Das Herzstück der „Struth“ feiert 700-jähriges Bestehen

Sarmersbach. Auch wenn Sarmersbach etwas abseits von der Hauptstraße Daun – Kelberg liegt, so ist diese kleine Eifelgemeinde mit seinen rund 215 Einwohnern doch das Herzstück der sogenannten Struth. Sarmersbach ist umgeben von schützenden Wäldern und Wiesen. Dort entspringt der Sarmersbach und spendet sein klares Wasser der Lieser in Nerdlen.

Urkundlich erwähnt wird Sarmersbach erstmals 1316. Seine Gründung dürfte viel älter gewesen sein. Wahrscheinlich in der Frankenzeit des 9. und 10. Jahrhunderts. Bereits lange davor siedelten schon Kelten und Römer auf den weitflächigen Fluren. Archäologische Funde von einem kleinen römischen Kulttempel im Distrikt „Auf den Steinen“ besitzt heute das Landesmuseum in Trier. Ganz in der Nähe von Sarmersbach führte die ehemalige Römerstraße Trier-Köln vorbei. Ein uraltes Ablasskreuz, das sogenannte „Afelskreuz“ steht dort heute an markanter Stelle, einem historischen Prozessionspunkt – heute Ziel vieler Wanderer und Pilgerer.

Sarmersbach erlebte sozusagen die große deutsche Geschichte im kleinen. Als Besitz von weltlichen (Burgherren von Daun; Herren von Winneburg und von Brohl) und geistlichen Herren (Erzbistum Trier; Kloster Springiersbach) leisteten die unfreien Bauern in der Feudalzeit Frondienste und lieferten den Zehnt ab. Dass Sarmersbach von jeher große Bedeutung inmitten der Struthdörfer besaß, zeigt auch, dass sich bereits im 14. Jahrhundert in Sarmersbach ein „Schöffenstuhl“ befand. Dort lebten also dereinst sieben gewählte Schöffen, die mit ihren anderen 49 Kollegen in Daun auf dem Kampbüchel zusammen mit dem Dauner Amtmann oder dem Erzbischof von Trier mehrmals im Jahr Gericht hielten und Recht für das Amt Daun sprachen.

Der Dreißigjährige Krieg mit seiner verheerenden Pest ließ die Bewohner des Ortes zur Hälfte aussterben. Nahezu das gesamte 17. Jahrhundert mit seinen kriegerische Auseinandersetzungen verschiedener Herrschaftshäuser brachten Not, Leid und Elend in die arme Struth.

1563 umfasste Sarmersbach zehn, 1684 sechs Feuerstellen. Landesherrlich gehörte die Ortschaft bis Ende des 18. Jahrhunderts zum Kurfürstentum Trier und unterstand als Teil des Zents Sarmersbach im Hochgericht Daun der Verwaltung des Amtes Daun. Zum Zent von Sarmersbach gehörten auch die Ortschaften Nerdlen, Kradenbach, Gefell, Neichen und Beinhausen (mit der Kirche Hilgerath). Die Bürger von Sarmersbach waren früher ausschließlich römisch-katholisch. Heute sind es etwa 90 %. Ein Fußmarsch über mehrere Kilometer war in früherer Zeit für die Sarmersbacher Gläubigen selbstverständlich, um in großer Zahl an den Gottesdiensten in Hilgerath teilzunehmen.

Als nach der Französischen Revolution die Eifel von den Franzosen besetzt und als Teil Frankreichs erklärt wurde, ernannte die damalige Regierung Sarmersbach zum Verwaltungssitz der gleichnamigen Bürgermeisterei Sarmersbach. Zu ihr gehörten die Gemeinden Beinhausen, Boxberg, Kradenbach, Gefell, Hörschhausen, Katzwinkel, Neichen, Nerdlen, Schönbach und Utzerath. Diese Verwaltungsorganisation übernahm auch nach 1815 das Königreich Preußen, dem Sarmersbach als Teil des Kreises Daun in dem Rheinland zugewiesen wurde. Sie blieb bis Mitte der 1920er Jahre. Seit dieser Zeit wird bis heute die ehemalige Bürgermeisterei Sarmersbach von der Bürgermeisterei (Verbandsgemeinde) Daun verwaltet.

Bis Ende der 1960er Jahre war Sarmersbach ein rein landwirtschaftlich geprägtes Bauerndorf. Doch gerade die Eifeler Landwirtschaft ist seitdem einem rasantem Strukturwandel unterzogen. Die Landwirtschaft hat sich nahezu ganz zurückgezogen, wandelte sich teilweise hin zu einem sehr großen computergesteuerten Milchbetrieb oder anerkannt gutem Demeterbetrieb, beides Betriebe, die besuchenswert sind. Mit der Landschaft wandelte sich auch das Gesicht der Dörfer. Die einst für die Struth und für Sarmersbach charakteristischen Fachwerkbauten sind fast ausnahmslos verschwunden. Inzwischen lockt Sarmersbach mit erschlossenen und preiswerten Neubaugebieten zunehmend Bauwillige in den Ort.

