Vom Wacholderbäumchen zum Eifel-Bonsai

Daun. Geduld ist gefragt, wenn man eine Pflanze zum Bonsai (Baum in der Schale) gestalten will – es ist ein über Jahre dauernder Prozess. Und Geduld hatte Thomas Follmann auch mit den 12 Teilnehmern des Kurses „Bonsai für Einsteiger“, der auf Initiative des Dauner Obst- und Gartenbauvereins stattfand. Seit sechs Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dieser Gartenkunst und hat mittlerweile schon ca 50 Bonsais selbst gezogen. Ort der Veranstaltung: die Follmann‘sche Terrasse. Bei einer kurzen Einführung erfahren die Anwesenden, dass diese Gartenkunst von China nach Japan kam und dass ein Bonsai viel mehr ist als ein kleiner Baum: der Preis für 100-150 Jahre alte Exemplare liegt in vierstelliger Höhe. Follmann benutzt für seine Bonsais Setzlinge verschiedener Baumarten, die er im heimischen Wald oder im Urlaub sucht; außerdem kauft er Baumschulpflanzen oder rettet junge Bäumchen vom Großmarkt, die dort nicht überwintert werden, vor der Vernichtung.

Für den praktischen Teil steht auf jedem Platz eine Keramik-Schale mit Untersetzer bereit. Thomas Follmann verteilt die Wacholderpflanzen. Und die werden zunächst kritisch auf die Form untersucht, die darin steckt. Die verschiedenen Gestaltungsformen tragen so klangvolle Namen wie Chokkan (geneigter Stamm), Han-Kengai (Halbkaskade) oder Fukinagashi (windgepeitscht). Die Stammstruktur soll sichtbar sein: zaghaft zupfen die Teilnehmer einige Triebe ab, nur der anwesende Förster kappt beherzt seine Lärche.

Anschließend widmen sich die Gärtner der Schale: über den Abzugslöchern wird ein Stück Plastiknetz mit einem Draht befestigt, der außerdem später zur Fixierung des Bäumchens dienen wird. Dieses wird zuerst einmal ausgetopft. Dann wird der Wurzelballen von der anhaftenden Erde befreit, in Wasser geschwenkt und eingekürzt. Eine spezielle Bonsai-Erde aus Akadama (Vulkanaschenlehmgranulat), Bims, Lava – und für den Wacholder zusätzlich Kalk – wird in die Schale gefüllt und das Pflänzchen eingesetzt. „Höher, höher!“, meint der Experte immer wieder, denn der Wurzelhals muss zu sehen sein. Jetzt kommt der Draht wieder zum Einsatz: das Bäumchen wird festgerödelt und kann anschließend sachte in die angestrebte Form gebogen werden.

Alles sieht so einfach aus, aber Thomas Follmann muss immer wieder helfend eingreifen. Und er gibt Pflegetipps: der Draht darf nicht einwachsen und düngen sollte man das Bäumchen auch.

Am Schluss der Veranstaltung bestaunen die Kursteilnehmer seine Sammlung, die im Vorgarten gekonnt in Szene gesetzt ist: ein Hauch von japanischem Flair in Daun. Alle haben nun einen Outdoor-Bonsai für zu Hause – und wenn es auch nicht für jeden der Anfang einer großen Leidenschaft ist, so war es doch ein äußerst interessanter Kurs.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen