Fotografie ist mehr als ein Klick

Hillesheim. Vom handwerklich perfekten Passbild bis zur atmosphärisch dichten Landschaftsaufnahme reicht das Spektrum des Fotostudios, das Thomas Regnery seit rund fünf Jahren betreibt. Bei ihm und Heike Brusten wird klar, dass gute Fotografie auch im Zeitalter der digitalen Schnappschüsse nach wie vor eine Kunst ist.

Wer sich im Fotostudio von Thomas Regnery und Heike Brusten mehr Zeit nimmt, als für ein reines Passbild notwendig ist, dem fallen an den Wänden faszinierende Fotos auf: stringent durchkomponierte Schwarz-Weiß-Aufnahmen von winterlichen Pfaden und Mauerresten oder farbige Landschaftsfotografien, die gekonnt mit gleißendem Licht und düsterem Schatten spielen. „Ist das in der Eifel aufgenommen?“ fragt sich der Betrachter unweigerlich. Denn etwas an diesen Motiven ist sehr vertraut, zugleich ist der Blick verfremdend und beinahe exotisch. „Das habe ich alles hier in der Umgebung fotografiert, zum Beispiel im Bolsdorfer Tälchen“, lüftet Thomas Regnery das Rätsel. Er ist Fotograf aus Leidenschaft und geht bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit offenen Augen und Kamera durch seine Heimat, um Motive zu finden, die eine Geschichte erzählen. „Jeder Moment ist anders, mit jedem Sonnenstrahl und jeder Wolke verändert sich die Atmosphäre eines Bildes.“ Am liebsten ist er mit einer manuellen Spiegelreflexkamera unterwegs, ganz ohne digitale Bequemlichkeit. Seine künstlerischen Ambitionen verwirklicht er mit einem Bildband zu Fotografien, die er in Irland machte. Doch auch das alltägliche fotografische Metier betreibt er gemeinsam mit seiner Kollegin Heike Brusten mit besonderer Passion.

Blick für Details und Blick für Emotionen

So ist er in der Lage, beschädigte historische Fotos aus dem vergangenen Jahrhundert sorgfältig und per Hand mit einem so genannten digitalen Pinsel zu rekonstruieren – hier ist Präzision und handwerkliche Perfektion gefragt. Auch bei den anderen Bereichen, die er als Fotograf erfüllt, wird deutlich, was den Profi von einem Laien unterscheidet, der mit digitaler Ausrüstung oder gar mit Handy-Kamera fotografiert. „Es geht nach wie vor um den Bildaufbau, um die Ausleuchtung und Belichtung, um die Wahl des geeigneten Objektivs und um vieles mehr. Fotografie ist weit umfassender als nur ein Klick, den jeder machen kann“, beschreibt er das Besondere seines Berufs. „Verändert hat sich seit der digitalen Revolution nur die Art und Weise, wie die Fotos in der Kamera festgehalten und zu Papier gebracht werden, aber nicht die Anforderung an das Können des Fotografen.“

Besonders bei der Produkt- und Werbefotografie ist ausgefeiltes fachliches Know-how gefragt. Fast nichts ist schwieriger zu fotografieren als beispielsweise eine kühle Flasche Mineralwasser oder eine auf einem Teller angerichtete Speise, so dass beim Verbraucher ankommt, was der Auftraggeber beabsichtigte: Lust auf das Produkt wecken. „Viel Fingerspitzengefühl ist auch notwendig, wenn wir Porträts machen – insbesondere bei Kindern, die wir gern auch in ihrer vertrauten Umgebung von Schule oder Kindergarten aufnehmen, oder auch bei Haustieren, die sich normalerweise vor der Kamera scheuen“, sagt Regnery. Da brauche es nicht nur die Beherrschung der fotografischen Technik, sondern ebenso das Talent, für Unbefangenheit zu sorgen.

Von der Luftaufnahme bis zum Hochzeitsfoto

Immer ist der Blick für das Wesentliche und Außergewöhnliche zugleich gefordert, ob es sich um Luftaufnahmen von Gebäuden handelt oder um die Fotografie bei Events wie Feiern und Hochzeiten. „Mit speziellen Objektiven, die so stark wie astronomische Teleskope sind, können wir beispielsweise über hunderte von Metern ein Hochzeitspaar so fotografieren, dass einerseits eine atemberaubende Bildtiefe entsteht und zugleich die Persönlichkeit der Menschen ihren Ausdruck findet“, nennt Regnery eine Besonderheit seines Studios. Es verfügt auch über die so genannte „Greenbox“-Technik, die sonst in Filmen und im Fernsehen zur Anwendung kommt und fiktive Hintergründe in das ansonsten reale Fotomotiv zaubert.

Wenn Regnery selbst Fotokurse leitet oder beim Kauf einer neuen Kamera ein Kurzseminar gibt, damit der Käufer alle Funktionen kennen und nutzen lernt, dann geht es allerdings in der Regel nicht um derartige Hightech-Spezialitäten, sondern um die üblicheren Herausforderungen der Fotografie. „Ich vermittele unter anderem das Wissen, wie etwa die Natur und die Sehenswürdigkeiten der Eifel in Szene gesetzt werden können.“ So bietet er seine Aufnahmen auch Touristikern oder Gastgebern an, die damit Berichte oder Prospekte illustrieren. Manchmal hat er noch immer Gelegenheit, das zu fotografieren, was ihn bereits als Jugendlichen in den fotografischen Bann zog: filigrane Schmetterlinge, Pilze oder Orchideen auf den Kalkmagerrasen rund um Hillesheim. 
 

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