkte Trend ins Freie sei anfangs noch aus der Angst vor einer Corona-Ansteckung geboren worden und habe Gäste nach draußen gebracht, die sich vorher lieber innen aufgehalten hätten. Diese hätten dann erkannt, dass es im Freien viel schöner sein könne. Da gehe es natürlich auch um Freizeit- und Lebensgefühl. Weiterlesen

Frühstück ist für viele die «wichtigste» Mahlzeit

Von Gregor Tholl, dpa

Berlin (dpa) – Trends wie Intervallfasten ohne Mahlzeit am Morgen scheinen den meisten wurst zu sein: Deutschland ist und bleibt ein Land der Frühstücker – vor allem der herzhaften Frühstücker.

Das morgendliche Essen ist als Brauch keinesfalls abgefrühstückt. Im Gegenteil: Für eine große Mehrheit ist es unverzichtbar. Das fördert eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zutage. Nur etwa jeder vierzehnte Erwachsene gibt an, nie zu frühstücken. Und nach Meinung von einem Drittel ist das Frühstück sogar die «wichtigste Mahlzeit» des Tages. Mittag- und Abendessen haben jeweils weniger Fürsprecher.

Junge Leute mögen Frühstück

Nur 2 Prozent der jungen Erwachsenen, der 18- bis 24-Jährigen, sagen, sie frühstückten nie. Bei den Älteren (Menschen über 55 und auch die 45- bis 54-Jährigen) sagen dagegen 8 Prozent, sie bekämen morgens nie was runter. Ältere frühstücken, wenn sie es tun, sehr oft herzhaft – meint also Brot mit Käse, Wurst und so weiter. 43 Prozent der über 55-Jährigen nehmen bei der Auswahlmöglichkeit diese Variante, während es bei Jüngeren (18 bis 24 und 25 bis 34 Jahre) nur 22 Prozent sind.

Insgesamt liegt in Deutschland das herzhafte Frühstück mit 34 Prozent vorn, gefolgt vom süßen Frühstück mit 18 Prozent (Brötchen/Croissant mit Marmelade etc.) sowie dem Frühstück der Allesesser mit 15 Prozent (Brot, Müsli, Ei, Obst …). Dahinter erst kommen die Müsli-Fans (10 Prozent), Eier-Fans (6 Prozent) und Obst-Esser (5 Prozent).

Gefragt worden ist – mit Entscheidungspflicht -, welche Frühstücksart «persönlich am meisten» zusage. Der Rest wollte nichts auswählen, machte keine Angabe oder behauptete, nie zu frühstücken.

Müsli und Obst ist bei Jungen besonders beliebt

Junge Erwachsene wählen übrigens überdurchschnittlich oft Müsli oder Obst als Frühstück. Die Werte für diese Varianten liegen bei den 18- bis 24-Jährigen jeweils doppelt so hoch wie im Schnitt aller Erwachsenen. Sie trinken auch öfter nur Wasser am Morgen statt Kaffee. Da scheint also eine ernährungsbewusste Generation heranzuwachsen, die sich nicht mit Wurstbrot und manchmal unverträglichem Filterkaffee den Bauch vollschlägt.

Filterkaffee am Morgen ist eine Vorliebe der Älteren

Insgesamt liegt aber Kaffee mit Abstand vorne: 66 Prozent nennen ihn als ihre liebste Flüssigkeitszufuhr am Morgen. Am populärsten ist nach wie vor der Filterkaffee (27 Prozent), gefolgt vom Kaffee aus dem Vollautomaten (24 Prozent), einem Käffchen aus Pads (9 Prozent) und Espresso (6 Prozent). Auffällig ist hier der Unterschied in den Altersgruppen, denn Filterkaffee scheint bald kaum mehr angesagt zu sein: So trinken ihn bei den Älteren (über 55) zwar 40 Prozent, bei den Jungen (unter 25 Jahre) jedoch nur 5 Prozent. In den mittleren Altersklassen dominiert Vollautomaten-Kaffee.

