Schaf ist schön

Daun/Hillesheim. (ak) Auch Land-wirte können mit pfiffigen Geschäftsideen punkten. Ein kleiner Hof in Flesten bei Üxheim zeigt: Es gibt Erfolgsnischen im Handel mit besonderen Produkten. Beispielsweise mit Naturmode, wie Inga und Willi Thielen beweisen.

Seit September freut sich die Geschäftswelt in Daun, dass der Leerstand eines Ladenlokals in der Lindenstraße beendet ist. Es ist der – bisherige – Endpunkt einer Geschichte, die auf einem Bauernhof begann und in mittlerweile drei Modeläden mündet. Denn nicht nur in Daun gibt es bei „Schaf & Schön“ Naturmode und mehr. Bereits vor 2 Jahren eröffnete ein entsprechendes Fachgeschäft in Hillesheim, seit 7 Jahren ist das Konzept erfolgreich in Bad Münstereifel. Ausgangspunkt der Geschichte ist ein kleiner Bauernhof, den die beiden Agraringenieure Inga und Willi Thielen in Flesten bei Üxheim übernommen hatten. 450 Schafe, etwas Ackerland, ein kleiner Futtermittelhandel und Lohnarbeit waren das, womit die Familie ihren Lebensunterhalt bestritt. „Aber die Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft wurden immer schlechter“, erinnert sich Inga Thielen, „so dass wir zusätzliche Standbeine finden mussten.“ Der Vorteil: die relative Freiheit des Landlebens an der frischen Luft. So etwas aufzugeben kam nicht in Frage – und wie sich in der Folge zeigte, wäre das auch ein überflüssiger Verzicht.

Gäste als Inspirationsquelle

„Wenn wir nicht in die Welt können, holen wir die Welt zu uns“, dachten die Thielens kurzentschlossen und bauten per Eigenregie zwei Ferienhäuser. Natürlich blieben die Schafe, denn was kann Urlauberherzen mehr erfreuen als waschechtes Landgefühl mit lebendigen Tieren? Die Freizeiter begnügten sich allerdings nicht nur mit dem Streicheln von Lämmern. Immer mehr fragten nach frischen Produkten, nach Fellen und Wolle, nach Fleisch oder Wurst. Inga und Willi Thielen nahmen die Chance wahr und bauten einen kleinen Hofladen auf, in dem ihre Gäste all das kaufen konnten, was man aus und mit Schafen herstellen kann. Schnell wurde das eigene Sortiment erweitert um Waren wie Ziegenkäse oder Seifen und Textilien, die eben nicht aus der Produktion der Schäferei Thielen stammten.

Die nächste Entwicklungsstufe: Wenn im Sommerhalbjahr die Gäste aus Köln kommen, kann man im Winterhalbjahr auf die Wochenmärkte nach Köln fahren, um dort zu verkaufen. Der erste Schritt vor die Haustür der Eifel war getan und er funktionierte sofort hervorragend. Längst war es notwendig, das Sortiment noch mehr zu erweitern und zuverlässige Lieferanten zu finden, auch aus dem Modesegment. „Derzeit sind es etwa dreißig, viele davon designen und produzieren in Deutschland. Das war einiges an Recherchearbeit und Messebesuchen, um geeignete hochwertige Produkte und Geschäftspartner zu finden“, erläutert die zur Händlerin gewordene Agraringenieurin. Beherzt gingen sie und ihr Ehemann den Weg weiter, mit Sprüngen ins kalte Wasser und ohne „Ja-aber“-Zaudern. „Wir haben gezielt nach einem Ladenlokal in einer Touristenstadt gesucht, um dort präsent zu sein, wo wir die meisten Kunden erreichen können.“

Landleben mit Sinn für Schönes

Die Wahl fiel schnell auf Bad Münstereifel. Dort floriert das Geschäft mit Naturmode für Damen, Herren und Kinder, Lederwaren wie Taschen, Accessoires wie Schals oder Hüte, Fellen, Seife und anderen Artikeln – allesamt im gehobenen Segment und mit ausgefallenen Designs. „Der Standort in Bad Münstereifel hat den Vorteil, dass jeden Sonntag geöffnet ist. Zudem sind die Menschen beim Shopping in einem Ferienort ganz entspannt, in guter Laune und bereit, schöne Dinge zu kaufen, die eben nicht alltäglich sind.“ Letzteres gilt auch für Hillesheim, wo „Schaf & Schön“ direkt gegenüber den Touristenmagneten Kriminalhaus und Hotel Augustinerkloster gelegen ist, sowie für Daun als Anlaufpunkt für Rad- und Wandertouristen mit Naturliebe. Mittlerweile hat jeder der drei Standorte eigene Besonderheiten neben dem Kernangebot. Im Dauner Geschäft beispielsweise finden die Kunden auch dänische Keramik.

Auf dem Hof in Flesten hat sich derweil nicht viel verändert. Die Gäste lieben immer noch die behaglichen Ferienwohnungen und die Schafe, die dort auf den Wiesen grasen.

Das Landleben ist den Thielens geblieben, perfekt verbunden mit wirtschaftlichen Standbeinen, von denen sie noch nichts ahnten, als sie in die Landwirtschaft einstiegen. Nur eines lässt sie besorgt sein: Sie stemmen sich gegen Pläne, große Windkraftanlagen in den benachbarten Wald zu stellen. Denn dann, so die Befürchtung, werden keine Urlauber mehr kommen.

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