Die Physiker zu Besuch in Daun

Daun. Am vergangenen Dienstagabend war das Trierer Katz-Theater für die siebte, und damit letzte, Aufführung von Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ zu Besuch am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) in Daun. Tanja Finnemann, Regisseurin und gleichzeitig Lehrerin am GSG, brachte diese Neuinterpretation direkt aus der Tuchfabrik raus aufs Land und ermöglichte somit diese einmalige Vorstellung. Unterstützt wurde das Theaterensemble dieses Mal sowohl von der Technik-AG (unter Leitung von Volker Weinzheimer), als auch von dem Darstellenden-Spiel-Kurs der MSS 12.

Bereits am Einlass wurden die Besucher von skurril gekleideten und lauten Schülerinnen begrüßt, nach ihren Krankenkassenkarten, welche zufälligerweise eine starke Ähnlichkeit mit den Eintrittskarten vorwiesen, gefragt, und energisch auf ihre Plätze verwiesen. Mit Trump-Zitaten und Merkel-Rauten wurde die eigentliche Vorstellung dann eingeleitet, was Dürrenmatts moderner Klassiker von Beginn an in ein aktuelles Licht rückte und dessen Zeitlosigkeit andeutete.

Der Zuschauer fand sich in dem privaten Sanatorium „Les Cerisiers“ wieder, in dem nun schon zum zweiten Mal eine Krankenschwester einem kaltblütigen Mord – manche würden behaupten, es sei ein Unglücksfall gewesen – durch einen der drei Patienten zum Opfer fiel. Zwei der Patienten geben vor, sich für die berühmten Physiker Albert Einstein und Sir Isaac Newton zu halten. Dem dritten Physiker in der Runde, Johann Wilhelm Möbius, erscheine angeblich immer wieder der König Salomo.

Nach und nach stellt sich jedoch heraus, dass die tatsächlich verrückte Leiterin der Anstalt, Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd, die, von Möbius entwickelte, Weltformel nutzen möchte, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Mit stark überspielten Figuren, viel Humor und gelegentlichen Tanzeinlagen wurde eine ausgelassene und nicht minder groteske Atmosphäre kreiert. Die eigentliche Ernsthaftigkeit dieser Komödie wurde erst wieder zum Ende hinaus deutlich spürbar, als die Rolle der Wissenschaft im gesellschaftlichen, aber vor allem politischen, Diskurs hinterfragt wurde.

Tanja Finnemann dazu: „Dürrenmatts Physiker zählen zu den bedeutendsten Werken der deutschen Literatur. Dieses Stück auf die Bühne zu bringen, war durch die politische Brisanz eine große Herausforderung, aber auch ein immenser Spaß.  Durch ein schrilles Bühnenbild und einen charismatischen Chor wird die Aktualität dieser Thematik nochmal hervorgehoben.“ Sollte in Zeiten von Trump, Putin und Kim Jong-un die Wissenschaft freiheitlich ihre Ergebnisse in die Hände der gesamten Öffentlichkeit legen oder besitzt sie die Pflicht sich ideologisch einer Machtposition zu zuordnen?

Inwiefern können WissenschaftlerInnen ihre Arbeit zu Gunsten der Menschheit eben dieser unterordnen und welchen Preis müssen sie dafür zahlen? Mit diesen Fragestellungen und einer gehörigen Portion Gänsehaut verließen die SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen die Vorstellung. Insgesamt lässt sich die Aufführung wohl am besten mit den gleichen Worten zusammenfassen, wie zuvor schon die Physiker beschrieben wurden: „Verrückt aber weise.“

 

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