Für viele ist das Frühstück wichtiger als das Mittagessen

Gefragt nach der «wichtigsten Mahlzeit» des Tages, entscheiden sich die meisten Erwachsenen fürs Frühstück. Ein Drittel (33 Prozent) nannte die Morgenmahlzeit, weniger als ein Viertel (23 Prozent) das Mittagessen. Genau so viele sagten, alle Mahlzeiten seien «gleich wichtig». Abgeschlagen mit 17 Prozent landete das Abendessen beziehungsweise Abendbrot auf dem letzten Platz der gängigen Mahlzeiten, wobei Männer (19 Prozent) es ein bisschen wichtiger finden als Frauen (15 Prozent). Dafür sind Frauen (34 Prozent) größere Frühstücksfürsprecherinnen als Männer (31 Prozent).

Das beliebte Frühstück wird aber wohl vergleichsweise hastig eingenommen. Eine Umfrage des Lebensmittelherstellers Leif förderte vergangenes Jahr zutage, dass die durchschnittliche Frühstückszeit der Deutschen angeblich gerade mal 15 Minuten betrage. Mittags und abends plane dagegen eine Mehrheit eher 30 Minuten und mehr ein.

Offensichtlich bezieht kaum jemand den alten Mahlzeitenspruch «Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler» auf die Dauer oder den Rahmen von Frühstück, Lunch und Dinner. Stattdessen denken die meisten wohl nur an die Menge.

Frühstück ist eine Trendmahlzeit mit Moden

Ausgiebiger wird meist wohl nur am Wochenende gefrühstückt. Wie vieles heutzutage wird auch der Brunch (Kofferwort aus dem englischen breakfast und lunch) bereitwillig aufgebrezelt. Alter Wein in neuen Schläuchen sind dann etwa sogenannte Overnight Oats (früher einfach eingelegte Haferflocken), Porridge (Haferbrei/-schleim), Granola (Knuspermüsli), French Toast (Arme Ritter) oder Smoothies (Obst-Mixgetränk).

Auch um Eiergerichte gibt es mehr Bohei als früher. In angesagten Lokalen werden sie gern amerikanisiert angeboten, man denke an Eggs Benedict (Brot mit pochierten Eiern, Schinken oder Speck und fett Sauce Hollandaise) oder Eggs Florentine (vegetarisch: mit Spinat).

Auch Fruchtaufstriche sollen heute anders und modern sein – und angeblich besser als klassische Konfitüre oder Omas Marmelade. Sie werden mit Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen versehen. In der ZDF-Doku «Lege packt aus: Fiese Frühstücks-Fallen» gab Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin dazu jedoch zu bedenken, dass der Geschmack gleich bleibe. «Das heißt: Ich gewöhne mich nicht an weniger süße Produkte, was eigentlich von Vorteil wäre, denn dann esse ich langfristig weniger Zucker.» Stattdessen lerne der Körper nichts «und wird weiterhin diese ganz süßen Produkte bevorzugen».

Der Trend des Intervallfastens scheint den meisten wurst zu sein

Apropos Süßes, Kalorien, Figur: In den letzten Jahren war Intervallfasten (intermittierendes Fasten) sehr präsent in den Medien. Bei der 16:8-Methode zum Beispiel fällt entweder die Früh- oder Spätmahlzeit aus. 16 Stunden wird nichts gegessen. Wer gegen 20 Uhr zu Abend isst, darf am nächsten Tag erst wieder ab 12 Uhr mittags Nahrung aufnehmen, lässt das Frühstück also weg. Der Stoffwechsel soll dadurch jede Nacht in ein kurzes Fasten kommen. Wie die aktuelle Umfrage zeigt, ist dieser Trend vielen Leuten aber wohl total egal.