Schutzpatron Nikolaus

Mitten in Sarmersbach, am Scheitelpunkt mehrerer Wege, erhebt sich die Dorfkapelle. Die Wahl des Schutzpatrones Nikolaus weist schon auf deren hohes Alter hin. Die 1788 erneuerte Kapelle, ein einfacher Bruchsteinbau mit dreiseitigem Chorschluss, wurde und wird bis heute mehrmals restauriert und von der Bevölkerung in Eigenfron liebevoll gepflegt und unterhalten. Auch die Dauner Pfarrkirche „St. Nikolaus“ besaß Besitzungen in Sarmersbach, deren Erträge derjenige Pastor erhielt, der am Dauner St. Georgsaltar eine Messe las.

Einmal im Jahr ist Sarmersbach für einen Tag Anlaufpunkt für Rallye-Oldtimer-Fans aus der ganzen Welt, wenn der ganze Ort Bestandteil einer Wertungsprüfung ist und so etwa 150 historische Rallye-Fahrzeuge durch das Eifeldorf preschen.


Grußwort des Ortsbürgermeisters

Liebe Besucher der 700-Jahr-Feier,

im Namen des Planungsgremiums, sowie allen freiwilligen Helfern, begrüße ich Sie recht herzlich zu unserer Jubiläumsveranstaltung. Machen Sie sich selbst ein Bild davon, in welcher mühevollen Kleinarbeit die Sarmersbacher eine Museumsscheune mit Utensilien verschiedener Epochen, sowie die alte Dorfschule hergerichtet haben. Genießen Sie die Musik des Musikvereins Boxberg, staunen Sie bei den Tanzvorführungen und beim Hillich-Schleifen der Sarmersbacher Jugend, lachen Sie mit Jupp Hammerschmidt und feiern Sie bis in die späten Abendstunden mit den Neroburgern. Neben diesen Attraktionen soll aber immer noch genügend Zeit bleiben, sich mit Freunden und Bekannten einfach nur bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen zu unterhalten. Außerdem haben viele Sarmersbacher ihre „alten Schätzchen“ aus ihrer Garage hervorgeholt. Darunter sind alte Traktoren, Motorräder und Autos aus der Oldtimer- und Youngtimerzeit. Der Montag steht ganz im Zeichen der Eröffnung des Struthwanderweges. Gemeinsam mit dem Eifelverein Daun sind Sie herzlich zu dieser ca. 16 km langen Wanderung eingeladen. Zur Verkürzung der Wanderstrecke ist es möglich, sich mit dem neuen Sarmersbacher Bürgerbus abholen oder hinbringen zu lassen. Ich hoffe, Sie zahlreich in Sarmersbach begrüßen zu dürfen in der Hoffnung, dass der Wettergott uns gut gesonnen ist.

Ihr Dieter Treis, Ortsbürgermeister


Der neue „STRUTH-WANDERWEG“

Daun. Mit dem Eifelverein Daun auf Eröffnungstour mit Einweihungsfeier des neuen Struthrundweges. Eine mittelschwere Ganztagswanderung von rd. 16 Km. Treffpunkt: Montag, den 03.10.2016, um 09:00 Uhr am Forum Daun. In Fahrgemeinschaften geht es nach Sarmersbach. Rundwanderung über den neuen Struthrundweg – Gefeller Weg – Rentnersteig – Ferkelsstrasse – Panorama Wiesenwege – Waldpfade und Forstwege; fantastische Weitblicke in die Struth sind garantiert. Eine abwechslungsreiche neu markierte Streckenführung führt vorbei an zahlreichen kulturellen Sehenswürdigkeiten. Abschluss bei Kaffee und Kuchen sowie Gegrilltem und erfrischenden Getränken. Anmeldung bei Wanderführer Winfried Balzert, Telefon: 06596-961930 oder vulkaneifel-wanderfuchs@t-online.de.


Programm anlässlich der 700-Jahr-Feier

Sonntag, den 02.10.2016

10:30 Uhr Frühschoppenkonzert des Musikvereins Boxberg

14:30 Uhr Kaffee und Kuchen

15:30 Uhr Unterhaltung mit der Eifeler Mundartsängerin „Sylvia Nels“

20:00 Uhr Unterhaltung mit der Stimmungsband „Die Neroburger“

Montag, den 03.10.2016

09:30 Uhr Offizielle Eröffnung des „Struthwanderwegs“
unter Mitwirkung des Eifelvereins Daun

14:30 Uhr Kaffee und Kuchen anschliessend „Gemütliches Beisammensein“

An beiden Tagen ist der „alte Schulsaal“ sowie die „Museumsscheune“ für Besucher geöffnet


Einwohnerentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Sarmersbach, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen.

Jahr: 1815; Einwohner: 91

1835; 122

1871; 153

1905; 141

1939; 159

1950; 151

1961; 158

1970; 181

1987; 178

2005; 192

2016; 215

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