Aufräumen mit alten Vorurteilen

Gerolstein. Vom 02. bis zum 03.12.2014 gaben die Gerolsteiner Führungsunterstützer 45 jungen Bewerberinnen und Bewerber der Karriereberatungsbüros Düsseldorf und Arnsberg, im Rahmen einer zweitätigen öffentlichen Informationsveranstaltung einen Einblick in ihre Tätigkeiten, Ausrüstung und den Tagesablauf eines Soldaten der Bundeswehr des 21. Jahrhundert. Ziel war es, die modernen Geräte und Berufe der Bundeswehr kennenzulernen und mit alten „Geschichten und Mythen“ aufzuräumen. Nicht zum ersten Mal luden die Gerolsteiner Soldaten Bewerber in ihre Kaserne ein, um den interessierten einen Überblick über den Arbeitgeber Bundeswehr zu verschaffen. Etwas ist an diesen kalten Dezembermorgen dennoch anders. In der Vergangenheit bekamen die Bewerber an einem Vor- oder Nachmittag „lediglich“ einen kompakten Überblick über die vielfältigen Ausbildungsgänge und Tätigkeiten eines Führungsunterstützers. Diesmal sah der Zeitansatz gleich zwei Tage Aufenthalt in der Eifelkaserne vor. Die Bewerber sollten die Tätigkeiten eines Führungsunterstützers kennenlernen und dabei auch selbst gefordert werden. Darüber hinaus war es dem Verband wichtig, einen generellen Eindruck über Leben und Arbeiten in einer Kaserne zu vermitteln.

In der ersten Phase wurden die 45 Bewerber vom Abteilungsleiter Personal, Hauptfeldwebel Sascha Peters und vom IT-Offizier Hauptmann Armin Koch im Lehrsaal begrüßt. Der 50-jährige Trierer Fachdienstoffizier, erklärte den jungen Besuchern zunächst einmal den Begriff „Führungsunterstützer“ und stellte den Auftrag des Verbands vor. Der Führungsunterstützer ist viel mehr als „nur ein Fernmelder“ (dies war bis vor ein paar Jahren noch die offizielle Bezeichnung). Der Führungsunterstützer ist ein IT-Speziallist, gleichzeitig aber auch ein Allrounder, der allen anderen Teilen der Bundeswehr ein „rundum Wohlfühlpaket“ an IT-Kommunikations- und Arbeitsplätzen anbieten kann.

Die Gerolsteiner sind mit ihren modernen Systemen in der Lage, sowohl einen einzelnen Soldaten mitten im Gebirge oder der Wüste, sowie ein ganzes Feldlager mit mehreren tausend Soldaten zu vernetzen, beziehungsweise telefonisch oder per Internet nach Deutschland anzubinden. Darüber hinaus sind Führungsunterstützer hoch mobil. Hauptmann Koch betonte, dass die Gerolsteiner Soldaten seit 1993 fast weltweit bei Einsätzen und Übungen eingesetzt sind. Als Beispiele nannte er Einsätze in Afghanistan, Bosnien, Usbekistan und Dschibuti, aber auch Übungen auf Kreta, Norwegen und in Kalifornien. Für diese vielfältigen Aufgaben bekämen die Soldaten eine hochwertige Ausbildung, welche auch in der zivilen Wirtschaft sehr gefragt sei. Er unterstrich, dass trotz der ganzen Ausbildung und einsatzbedingten Abwesenheit genügend Zeit für Freunde und Familie bliebe.

Im Anschluss erfolgte der praktische Anteil des ersten Informationstags, die Einweisung in die Geräte und Fernmeldesysteme des Verbands. Hierbei durften die Teilnehmer unter anderem sich selbst darin versuchen, Videokonferenzen mit dem Einsatzland aufzubauen oder sahen welche Auswirkungen schon minimale Antennenbewegungen auf die Qualität einer Verbindung mittels eines Satelliten haben. Besonderes Interesse erweckten aber nicht nur die Fernmeldesysteme der Soldaten sondern auch die Unterkünfte, Betreuungseinrichtungen und Ausrüstungsgestände. So konnten die volljährigen Bewerber sich selbst am Schießsimulator AGSHP versuchen oder erfahren wie es sich anfühlt, mit dem Nachtsichtgerät einen Hindernisparcours zu durchlaufen.

Gerade letzteres war für alle eine neue Erfahrung, nicht wenige stellten hier Vergleiche zum Nachsichtmodus bei Computerspielen wie z.B. Call of Duty her. Allerdings waren sich alle einig, dass die Realität viel herausfordernder sei und doch ein großer Unterschied zur Virtualität besteht. Am Abend des ersten Tages stand das Beziehen der Stuben. Je vier Bewerber bekamen eine Unterkunft zugewiesen. Ein gemeinsamer Abend in der Betreuungseinrichtung der Gerolsteiner Soldaten, der Gemeinschaftsheimgesellschaft, kurz GHG, beendete den ersten Tag. Hier schilderten erfahrene Soldaten nochmals ihren persönlichen Werdegang und ihre Ausbildung bei der Bundeswehr. Der zweite Tag begann, wie es in der Grundausbildung üblich mit einem umfangreichen Frühstück. Hierfür wurden die Bewerber in Gruppen zum essen geführt und zwar wie es bei der Truppe üblich ist, in Formation.

Nach dem Frühstück hieß es dann Sportanzug anlegen und im geführten Laufschritt ging es zur Sporthalle. Dort hatten die Ausbilder bereits den Basis Fitness Test (BFT) vorbereitet. Dieser besteht aus einem Sprinttest, einem 1.000-m-Lauf und dem Klimmhang. Während der ein oder andere hier bereits an seine körperlichen Grenzen stieß, hatte die große Masse keine Probleme mit dem Bestehen des Testes. Lediglich die erreichten Punkte machten den kleinen aber feinen Unterschied aus. Nach dem Mittag hatten die Interessierten abschließend die Möglichkeit, sich in persönlichen Gesprächen mit den Karriereberatern aber auch mit dem Gerolsteiner Personalfeldwebel beraten zu lassen. Hier, sowie in mehreren Pausengesprächen stellten alle Bewerber dem Verband ein durch und durch positives Feedback der Veranstaltung aus. Besondere Erwähnung fanden aber nicht nur die Geräte und Systeme sondern vor allem der normale beziehungsweise sogar freundliche Umgangston. Nicht wenige waren mit ganz anderen Vorstellungen angereist. Einige hatten teilweise von ihren Eltern alte Mythen und Geschichten gehört. Umso mehr war man überrascht, dass die Truppenküche bis zu vier unterschiedliche Menüs täglich im Angebot hatte und an dem Mythos der siebziger Jahre, Kartoffelsäcke mit der Aufschrift „nicht zum Verzehr, nur für Schweinezucht und Bundeswehr geeignet“ eben sowenig dran war, wie an dem, dass die Soldaten morgens mit eine Mülltonne aus Metall, die durch den Flur geworfen wird, geweckt werden.

Die Bewerber wurden von Oberstleutnant der Reserve Pflug verabschiedet. Zum Abschied gab es für jeden eine Urkunde zur Teilnahme am Basis Fitness Test. Gleich elf Interessierte, waren von diesen beiden Tagen so begeistert, dass sie sich direkt auf freie Stellen in Gerolstein beworben haben um sich zum Soldaten und IT-Speziallisten ausbilden zu lassen. Aufgrund des großen Erfolges der Veranstaltung sind bereits mehrere ähnliche Events in der Planung. Infos hierzu gibt es telefonisch unter 06591 102 102, oder über die jeweiligen Karrierecentren in Mainz oder Düsseldorf.

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