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Krabbeltierchen mit Sahne? Eisverkäufer setzt auf Insekten

Von Nico Pointner, dpa

Rottenburg am Neckar (dpa) – Der Mann kommt auf jeden Fall gleich zur Sache. «Traut ihr euch?», fragt Thomas Micolino herausfordernd, wenn man seine Eisdiele betritt. Die Frage bezieht sich auf den Inhalt des Metallbehälters, der da ganz links an der Theke auf die Kunden wartet. Vier Kilo frische, hellbraune Eiscreme liegen da, drapiert auf einem grünen Kunstrasen, sorgfältig abgetrennt von den restlichen, üblichen Sorten, von Malaga, Mango und Schokolade. Sicherheitsabstand vom Spezialeis – damit sich die Gäste nicht ekeln.

Eine Verwechslung ist sowieso ausgeschlossen. Die spezielle Eiscreme ist garniert mit getrockneten braunen Insekten. Tote Grillen mit stacheligen Hinterbeinchen und langen Fühlern schmücken das Speiseeis. Damit klar wird, dass genau das drin ist: Getrocknete Heimchen, Acheta domesticus, Hausgrillen. In jeder anderen Küche würde man bei diesem Anblick nach einem kurzen Aufschrei den Kammerjäger rufen. Bei Thomas Micolino hört man die Frage: «Waffel oder Becher?»

Micolino, 33 Jahre alt, führt eine eher ungewöhnliche Eisdiele, mitten auf dem Marktplatz im beschaulichen Rottenburg am Neckar, zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald. Immer wieder sorgte er mit seinen Kreationen für Aufsehen. Einmal stellte er eine Eissorte mit echtem Blattgold her («Musste ich wieder einstellen, vier Euro die Kugel war für viele zu teuer»), auch Gorgonzola oder Leberwurst bot er schon als Sorten an. Nun produziert er Eis aus Insekten.

Neues EU-Recht macht’s möglich

Warum? Vor allem weil Micolino laut Gesetzgebung nun darf. Seit wenigen Tagen dürfen Hausgrillen nach EU-Recht in Lebensmitteln verwendet werden. Die knusprigen Krabbeltierchen dürfen nun gefroren, getrocknet oder als Pulver verwendet werden, ebenso wie die Larven des Getreideschimmelkäfers. Ähnliche Regeln gibt es bereits für Wanderheuschrecken und Larven des Mehlkäfers.

Insekten gelten als nahrhaft und reich an Proteinen, sie zählen in vielen Ländern zur gewöhnlichen Küche. Die Verbraucherzentrale Hamburg spricht bislang von einem ganz kleinen Nischenmarkt. Aber Insekten können zu einer nachhaltigen Ernährung beitragen, da sie verhältnismäßig ressourcenschonend gezüchtet werden können. «Das wird eine große Rolle spielen in der Ernährung der Menschheit in Zukunft», meint Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).

Micolino behauptet, er habe die erste deutsche Eisdiele mit Insekten-Eis, überprüfen lässt sich das schwer. Es soll kein Marketinggag sein, ihn habe einfach die Lust am Experimentieren getrieben. Er habe selbst schon Insekten im Urlaub probiert, auch Schlange und Krokodil, berichtet er. «Mir wird langweilig, wenn ich immer dasselbe mache.» Monatelang hat er in seiner kleinen Eisfabrik im Hinterzimmer herumprobiert, an der richtigen Komposition mit dem Krabbeltier gearbeitet, den Geschmack verfeinert. Er bezieht die Grillen aus einer Zucht aus der Region, kocht das Pulver extra nochmal ab bei 90 Grad. Um vier Kilo Eis herzustellen, braucht er 200 Gramm Heimchen-Mehl, dazu unter anderem Sahne, Zucker, Milch, Vanille, Cookies und Wildhonig aus dem Schwarzwald.

Großer Andrang und mediale Aufmerksamkeit

Aber natürlich freut sich der Eisverkäufer über die Aufmerksamkeit für seinen kleinen Laden. Nach einem Instagram-Post über das Insekten-Eis meldete sich die örtliche Zeitung, seitdem geben sich die Journalisten die Klinke in die Hand. Eigentlich wollte er sein Insekten-Milcheis nur ein paar Tage anbieten, aber nun verlängert er aufgrund des Andrangs die Aktion.

