Kinderkriegen darf nicht zum Problem werden!

Anfang Dezember hat schon das 400. Baby im Dauner Krankenhaus „Maria Hilf“ die Welt erblickt

Daun. Auf den ersten Blick ist das eine sehr erfreuliche Nachricht. Aber der Schein trügt. Aktuell gibt es in unserer ländlichen Eifelregion nur noch ein Krankenhaus mit Geburtshilfe. Rings um die Klinik in Daun haben sich im Laufe der letzten Jahre die Geburtshilfestationen in den Krankenhäusern von Gerolstein, Adenau, Prüm, Bernkastel-Kues und Zell wegen des immer größer werdenden Kostendrucks von ihren Geburtshilfestationen verabschiedet.

Bei Anfahrtswegen von 50 Kilometern und mehr haben Frauen inzwischen große Sorgen, es rechtzeitig zur Klinik zu schaffen. Das ist kein Phänome, das nur die Eifel betrifft. Das Problem ist überall. Seit 1991 wurden in ganz Deutschland ca. 40 Prozent aller Kreißsäle für immer geschlossen, obwohl im gleichen Zeitraum die Geburtenrate lediglich um knapp 12 Prozent gesunken ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau mit Wehen an einer Krankenhauspforte ohne Geburtshilfestation abgewiesen wird.

Festpreis pro Geburt
Das Problem sind die permanent steigenden Kosten in unserem Gesundheitswesen. Schlussendlich diktieren die Krankenkassen den Preis, den eine Geburt maximal kosten darf. Rein aus betriebswirtschaftlicher Sicht arbeitet ein Krankenhaus erst kostendeckend, wenn es jährlich mindestens 800 Geburten abrechnen kann. Das legen jedenfalls die Krankenkassen fest. Daraus errechnet sich dann der Preis, den eine Geburt kosten darf. Keinen Cent mehr dürfen Krankenhäuser für eine Geburt den Krankenkassen in Rechnung stellen. Ganz egal, wie viele Geburten tatsächlich abgerechnet werden können.

Die Fallzahl zählt
Die Zahl der Geburten im Dauner Krankenhaus hat sich in den letzten Jahren stabil auf über 400 Geburten eingependelt. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass die Krankenkassen dem Dauner Krankenhaus jede Geburt mit dem gleichen Gebührensatz pro Geburt honorieren, wie einer Klinik, die 800 oder mehr Geburten aufzuweisen hat. Fakt ist, die Kostenrechner der Krankenkassen entscheiden über die Zukunft der Geburtshilfestationen in den Krankenhäuser. Für die Herrschaften mit dem spitzen Bleistift sind Geburten lediglich sogenannte „Fälle“. Mehr Erlöse erfordern also höhere Fallzahlen. Wenn man die notwenige Fallzahl nicht erreichen kann, müssen entweder die Mehrkosten geschluckt werden, oder die Geburtshilfestation muss zugemacht werden, um Kosten einzusparen.

Daun schreibt noch schwarze Zahlen
In Daun denkt niemand ans Zumachen der Geburtshilfestation, weder die Geschäftsleitung des Dauner Krankenhauses, noch der Träger – die Gesellschaft der Katharinenschwestern. Wenn man die Sache rein aus betriebswirtschaftlicher Sicht sehen würde, dann gäbe es auch in Daun keine Geburtshilfestation mehr, so der Geschäftsführer Franz-Josef Jax. Prokurist Günter Leyendecker fügt hinzu: „Während in Rheinland-Pfalz 52 Prozent aller Krankenhäuser rote Zahlen schreiben, werden in Daun noch schwarze Zahlen geschrieben“. Die Mehrkosten der Geburtenhilfestation trägt das Krankenhaus selbst. Damit wird deutlich, dass in Daun der moralische Aspekt einen mindesthohen Stellenwert hat, wie der wirtschaftliche. Das Dauner Krankenhaus beschäftigt insgesamt 18 festangestellte Hebammen in Teilzeit. Die Vor- und Nachversorgung der Frauen organisieren die Hebammen freiberuflich.

Leyendecker: „In Daun wird seit 20 Jahren für die Geburtshilfestation gekämpft. Von den Krankenkassen gibt es bisher keinerlei Unterstützung. Die Gespräche mit den Entscheidungsträgern sind sehr träge“. Fakt ist: Leider verändern sich die Rahmenbedingungen ständig und werden immer schwieriger. Auch der Verwaltungsaufwand wird immer größer.

„Finanzielle Unterstützung ist nicht familienfreundlich“
Über den sogenannten Sicherstellungszuschlag könnte das Problem gelöst werden. Mit diesem Instrument können Krankenhäuser im ländlichen Raum, die für Notfälle wichtig sind, ergänzende finanzielle Mittel bekommen, um überleben zu können. Auch Geburtshilfestationen sollten auf diese Weise unterstützt werden. Kurios: die Krankenkassen lehnen dies ab. Das sei nicht gerade familienfreundlich, heißt es aus deren Kreisen. Dabei handelt es sich um eine bundesweite Regelungen, wonach Krankenhäuser und Krankenkassen diesen Sicherstellungszuschläge vereinbaren sollen. Franz-Josef Jax: Wir werden auf jeden Fall alles dafür tun, dass die Geburtshilfe in Daun auf Dauner erhalten bleibt.

Und da beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz. Solange die Zukunft der Kostenübernahme nicht geklärt ist, wird es für die betroffenen Krankenhäuser schwer sein, einen pädiatrischen Belegarzt zu finden. Auf der einen Seite wird von der Politik der Geburtenrückgang beklagt (Demografischer Wandel), auf der anderen Seite sorgt die Politik noch nicht einmal für die notwenigen Rahmenbedingungen vor der Geburt.

 

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