„Wann können wir endlich wieder mit unserem Papa zusammen sein?“

Daun. Diese Frage stellten Sarah (10), Musie (8) und Jonetan (5) aus Eritrea ihrer Mutter Terhas fast täglich. Im Jahr 2012 hatte ihr Vater Nebi die Flucht aus Eritrea angetreten. Das bedeutet: sechs Jahre lang haben Nebis Frau und Kinder ihren Ehemann und Vater nicht gesehen. Unvorstellbar! Zwei Jahre war Nebi unterwegs. Wie wir aus zahlreichen Flüchtlingsberichten wissen, war er auf seinem Weg über Grenzen, durch Wüste und Mittelmeer zahlreichen gefährlichen Situationen ausgesetzt. Diese Flucht konnte er seinen Kindern und seiner Frau unmöglich zumuten. Er war in Daun gelandet.  Er bekam hier die Chance, einen Ausbildungsplatz bei HTI als Straßenbauer anzutreten. Welche Mühe und wie viel Fleiß das mit seinen geringen Sprachkenntnissen kostete, kann sich jeder vorstellen. Darüber hinaus machte er auch noch den Führerschein. Und das alles schaffte er, obwohl er seine Familie so sehr vermisst. Nebi hat inzwischen die Ausbildung bei HTI erfolgreich beendet dort eine feste Anstellung bekommen. Nebi kann inzwischen für sich selbst sorgen.

Nebi musste viel Geduld haben. Erst 2016 bekam er Asyl und konnte dann den Antrag auf Familienzusammenführung stellen. Da die Eritreer ihr Land auf legale Weise nicht verlassen dürfen, musste leider auch Nebis Familie den ersten Teil des Weges – über die Grenze in den Sudan – illegal zurücklegen. Zum Glück hatte Nebi sehr sparsam gelebt, so dass er sich nur einen Teil der 4.000 Euro, die die Schlepper verlangten, leihen musste. Für Nebi begann eine Zeit großer Ängste, da er nicht mit seiner Familie telefonieren konnte. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie schnell eine illegale Grenzüberschreitung scheitern und sogar tödlich enden kann.

Aber alles ging gut. Nach einem halben Jahr im Flüchtlingslager Shagarab fand der zweite Teil der Familienflucht statt. Es begann die lange Zeit des Wartens auf einen Termin bei der deutschen Botschaft. Hat man einen Termin bekommen, muss man ungefähr mit einem Jahr Wartezeit rechnen. Nebis Frau Terhas hatte alle benötigten Dokumente für die Familienzusammenführung zusammen, als die Botschaft ihre Gesetze änderte und neue Dokumente verlangte. Das ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden, weil jetzt einiges aus Eritrea besorgt werden muss.

Der finanzielle Aufwand für einen Familiennachzug aus Eritrea war extrem hoch für die Familie: Schleppergeld für die Flucht, Reise in den Sudan, für die Weiterreise in die Hauptstadt, Lebenshaltungskosten in Karthum, Visagebühren, Kosten für die Pässe von der Eritreischen Botschaft, DNA-Test, Übersetzungen, Flugtickets für vier Personen, Kosten für Helfer vor Ort und für das Exit-Visum aus dem Sudan.

Dank zahlreicher Spenden vieler Unterstützung, auch vom Bürgerdienst e.V. aus Daun, konnte die Familie vor wenigen Tagen in Frankfurt zusammengeführt werden. Dr. Bangert aus Daun hatte sie am Flughafen abgeholt. Am vergangenen Montag gab es für Nebi’s Familie eine Welcome-Party im Cafe Asyl.

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