Die Kunden schwanken zwischen Neugierde und Ekel. Ein älterer Herr spaziert in die Eisdiele, er stellt sich als Micolinos Nachbar vor. «Ich habe draußen zwei tote Mäuse gefunden», ruft er fröhlich und grinst. «Wollen wir auch Eis daraus machen?» Er selbst esse ja lieber Schnitzel und Spätzle, sagt er. Aber Mut habe der Micolino schon.

Viele Kunden wollen zumindest einmal probieren. «Sonst kann ich nicht mitreden», sagt einer, der gerade genüsslich eine Portion Grillen-Eis aus der Waffel schleckt. Ins Dschungelcamp, sagt er, würde er zwar nicht gehen, aber so ein wenig Insekten-Eis finde er nicht eklig. «Solange mich keine Augen dabei angucken», sagt er. Nussig schmecke es. «Haferflockig, etwas bitter», urteilt ein weiterer Kunde.

Bislang sei niemand, der probiert habe, enttäuscht gewesen, berichtet Micolino. Aber die Reaktion fällt bei Weitem nicht nur positiv aus. In den sozialen Medien haben empörte Follower ihm die Kundschaft aufgekündigt. Er präsentiert auf seinem Handy eine Wut-Mail. «Müssen Sie jeden Sch… mitmachen?» schreibt ihm da einer. Der Eisverkäufer kann das nicht verstehen, schließlich zwinge er die Menschen ja nicht dazu, sagt er. «Das ist nur eine Kopfsache.» Jeder, der dagegen sei, solle vorbeikommen und probieren. Er lockt seine Kunden sogar mit einem Angebot: Jeder, der eine Kugel Insekten-Eis bestellt, bekommt eine zweite Kugel seiner Wahl spendiert.

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Weinautomaten in Weingütern können Jugendschutz erfüllen

Mainz (dpa) – Gute Nachricht für Winzer: In der Debatte über den Jugendschutz von Weinautomaten haben sich zwei Ministerien in Rheinland-Pfalz zu ihren Gunsten abgestimmt. Gemäß der Rechtsauffassung des Weinbau- und des Familienministeriums in Mainz sind auch solche derartigen Verkaufsstationen erlaubt, die «auf einem eingefriedeten Wohn- und Betriebsgrundstück eines Weinguts aufgestellt sind». Auch dies zählt nach Angaben des Weinbauministeriums vom Mittwoch zu einem «gewerblich genutzten Raum», wie ihn das Jugendschutzgesetz vorschreibt – neben technischen Vorrichtungen wie der Kontrolle des Personalausweises. Zuvor hatten «Rhein-Zeitung» und «Trierischer Volksfreund» darüber berichtet.

Ein Beschluss des Verwaltungsgerichtes Oldenburg in Niedersachsen vom Juni 2022 (7 B 983/22) hatte im Weinbauland Rheinland-Pfalz in der Branche für Aufregung gesorgt. Denn er lehnt einen Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz für einen Automaten mit Alkohol an einer Außenmauer ab. Demnach kann ein solcher Automat nur in einem «Innenraum in einem Gebäude» ausreichend im Sinne des Jugendschutzgesetzes für unter 16-Jährige kontrolliert werden. Im Freien gebe es dagegen ein «Überwachungsdefizit». Weiterlesen

Stirbt der Mittagszeitgruß «Mahlzeit!» aus?

Von Gregor Tholl, dpa

Berlin/Wien (dpa) – Zumindest bis vor Corona schien es ein gängiges Ritual in großen Unternehmen oder Behörden zu sein: Ab etwa 12 Uhr mittags brach Unruhe aus, Flure füllten sich mit Kolleginnen und Kollegen, die Richtung Kantine strömten – im Stimmengewirr war immer wieder die Floskel «Mahlzeit» zu hören.

