Hoher List – Was passiert nach dem 30. Juni?

Schalkenmehren. Das Observatorium Hoher List steht vor einem Umbruch. „Was geschieht nach dem 30. Juni mit der Sternwarte Hoher List?“ so lautet die Frage die sich momentan alle über die Außenstation des Argelander-Instituts für Astronomie an der Universität Bonn stellen. Das Observatorium, welches sechs Kuppeln mit verschiedenen Teleskopen vorzuweisen hat, darunter ein 1m-Cassegrain-Teleskop, welches seit 2009 von Bonn aus via Internet gesteuert werden kann, steht in seiner jetzigen Form vor dem Aus. Wenn man auf die vielen Jahre des Observatoriums zurückschaut, kann man auf einige wichtige Beiträge zur Astronomie in Deutschland und weltweit zurückblicken. So untersuchten stets drei Professoren und einige Doktoranten über 60 Jahre hinweg die Bewegung von Sternen und Sternenhaufen in der Milchstraße, studierten die Expansion der Hüllen heißer Sterne und untersuchten die Entstehung und Entwicklung von Sternenhaufen und Galaxien.

Seit 1954 wurden im Nachthimmel über der Eifel einige wichtige astronomische Erkenntnisse gewonnen. Das Observatorium wurde als Ersatz für die alte Bonner Sternwarte errichtet, weil sich die Stadt Bonn um die alte Sternwarte enorm vergrößert hatte und sich der Nachthimmel durch die Lichter der Stadt für Beobachtungen zu weit aufhellte. Natürlich hat sich bis heute auch am Hohen List der Himmel stärker erhellt, zudem kann man die Wetterbedingungen in der Eifel nicht mit anderen Teleskopstandorten wie zum Beispiel La Silla in Chile oder Standorten in den USA vergleichen, so dass es nicht mehr eine so große wissenschaftliche Bedeutung einnimmt.

Der Standort Hoher List diente dennoch bis vor kurzem vielen Studenten dazu, in der Praxis zu erfahren was es mit ihren Themen auf sich hat und selbst zu erforschen und entdecken was sie oftmals nur theoretisch oder am Computer gelernt hatten. Durch diese Möglichkeiten erlangten sie mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten am Argelander-Institut oftmals ihren Diplom- oder Doktorabschluss. Zurzeit befindet sich das über neun Hektar große Gebiet im Besitz des Bau und Liegenschaftsbetriebs NRW, ist aber für circa 160.000 € im Jahr von der Universität Bonn angemietet. Die Chefetage aus zwei theoretischen und einem Radioastronomen ist anscheinend nicht mehr bereit die Anlage weiterhin zu nutzen und anzumieten.

Der 2002 gegründete „Förderverein des Observatoriums Hoher List e.V.“ hat sich zum Ziel gesetzt das Observatorium weiterhin finanziell zu fördern und kümmert sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit, welche durch verschiedene Führungen und Vorträge anerkannter Wissenschaftler wie Prof. Dr. Seggewiß zu Themen der Astronomie und Raumfahrt gewährleistet wird. Auch Hobbyastronomen und kleineren Schulgruppen wird die Möglichkeit geboten selbst in der Praxis aktiv zu werden.

Prof. Dr. Seggewiß, welcher als Astronom schon am La Silla Observatorium in Chile aktiv war, hat selbst fast 40 Jahre im Observatorium Hoher List geforscht und bietet regelmäßig Fachvorträge und kleinere Führungen an um den Förderverein zu unterstützen.

Trotz dem großen gemeinnützigen Engagement wird die Sternwarte nach dem 30. Juni diesen Jahres wohl geschlossen. Ob die Sternwarte vielleicht umgebaut oder anderweitig genutzt wird, die Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH soll Interesse an den Räumlichkeiten und dem Gelände gezeigt haben, steht weiterhin in den Sternen.

Daniel Becher
 

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