Der Mittagspausengruß schlechthin, der auf dem Weg zum Lunch, sozusagen im Vorbeigehen, gesagt wird und nicht am Beginn des Mittagessens (wenn es meistens nur «Guten Appetit» heißt). Was hat es mit der altbackenen Grußformel auf sich? Und: Wie out ist sie inzwischen?

Wenn früher jemand im Büro aufstand und «So. Mahlzeit.» sagte, dann hieß das so viel wie «Ich gehe jetzt essen – kommt jemand mit?». Manche fühlten sich dann zu einem Wortwitz bemüßigt: «Wie denn, ohne Stifte?» – als ob «Malzeit» gesagt worden sei.

«Durchweg deutsch, aber zweifellos aus der Mode»

Sich gegenseitig «anzumahlzeiten» scheint heutzutage weit weniger üblich zu sein als noch vor, sagen wir, zehn Jahren – vielleicht auch weil heute öfter zu Hause statt im Büro vor dem Computer gesessen und gegessen wird. , meint der Frankfurter Unternehmens- und Personalberater Hans-Peter Luippold.

«Mahlzeit» wurde – oder wird – in vielen Gegenden Deutschlands sowie in Österreich zur Mittagszeit als knapper Gruß benutzt. Es ist wohl eine Kurzform der früher verbreiteten Worte «Gesegnete Mahlzeit!». Die Verkürzung war schon im 19. Jahrhundert üblich, wie das Wörterbuch der Brüder Grimm verrät.

In der deutschsprachigen Schweiz ist der Gruß dagegen unüblich. Dort gibt es beim Verlassen des Arbeitsplatzes oder direkt vor dem Essen den schweizerdeutschen Ausspruch «En Guete!» (Guten Appetit).

Bei den Grimms schon belegt war auch die ironische Verwendung zum Beispiel als Ausdruck des Missmuts oder der negativen Überraschung wie «Na, Mahlzeit». Schon Friedrich Schiller benutzte die Wendung «Prost Mahlzeit» im Drama «Wallensteins Lager» (1798).

Schnellerer Wandel durch das Internet

«Grußformeln sind ein interessantes Thema weil sie irgendwie jeden im Alltag angehen und ein Basiskommunikationsmittel sind», sagt der Sprachwissenschaftler Manfred Glauninger von der Universität Wien. «Wie alles in der Sprache unterliegen sie steter Veränderung – und auch durch das Internet und die sozialen Medien erleben wir einen noch schnelleren Wandel von Sprache, Gesellschaft und Konventionen.»

Bei «Mahlzeit» handle es sich um eine Grußformel, die in Deutschland ursprünglich eher in katholisch geprägten Gebieten üblich gewesen sei, sagt Glauninger, der auch an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften forscht. Es habe sich ursprünglich – wie bei «Grüß Gott» – um eine Segensformel gehandelt.

Stirbt «Mahlzeit!» also womöglich aus, weil viele Menschen heutzutage keinen Gottesbezug in ihrem Sprachalltag wollen?

«Ich glaub, diese Konnotation und Begleitvorstellung mit dem Religiösen spielt keine Rolle beim Verschwinden. Dass “Mahlzeit” mal eine Art Segensformel war, das ist ja kaum bekannt», sagt der Linguist. «Der Rückgang des Grußes hat vielleicht eher damit zu tun, dass sich die Verhaltensnormen der regelmäßigen Mahlzeiten ein bisschen verändert haben. Frühstück, Mittagessen, Abendessen – so geregelt läuft das für viele Menschen ja gar nicht mehr ab.»

«Mahlzeit» umging einst Hitlergruß

Glauninger betont, dass Grußformeln eine starke soziale Komponente haben und auch Hierarchien ausdrückten. «Früher galt “Hallo” und erst recht “Hi” als unhöflich, heute ist es etabliert. Auch im beruflichen Kontext ist “Hallo” beliebt. Es unterscheidet nicht zwischen Siezen und Duzen, geht aber auch nicht so sehr auf eine persönliche Ebene wie “Mahlzeit”, das mit dem Bezug zum Essen intimer wirken kann.»

In der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft hatte «Mahlzeit» manchmal sogar etwas von Widerstand. So gibt es Berichte, dass «Mahlzeit» damals für manche eine willkommene Alternative war, um den Hitlergruß zu umgehen, wie Glauninger sagt. Viele Nazis akzeptierten wohl, dass der sogenannte Deutsche Gruß dem sozusagen noch deutscheren Gruß «Mahlzeit» unterliegen dürfe.

Besonders verbreitet war der Gruß aber wohl in den 60er und 70er Jahren, sonst hätte der Sketch «Mittagspause» in der Fernsehserie «Fast wia im richtigen Leben» mit Gerhard Polt und Gisela Schneeberger kaum funktioniert. Innerhalb von anderthalb Minuten fällt das Wort in dem Sketch von 1979 etwa 50 mal in der Kantine – vor der Thekenauslage mit Filet-Töpfchen Sanremo und Rostbraten Strindberg. Bis ein Kollege plötzlich nicht «Mahlzeit», sondern «Guten Appetit» sagt. «Wer isn das?» – «Mei, irgendein Neuer.»

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«Foodsharing»: Essen aus Telefonzelle

Coburg (dpa) – Mit einer «Foodsharing-Telefonzelle» in der Altstadt will Coburg der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenwirken. Aus dem gelben ehemaligen Fernsprecher könne jeder vor dem Wegwerfen gerettetes Essen herausnehmen, sagte ein Sprecher der Stadt Coburg in Oberfranken. Beim «Foodsharing» («Essen teilen») werden genießbare Lebensmittel, die ansonsten im Müll gelandet wären, an Menschen verteilt, die sie gebrauchen können.

Anders als bei den Tafeln müssen beim Foodsharing die Empfänger der Lebensmittel nicht unbedingt ein geringes Einkommen haben. Das Angebot steht allen offen. Über eine Internetplattform teilen Foodsharing-Aktivisten mit, welche Lebensmittel an welchem Standort (den sogenannten Fairteilern) abgeholt werden können. Weiterlesen

Pro Kopf eine Flasche Wein weniger im Jahr getrunken

Bodenheim (dpa) – In Deutschland wird weniger Wein getrunken. Der rechnerische Pro-Kopf-Konsum ging in dem Ende Juli 2022 beendeten Weinwirtschaftsjahr um vier Prozent auf 19,9 Liter zurück, wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilte. Im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2020/21 sind dies 0,8 Liter weniger, also gut eine Flasche. Konstant blieb hingegen der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Sekt mit 3,2 Litern. Das DWI führte die Entwicklung auf den demografischen Wandel und ein verändertes Konsumverhalten zurück. Weiterlesen

Pro Kopf eine Flasche Wein weniger im Jahr getrunken

Bodenheim (dpa) – In Deutschland wird weniger Wein getrunken. Der rechnerische Pro-Kopf-Konsum ging in dem Ende Juli 2022 beendeten Weinwirtschaftsjahr um vier Prozent auf 19,9 Liter zurück, wie das Deutsche Weininstitut (DWI) am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2020/21 sind dies 0,8 Liter weniger, also gut eine Flasche. Konstant blieb hingegen der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Sekt mit 3,2 Litern. Das DWI führte die Entwicklung auf den demografischen Wandel und ein verändertes Konsumverhalten zurück. Weiterlesen

Currywurst im kalten Winter: Fastfood-Festival gestartet

Neuwied (dpa/lrs) – Erstmals seit zwei Jahren und mitten im kalten Winter geht es im Freien in Neuwied wieder um die heiße Wurst. Am Freitag startete laut Stadtverwaltung das traditionelle Currywurst-Festival der Deichstadt am Rhein mit dem beliebten Imbiss in vielen Variationen.

Mehr als zwei Dutzend Anbieter servieren nach den Angaben bis diesen Sonntagabend (29. Januar) an ihren Ständen in der Innenstadt jeweils mindestens drei Wurstsorten sowie fünf Soßen. Deren Rezepte seien im Laufe der Jahre immer ausgefallener geworden – auch mit vegetarischen und veganen Kreationen. Weiter teilte die Stadt Neuwied mit: «Diesmal wird es zum Nachtisch erstmals ein Currywurst-Eis geben.» Weiterlesen

Alkoholfreier Sekt wird häufiger ausgeschenkt

Von Ira Schaible, dpa

Mainz (dpa) – Ob Empfang, Jubiläum oder festliches Essen: Wenn in Deutschland die Sektkorken knallen, wird immer öfter auch mit alkoholfreiem Schaumwein angestoßen. Das Angebot der Weingüter, Winzergenossenschaften und Handelskellereien an entalkoholisierten Sekten habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Diese Tendenz setze sich mit dem Trend zu bewusster Ernährung und einem zumindest punktuell alkoholfreien Lifestyle wie dem «Dry January» (trockener Januar) fort, heißt es in der Branche.

Der Absatz alkoholfreier Sekte war 2021 mit etwa 23 Millionen Flaschen deutlich höher als der von entalkoholisiertem Wein (5 Millionen Flaschen); die Zahlen beziehen sich hauptsächlich auf den Lebensmitteleinzelhandel. Büscher gibt den Anteil der alkoholfreien Variante an den in Deutschland konsumierten Schaumweinen mit sechs Prozent an. Der Verband Deutscher Sektkellereien (VDS) geht nach verbandsinternen Erhebungen für 2021 von einem Marktanteil von rund fünf Prozent und einem Absatzplus von 7,3 Prozent gegenüber 2020 aus. «Die Tendenz ist kontinuierlich wachsend, ebenso die Markenvielfalt in diesem Nischensegment», sagt VDS-Geschäftsführer Alexander Tacer. Zahlen für 2022 gibt es noch nicht.

Die Deutschen lieben Sekt

«Wir sind mit allen unseren Kernmarken auch auf dem alkoholfreien Schaumweinmarkt aktiv. Das Segment wächst stetig und wird auch international zunehmend nachgefragt», sagt der Sprecher von Henkell Freixenet, Jan Rock. «Die Deutschen lieben Sekt, und entsprechend haben sie auch beim alkoholfreien Sekt die Nase vorne.»

Die Sektmanufaktur Strauch im rheinland-pfälzischen Osthofen hat vor rund fünf Jahren mit alkoholfreiem Sekt angefangen, als die geschäftsführende Gesellschafterin schwanger war. «Das Marketing war am Anfang sehr schwierig», erinnert sich Isabel Strauch-Weißbach. Inzwischen machen die alkoholfreien und auch veganen Bio-Sekte 20 Prozent des Angebots der Rheinhessen aus.

Vor allem bei jungen Menschen beliebt

Rund 44 Prozent der Verbraucher haben nach einer repräsentativen Studie der Hochschule Geisenheim University und dem VDS vom Oktober 2022 schon einmal alkoholfreien Sekt probiert. Besonders gut kommt er danach bei jüngeren Menschen unter 30 Jahren an. Und: «Frauen sind dabei mit 54 Prozent wesentlich experimentierfreudiger als Männer.»

«Cool Sober Drinking – der bewusste alkoholfreie Genuss – entwickelt sich aktuell hin zu einem Lifestyle», sagt Marketingleiterin Cathrin Duppel von der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland sagt nach einer Yougov-Umfrage vom Sommer vergangenen Jahres kategorisch «Nein» zu promillehaltigen Getränken. Besonders hoch ist die Alkohol-Ablehnung demnach unter den jungen Erwachsenen. Der Stimmungswandel, der beim Konsum von Alkohol oft gesucht werde, sei nicht mehr so häufig gewünscht, sagt Duppel.

Trend zur Premiumisierung

Ist der Geschmack auch ein Argument für den Ausschank? «Durch den Einsatz neuer Technologien und Prozessoptimierungen haben sich die entalkoholisierten Weine und Sekte in den letzten Jahren geschmacklich sehr zum Positiven weiterentwickelt», berichtet Büscher. «In diesem Segment ist in jüngster Zeit auch ein Trend zur Premiumisierung zu beobachten.»

Einen deutlich besseren Geschmack als in den Anfangsjahren sieht auch Duppel, ergänzt aber: «Die Kategorie ist noch nicht ganz so weit wie das beim Bier der Fall ist.» Strauch-Weißbach sagt: «Wenn man sie direkt nebeneinander trinkt, schmeckt man schon den Unterschied.» Aber wer zuerst den alkoholfreien trinke, schmecke «eine sehr, sehr gute Alternative».

«Die Entalkoholisierung der Weine geschieht mittlerweile sehr aromaschonend bei relativ niedrigen Temperaturen von unter 30 Grad Celsius durch Vakuumdestillation oder in einer Schleuderkegelkolonne», erläutert Büscher. Bei der Auswahl der Grundweine seien aromastarke Rebsorten und gute Qualität gefragt, damit der fehlende Alkoholanteil etwas ausgeglichen werden könne. «Denn Alkohol ist ein Geschmacksträger, wie das Fett im Essen.»

Kohlensäure kompensiert den fehlenden Alkohol

Dabei habe der Sekt einen Vorteil gegenüber dem Wein: «Bei den Schaumweinen ohne Volumenprozente kompensiert die Kohlensäure den fehlenden Alkohol recht gut», sagt Büscher – und erklärt: «Entalkoholisierte Sekte entstehen, indem man einem Wein den Alkohol, der durch die Vergärung des Zuckers entstanden ist, wieder entzieht und dem entalkoholisierten Wein Kohlensäure zugibt.» Weinrechtlich müsse alkoholfreier Sekt als «schäumendes Getränk aus alkoholfreiem Wein» gekennzeichnet werden und die Alkoholgehalte unter 0,5 Volumenprozent liegen.

Duppel ist stolz auf die besondere «Spinning-Cone-Technologie» ihres Unternehmens. Dabei bleibe das Bouquet durch die Erwärmung im Vakuum an der Wand hängen und könne so schon vor der Entalkoholisierung abgetrennt werden. Mit dieser Methode wolle Rotkäppchen in diesem Jahr auch noch einen Sekt mit 0,0 Prozent Alkohol erreichen. Das sei einigen Verbrauchern zu streng, ermögliche aber auch die Erschließung anderer Zielgruppen wie schwangerer Frauen.

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Lafer kritisiert Sternegastronomie: «Zu wenig bezahlt»

Berlin (dpa) – Fernsehkoch Johann Lafer («Die Küchenschlacht») hat die Zustände in Sternerestaurants kritisiert. «Man hat in der Gastronomie die Menschen zu lange überfordert und für die Überforderung zu wenig bezahlt», sagte Lafer der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Donnerstagausgabe).

Ein wesentlicher Grund, warum viele Restaurants heute kein Personal mehr finden, seien schlechte Arbeitsbedingungen. «Auch die Behandlung der Mitarbeiter – das kann man vergessen. Wie es manchmal in der Küche zuging, das kannst du bei der Bundeswehr machen, aber nicht mal da ist das noch okay. Wo sind wir denn?», sagte Lafer, der selbst mehr als zwei Jahrzehnte ein Sternerestaurant führte und zwischenzeitlich mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet war.

Lafer selbst lerne, seitdem er kein Restaurant mehr habe, die andere Seite des Lebens kennen. «Es war für mich unvorstellbar, dass ich mich abends um 19 Uhr vor den Fernseher setze, in aller Ruhe mit meiner Frau etwas essen gehe oder etwas lese», sagte der 65-Jährige. «Das ist ein Reichtum, ein Luxus, den ich nicht mehr missen möchte. Ich möchte ganz normal leben wie die anderen auch. Der Rhythmus, den ich vorher hatte, war nicht normal.» Köche hätten einen Tagesablauf, der mit dem Familienleben kaum zu vereinbaren ist.

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